Diesen Roman gibt es auch zum download und dem Menüpunkt "Downloads".

 

 

 

 

 

 

Die Erde wird weinen

 

 

 

 

 

 

von Eduard Banucu

 

 

 

24.11.2019

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhalt

 

 

 

 

 

 

Vorwort 3

 

Der schwarze Messias. 4

 

Die Anarchie. 9

 

Die Massenentführung. 31

 

Der Himmel fällt auf die Erde. 35

 

Die Verfolgung. 44

 

Die Plagen. 50

 

Der 3. Weltkrieg. 63

 

Das Paradies. 67

 

Zusammenfassung der Ereignisse. 74

 

Überlebensliste für Anarchie. 76

 

Überlebensliste für Flucht 79

  79

 

 


Vorwort

 

 

 

 

 

Wer würde nicht gerne die Zukunft kennen? Alle reden davon und es gibt unzählige Varianten. Alle machen sich Gedanken über das Ende der Welt. Wird ein Asteroid die Erde vernichten? Werden wir eine zweite Eiszeit erleben? Überfallen uns Aliens? Kommt ein 3. Weltkrieg? Vernichten wir uns gegenseitig mit Atombomben? Kommt der Harmagedon oder der Antichrist?

 

Dieser Roman zeigt einen Zeitabschnitt von 7 Jahren aus der Zukunft aus der Perspektive einer Person, die mitten drin steckt und vor vielen Problemen und Gefahren steht, aber am Ende des Tunnels Licht ist. Die Frage ist, ob sie es bis dahin schafft oder nicht.

 

Die Zukunft habe ich aus Fachbüchern u. a. auch aus der Bibel, aus Prognosen, Beobachtungen und von Aussagen, Meinungen und Andeutungen von Führungspersonen und Insider, die bis jetzt ihre Pläne konsequent durchgezogen haben, zusammengestellt.

 

Die Wahrscheinlichkeit, dass alles genauso ablaufen wird, ist sehr hoch, denn sie deckt sich perfekt mit allen Quellen und alle Beteiligten, die viel Macht und Einfluss haben, streben das gleiche Ziel an.

 

Viele Experten, die über die Zukunft schreiben, sage sie nur aus ihrem fachlichen Bereich heraus und beschränken sich nur darauf. Aber die Zukunft  kann sich drastisch ändert, sobald man ihn mit dem kleinsten Ereignis beeinflusst. Deswegen muss man sie aus allen Seiten betrachten und so viele Einflüsse wie möglich einbeziehen, also sowohl finanziell, als auch wirtschaftlich, politisch und sozial.

 

Man kann dieses Buch auch als Leitfaden der Zukunft nehmen und sich sehr gut darauf vorbereiten, indem man der Hauptperson folgt. Um im wahren Leben die Spannungen aus dem Buch zu vermeiden, kann man aus den Fehlern der Hauptperson lernen.

 

Da das Buch viele Details enthält, die aus unserer Gegenwart schwer einzusehen sind, ist es auch eine Glaubensfrage, inwiefern man die Geschehnisse als Realität anerkennt oder sogar auch ganz ablehnt. Es ist somit jedem überlassen, ob er dieses Buch als Zukunftsvoraussage nimmt oder nur als eine unterhaltsame Geschichte. In beiden Fällen ist es eine Bereicherung für Jedermann. Es ist nie zu spät das Buch auch als Vorhersage zu nehmen, wenn man in den nächsten Jahren eine Parallele zwischen der Realität und dem Buch erkennt.

 

Da ich nicht Gott bin, kann ich die Zukunft nicht sehr genau vorhersagen, aber wenigstens in den wesentlichen Dingen. Es könnte daher sehr gut sein, dass sich bestimmte Ereignisse zeitlich verschieben oder vertauscht werden. Aber dass alle dieser Ereignisse eintreffen werden, steht für mich außer Frage.

 

Am Ende des Buches habe ich die Zusammenfassung der Ereignisse, die in diesem Zeitraum passieren und die Überlebenstipps angehängt, die im Laufe der Geschichte immer wieder auftauchen. Wenn man die Ereignisliste vor dem Buch liest, verliert das Buch etwas an Spannung. Die Überlebenstipps kann man auch vor dem Buch lesen.

 

 

 

 

Der schwarze Messias

 

 

 

 

 

Es war ein strahlender Sonnenaufgang über Berlin, als Ben in seiner Wohnung in einem Wohnblock aufwachte. Ben war 39 Jahre alt, ein lustiger und bescheidener Jude, der aus jeder Lage, versuchte das Beste herauszuholen und wohnte in einer Ein-Zimmer-Wohnung. Er konnte sich keine größere Wohnung leisten, weil er nicht so viel verdiente, um es sich leisten zu können, denn er bediente eine Maschine an einem Band in einer Firma, die Autoteile herstellten. Nach einem Seitensprung vor einem Jahr, trennte sich seine Freundin Sarah von ihm, die auch Jüdin war und mit der er zwei Töchter hatte. Eine hieß Abigail und war sechs Jahre alt, die andere hieß Elisabeth und war 4 Jahre alt.

 

Es war ein Tag wie jeder andere. Er stand auf, ging ins Badezimmer, zog sich an, trank seinen Kaffee und fuhr mit dem Bus zur Arbeit und stellte sich routinemäßig an seinen Platz am Band.

 

"Ben, du Jude!", hörte er hinter sich jemanden rufen und drehte sich um und erwiderte lächelnd:

 

"Eugen, du Jesusfreak! Wie war die Morgenandacht?".

 

"Wie immer, Bruder, wie immer", antwortete Eugen, während er Ben die Hand gab und fuhr fort: "Wie geht es deinen Kindern?"

 

"Wie immer, Bruder, wie immer", sagte Ben. "Hab sie seit drei Wochen nicht gesehen. Nächste Woche ist Papawochenende. Wir gehen in den Zoo."

 

Eugen stellte sich neben Ben an seinen Arbeitsplatz. "Geht Sarah mit?"

 

"Nein. Sie ist immer noch sauer auf mich."

 

"Würde ich an ihrer Stelle auch sein. Hast es voll verbockt."

 

"Egal. Gibt noch genug Frauen."

 

"Aber nur sie ist die Mutter deiner Kinder. Es geht auch um deine Kinder, du Egoist."

 

"Ja, schon. Ich warte noch ein paar Tage, bis Gras darüber gewachsen ist. Mehr als entschuldigen kann ich mich nicht."

 

"Und? Hast du es dir schon überlegt?

 

"Was denn?"

 

"Ob du mal zu einem Gottesdienst mitkommst."

 

"Ich bin Jude und stolz drauf. Mir reicht meine Religion."

 

"Ich habe dich gewarnt. Spätestens wenn ich mal nicht mehr hier sein werde und ein paar tausend Menschen und alle Kinder auf einmal verschwunden sein werden, wirst du es dir nochmal ..."

 

"Jaja. Und dann kommt der Antichrist und ganz viele Katastrophen und ein Massensterben und dann kommt dein Jesus und tötet den Antichrist. Kenn ich schon auswendig."

 

"Wie du meinst, Bruder. Sag Sarah ein Gruß, wenn du morgen deine Kinder holst."

 

 

 

Am nächsten Morgen sah Ben wie jedes Wochenende sein Frühstücksfernsehen, während er frühstückte.

 

"Gestern haben sich die arabischen Staaten nach zähen Verhandlungen, die bis 23:30 Uhr angedauert haben, endlich geeinigt. Ab sofort haben wir den zehnten und letzten Staatenbund wie die EU, Afrikanische Union, NAFTA, ASEAN und Mercusor. Bundeskanzler Merz und die Präsidentin der NAFTA Elisabeth Warren gratulierten König Mohammed bin Salman zu seinem Erfolg."

 

"Wenigsten in dieser Sache hatte Eugen recht", dachte Ben. "Jetzt haben wir wirklich den Zehn-Staatenbund, wie er behauptet hat."

 

Nach dem Frühstück, ging Ben die Kinder abholen und stand vor Sarahs Tür und klingelte.

 

"Hallo, Ben."

 

"Hallo Sarah. Hast du die Nachrichten heute schon gesehen?"

 

"Wann habe ich Zeit für so etwas, so früh am Morgen? Ich habe zwei kleine Kinder, um die ich mich alleine kümmern muss."

 

"Ja, ich weiß. Die Araber haben sich auch zu einem Staatenbund zusammengeschlossen. Jetzt ist die ganze Erde in zehn Staaten aufgeteilt."

 

"War auch zu erwarten. Den Arabern blieb ja nichts anderes übrig, nachdem sich alle anderen schon zusammengeschlossen haben. Aber hat nicht Eugen so etwas behauptet, bevor diese Zusammenschließungen losgingen?"

 

"Ja, hat er. Gestern hat er mich wieder damit genervt. Sind die Mädchen fertig?"

 

"Ich schick sie gleich raus."

 

 

 

Während Ben mit seinen zwei Töchtern im Zoo spazierte, ging ihm die Nachrichtenmeldung nicht aus dem Kopf.

 

Als er zu Hause war und die Mädchen im Wohnzimmer tobten, suchte er im Internet nach Hinweisen auf die Ereignisse, die ihm Eugen vorhergesagt hatte und tippte die Suchwörter "Antichrist, Harmagedon, 666" ein. Nachdem er ein paar Seiten und Videos durchstöbert hatte, stieß er auf eine Seite, die "Das Ende der Welt" hieß. Sie war schon über 10 Jahre alt. Darin war auch die Rede von einem Zehn-Staatenbund, dem der Antichrist folgte und danach eine Anarchie, dann wurden die Christen in den Himmel entrückt, dann wurden die Juden verfolgt, zwischendurch immer wieder Plagen, dann der 3. Weltkrieg, dann das Paradies und das alles in nur sieben Jahren.

 

"Ist doch alles Blödsinn", dachte Ben. "Jeder behauptet etwas anderes?"

 

 

 

Am Montag wurde Ben bei der Arbeit von Eugen mit einem breiten Grinsen im Gesicht begrüßt.

 

"Sag bloß nichts! Du kannst dir dein Grinsen aus dem Gesicht wischen", fing Ben an, aber Eugen grinste weiter.

 

"Sag mal Eugen, kennst du die Seite "Das Ende der Welt"?

 

"Von den Auserwählten Christen?"

 

"Ja."

 

"Die kennt mittlerweile jeder Christ. Genauer gesagt seit dem sich der erste Staatenbund zusammengeschlossen hat. Hast du sie auch gelesen?"

 

"Mehr überflogen. Was hältst du davon?"

 

"Bis jetzt hat er Recht gehabt. Oder nicht?"

 

"Schon. Aber woher will er wissen, dass als Nächstes der Antichrist kommt?"

 

"Weil das nicht nur die Bibel sagt, sondern auch Politiker der westlichen Staatenbunde. Natürlich wollen sie keinen Antichrist, sondern eine Weltherrschaft unter einem einzigen Präsidenten. Aber gerade der wird sich später als Antichrist entpuppen."

 

"Und wann kommt er?"

 

"In den nächsten Tagen oder Wochen."

 

"Wie soll das gehen? Die Amtszeit vom Merz ist erst in 2 Jahren vorbei."

 

"Das hat heutzutage nichts mehr zu bedeuten."

 

"Warten wir es ab."

 

 

 

In den nächsten Tagen überschlugen sich die politischen Ereignisse in den Nachrichten und die Zeitungen Titelten ihre Artikeln:

 

"Verteidigungsminister Rotschild wirft Bundeskanzler Merz Insiderwissen an Blackrock verraten zu haben"

 

"Schmutziger Machtkampf: Rotschild gegen Merz"

 

"Merz tritt wegen Blackrock-Affäre zurück"

 

"Gabriel Rotschild kandidiert für die nächste Kanzlerwahl"

 

 

 

Bis jetzt hatte sich Ben nicht sehr viel um Politik interessiert, aber dieser plötzliche Wandel hat ihn aufhorchen lassen. Im Internet wurde behauptet, dass Rotschild Jude wäre und in Bethlehem geboren sei und natürlich wie alle Staatsoberhäupter Mitglied der Illuminaten. Das erstaunlichste aber war, dass sein Name durch irgendwelche wilden Formeln die Zahl 666 ergeben soll. Das würde alles zum Antichristen passen, aber wie soll man wissen was wahr ist und was Fake News sind? Und von welchem Präsidenten wurde nicht behauptet, dass er der Antichrist sei?

 

 

 

Im Laufe der letzten Tage kamen sich Ben und Sarah wieder etwas näher und verabredeten sich an diesem Abend zum Ausgehen. Sarahs Mutter passte auf die Mädchen auf. Sie kam dafür extra aus dem vierzig Kilometer entfernten Teupitz, wo sie mit ihrem Mann in einem Einfamilienhaus wohnte.

 

Sie gingen zu fuß zum Restaurant. Nach einem kurzen Smalltalk wollte Ben wissen, wie Sarah über Rotschild dachte.

 

"Du weißt doch, dass mich Politik nicht interessiert. Die machen sowieso alles was sie wollen und alle Parteien ziehen am gleichen Strang, obwohl sie sich offiziell so stark unterscheiden. Es spielt keine Rolle, wen man wählt. Am Ende macht jede Partei alles genauso wie die letzte und nichts ändert sich zum Besseren", antwortete sie ihm.

 

"Mich hat es auch nicht interessiert, aber jetzt passt alles zu den Vorhersagen von politischen und wirtschaftlichen und religiösen Experten."

 

"Von mir aus. Davon kann ich mir trotzdem nichts kaufen."

 

"Jetzt nicht. Aber was ist, wenn Rotschild als erste Amtshandlung einen Krieg beginnt und sogar drei Staatenbünde angreift? Als Verteidigungsminister hat er schon die Bundeswehr stark aufgerüstet und die Wehrpflicht wieder eingeführt. Jetzt hat Deutschland eines der größten Armeen."

 

"Warum sollte er drei Staatenbünde angreifen?"

 

"Keine Ahnung. Das stand so im Internet. Vielleicht um die Weltherrschaft zu bekommen, falls die Staatenbünde sie ihm nicht freiwillig geben."

 

"Ich glaube nicht, dass sich Deutschland mit einem drittel der Welt auf einmal anlegen kann. Da wird dich jeder auslachen."

 

Sie kamen am Restaurant an und bestellten ihr Essen. Ben brannte schon die ganze Zeit eine Frage unter die Fingernägel: "Was denkst du über uns?"

 

"In welcher Sache?", fragte Sarah.

 

"Na unsere Beziehung. Wie soll es weiter gehen?"

 

"Ich hab schon gemerkt, dass du dir Mühe gibst und die Mädchen sind verrückt nach dir. Ich meine unsere Mädchen."

 

Beide lachten und Ben sagte: "Ach, die anderen Mädchen eigentlich auch."

 

Sarah warf ihm einen giftigen Blick zu.

 

"Das war nur Spaß. Reg dich wieder ab."

 

"Ich weiß. Ich habe auch nur Spaß gemacht. Ich denk darüber nach, ob wir wieder zusammenziehen können."

 

"OK. Sage bescheid, wenn du so weit bist."

 

Der Kellner kam mit dem Essen. Der restliche Abend verlief romantisch und Ben brachte Sarah wieder nach Hause.

 

 

 

Als Ben wieder zu Hause war, las er sich die Seite "Das Ende der Welt" noch ein mal genauer durch. Da stand, dass der Angriff auf die drei Staatenbünde gleich eine Anarchie auslösen wird und kein Strom und Wasser fließen wird und die Menschen plündern und morden werden, um zu überleben. Am Ende der Seite standen eine Zusammenfassung aller Ereignisse und eine Liste mit Überlebenstipps, die sich Ben ausdruckte. Denn er dachte sich, dass er nicht mehr die Möglichkeit haben wird, wenn es kein Strom mehr gibt. Er fing auch an, sich anhand der Überlebenstipps vorzubereiten. Dafür musste er zuerst eine Unterkunft außerhalb der Stadt haben, um den Plünderungen zu entgehen. Da fielen ihm gleich Sarahs Eltern ein, die in Teupitz wohnten. Aber er verstand sich nicht sehr gut mit ihnen, denn sie nahmen ihm das Fremdgehen übel.

 

"Dann werde ich mich wohl alleine durchschlagen müssen", dachte er. "Sarah und die Mädchen werden bei den Eltern gut aufgehoben sein."

 

Bei der Arbeit gab es unter den Kollegen kein anderes Thema. Man merkte, dass diese Sache alle beschäftigte.

 

"Wen wirst du wählen, Ben?", fragte ihn ein Kollege im Vorbeigehen.

 

"Meine Tochter", sagte Ben lächelnd.

 

"Ich wähle den Messias", rief ihm sein Kollege hinterher.

 

Als Ben an seinem Arbeitsplatz angekommen war, fragte er Eugen nachdenklich: "Weißt du etwas von einem Messias?"

 

"Siehst du kein YouTube? Rotschild soll euer jüdischer Messias sein, sagen manche. Alle Hinweise sollen darauf deuten. Außerdem hat er die besten Aussichten bei den Wahlen. Der putscht sich halber an die Macht und trotzdem lieben ihn alle. Sieht für mich aus wie Hitlers Karriere nur ohne Gefängnis."

 

Beide lachten.

 

"Am Sonntag werde wir es ja sehen", sagte Ben. "Hast du dich schon auf die Anarchie vorbereitet?"

 

"Na klar. Wir bilden eine Wohngemeinschaft mit ein paar Christen aus unserer Gemeinde. Einer von uns hat einen Bekannten, der ein Gasthaus auf dem Land hat, wo wir alle Platz haben und gut versorgt werden. Und du?"

 

"Weiß noch nicht. Muss noch mit Sarah reden."

 

 

 

Am Sonntag, Mitte Mai, gewann Rotschild die Wahl mit einer deutlichen Mehrheit und zeigte ständig das Dreieckszeichen, die er mit seinen flachen Händen bildete, die er wie ein Siegeszeichen hoch hielt, so wie Merkel mit ihren Händen und alle VIPs auch.

 

 

 

 

Schon am nächsten Tag flog Rotschild nach Washington, um mit NAFTA-Präsidentin Elisabeth Warren im Weißen Haus zu sprechen. Bei der anschließenden Pressekonferenz sagte Warren: "Wir hatten ein sehr gutes Gespräch und ich halte sehr viel von Gabriel. Er ist sehr klug und kompetent und alle lieben ihn. Wir haben deswegen beschlossen, eine globale Regierung unter seiner Herrschaft aufzurichten und fordere alle anderen Staatenbunde auf, sich uns anzuschließen. Wir würden alle nur Vorteile davon haben und einen weltweiten Frieden, wovon die Menschheit schon immer geträumt hat. Das ist jetzt unsere Chance, die wir ergreifen müssen. Frieden für alle!"

 

Am Ende ihrer Rede hob sie ihre Hände hoch und zeigte das Dreieck Rotschilds.

 

Die Antwort der anderen Staatenbünde ließ nicht lange auf sich warten. Die EU und Australien stimmten dem Vorschlag zu. Die Russische Föderation, der Arabische und der Mittelasiatische Staatenbund lehnten ab und die anderen Staatenbünde enthielten sich vorerst.

 

 

 

Als Ben am Samstagmorgen wie immer den Fernseher einschaltete, kam eine Eilmeldung nach der anderen und alle Sender berichteten über einen Krieg. Es hieß, dass Rotschild, in Folge der sich zugespitzten Spannungen in den letzten Jahren zwischen den westlichen und den östlichen Staatenbünde, die Russische Föderation, den Mittelasiatischen Staatenbund und den Arabischen Staatenbund den Krieg erklärt hat und sie mit ihren eigenen Waffen geschlagen hat. Dabei hat er von einem Hackerteam die Atomwaffen dieser Staatenbünde unter seiner Kontrolle gebracht und in Russland, China und Iran jeweils eine Atomrakete pro Stunde in ihren Bunkern hochgehen lassen, bis sie bedingungslos kapitulierten. Am nächsten Tag schickte Rotschild seine politische Friedenstruppe in allen Staatenbünden, die einen Friedensvertrag für sieben Jahren unterzeichnen sollten. Alle unterschrieben ihn. Manche aus Solidarität und manche aus Furcht.

 

Somit war Rotschild der neue Herrscher über die Erde und ließ sich als den Weltfriedenbringenden Messias feiern und genehmigte den Abriss der al-Aqsa-Moschee und des Felsendoms auf den Jerusalemer Tempelberg und den Bau des dritten jüdischen Tempels, der in sechs Monaten fertig gestellt sein würde. Für die muslimischen Staaten war das eine große Erniedrigung, aber ganz Israel und alle Juden auf der ganzen Welt gingen auf den Straßen und jubeln, tanzen und riefen: "Rotschild, unser Messias."

 

 

 

Nach ein paar Tagen wurde ein Anschlag auf Rotschild verübt und er starb und die ganze Welt trauerte. Niemand wusste Details über den Anschlag und Vieles wurde von der Regierung und den ermittelnden Behörden verschwiegen.

 

Aber nach drei Tagen stand er plötzlich von den Toten auf und lief umher, als ob er nie tot gewesen sei und es glaubten noch mehr Menschen, dass er der Messias sei und unsterblich. Es gab Gerüchte und Verschwörungstheorien, dass er gar nicht tot war, sondern nur so tat und dass er sogar den Anschlag selbst inszeniert hätte. Das wurde von Rotschild und allen Behörden und Politikern dementiert und als Rufmord bezeichnet.

 

 

 

Kurz danach tauchte ein selbst ernannter Prophet auf, der sich nur Elia nannte und tat Wunder wie ein Prophet. Er behauptete, der auferstandene Elia aus dem Alten Testament zu sein und dass das Tausendjährige Reich des Messias' begonnen hätte. Auch er zeigte ständig Rotschilds Dreieckzeichen. Er sagte ständig, dass Rotschild der Messias sei und ihn alle anbeten sollen, damit Frieden auf der Erde sei. Er heilte kranke Menschen und trieb Dämonen aus wie Jesus, aber lästerte Jesus und Gott und verfluchte sie. Er hielt jeden Tag eine Ansprache im Fernsehen und jeder Fernseh- und Radiosender strahlte sie gleichzeitig aus. Darin forderte er immer wieder, dass alle Nationen eine Statue des Antichristen bauen sollen, die in jeder Stadt stehen sollen. Die Stadt, die keine Statue hätte, würde keinen Frieden haben und ihnen würden staatliche Subventionen gestrichen. Das Gleiche galt für Unternehmen und Behörden weltweit. Immer mehr Städte und Unternehmen und Behörden errichteten diese Statue und Rotschild zeigte sich für jede Statue mit einer großen Spende erkenntlich. Kritiker sprachen von Bestechung und Veruntreuung der Steuern und nannten Elia Hitlers Propagandaminister Göbbels.

 

 


Die Anarchie

 

 

 

 

 

Ben wusste nicht was er von all dem halten soll. Er war Jude und musste sich eigentlich freuen, dass der Messias der Juden endlich da war, auf den sie so lange gewartet hatten. Andererseits passte es auch mit allen Vorhersagen der Christen überein, die behaupten, dass er der Antichrist wäre und sein Name rechnerisch 666 ergab. Sarah war wie alle Juden von Rotschild begeistert und ihre Eltern auch.

 

Ben wollte kein Risiko eingehen und ging die Liste mit den Überlebenstipps während der Anarchie durch. Er dachte, es könne nicht schaden. Wenn doch keine Anarchie kam, konnte er davon die nächsten Wochen und Monate leben und hätte nichts verloren. Also ging er einkaufen und füllte drei Einkaufswagen voll mit Dosengerichte, Nudeln, Reis, Kartoffeln, Öl, Mehl, Zucker, Marmelade, Feuerzeuge, Taschenlampen, Batterien und Hygieneartikeln und Pfefferspray. Vom Baumarkt kaufte er einen Bollerwagen, um alles transportieren zu können und verstaute alle in seinen Keller.

 

"Jetzt kann die Anarchie kommen", dachte er und war mit seiner Leistung zufrieden.

 

 

 

Es vergingen Tage, aber es passierte nichts. Elia machte eine Tournee durch alle Metropolen der Erde und predigte jeden Tag in einer anderen Stadt für Rotschild. Die Weltwirtschaft nahm stark zu, es gab keine Kriege mehr, keine Hungersnöte, alle Menschen waren zufrieden und der Tempel war fast fertig. Alle Vorhersagen schienen falsch zu sein und die Kritiker wurden immer leiser und es gab keine neuen Verschwörungstheorien über Rotschild.

 

 

 

Am nächsten Montag bekam Ben einen Anruf von seinem Rabbi.

 

"Ben, mein Bruder, wie geht es dir?"

 

"Danke, gut, Rabbi."

 

"Wir haben dich schon lange nicht mehr in der Synagoge gesehen. Ist alles in Ordnung?"

 

"Ja, alles Bestens."

 

"Das freut mich. Ich habe angerufen, um dich zu fragen, ob du mit unserer Gemeinde zur Tempeleinweihung am nächsten Sabbat mitkommst. Da wird der Tempel fertig sein. Wir organisieren eine Gruppentour. Das erlebst du nur ein Mal im Leben. Unser Messias wird auch da sein und eine Rede halten. Was sagst du?"

 

"Ja ... danke ... ich weiß nicht. Ich hab aber dafür nicht genug Geld. Ich habe einen Helferjob und bekomme nur Mindestlohn und muss noch für meine Töchter Unterhalt bezahlen. Ich habe nicht ein mal ein Auto. Für die Reise müsste ich ein paar Jahre sparen. Tut mir leid, Rabbi. Ich wäre sonst gerne mitgekommen."

 

"Ist schon OK, Ben. Kein Problem. Verstehe ich. Die Gemeinde hätte dir finanziell sicher geholfen, aber wir haben alle unsere Ersparnisse dem Tempelbau gespendet, so wie alle anderen Gemeinden. Vielleicht organisieren wir in einem Jahr wieder eine Gruppentour. Dann kannst du dabei sein."

 

"Das wäre nicht schlecht, Rabbi. Ich werde es im Auge behalten. Trotzdem danke für das Angebot."

 

"OK, Ben. Wir werden viele Fotos und Videos machen und sie in der Gemeinde zeigen, wenn wir wider da sind. Würde mich freuen, wenn du auch kommen würdest. Mach's gut, Bruder. Shalom."

 

"Ja, du auch Rabbi. Shalom."

 

 

 

Am Samstag war Ben bei Sarah, denn sie wollten sich die Tempeleröffnung zusammen live im Fernsehen ansehen.

 

"So ein Fest hat die Menschheit noch nie gesehen", sagte Ben. "Ganz Jerusalem ist voll mit Menschen und alle Wiesen und Äcker um Jerusalem sind voll von Zelte und Wohnwägen in einem Umkreis von dreißig Kilometer und alle Unterkünfte in ganz Israel sind bis auf das letzte Bett belegt."

 

"Die meisten Menschen kommen nicht einmal in die Nähe des Tempels", fügte Sarah hinzu.

 

"Die Bildschirme, die in der ganzen Stadt verteilt sind, machen auch keinen Unterschied zu unserem Fernseher im Wohnzimmer. Wir haben es nur bequemer. Haben nichts verpasst", antwortete Ben und fuhr fort: "Guck mal, wie sie alle vor Rotschild auf die Knie fallen und ihn anbeten. Und was soll immer dieses dumme Zeichen? Jetzt machen das alle wie den Hitlergruß. Da ... unsere Mädchen machen das auch schon. Hast du es ihnen beigebracht?"

 

"Das haben sie aus dem Fernsehen und dem Kindergarten. Wieso? Was ist so schlimm daran?"

 

"Ich weiß nicht. Irgendetwas stört mich da. Da passt was nicht."

 

"Du denkst immer noch, dass deine Verschwörungstheorien über Rotschild und die Endzeit stimmen. Niemand spricht mehr darüber. Was sagt Eugen dazu?"

 

"Er hält immer noch daran fest. Er sagt, wir sind jetzt in der Trübsal, seit dem alle den Friedensvertrag unterschrieben haben. Dreieinhalb Jahre danach wird Rotschild den Tempel mit satanischen Ritualen schänden und Satan anbeten und sich als Antichrist zu erkennen geben und dann wird er die Juden jagen. Schlimmer als Hitler."

 

"Und wo bleibt dann die Anarchie, von der er immer spricht? Der mit seinem Jesus. Der labert nur Mist."

 

"Wie geht es deinen Eltern? Warum bist du nicht bei ihnen an so einem großen Tag?"

 

"Die sind auch nach Jerusalem geflogen und wollen dort noch eine Woche bleiben und beim Opfern zusehen."

 

"Achso. Wusste ich nicht."

 

 

 

Am gleichen Tag, als Rotschild wieder in Berlin war, gab er den Befehl zur Mobilmachung der Bundeswehr ohne jemanden einen Krieg zu erklären oder eine Marschrute bekannt zu geben. Die Armee sollte sich zum Ausrücken bereithalten. Die Reservisten wurden eingezogen, die Waffen wurden geladen und aufgerüstet, die Fahrzeuge betankt und die Soldaten bis an die Zähne bewaffnet.

 

Die ganze Welt sah zu und niemand wusste was das soll. Es gab anscheinend geheime Befehle an die Truppenkommandeure, denn die Soldaten wussten selber nicht was los war. Alle Menschen waren aufgeregt und wussten nicht, wie sie sich verhalten sollen. Im Fernsehen gab es wilde Theorien, dass Rotschild wie Hitler Polen überfallen will oder gleich Russland angreift, um sich wegen dem 2. Weltkrieg zu rächen und da weiter zu machen, wo Hitler aufgehört hatte. Andere widersprachen dieser Theorie mit der Begründung, dass ihm schon die ganze Welt gehört. Wen wollte er noch angreifen? Er würde sich selbst angreifen. Es gab auch keinen Feind mehr und auch keine politischen Spannungen.

 

 

 

Genau eine Woche nach dem Mobilmachungsbefehl ertönten in ganz Deutschland plötzlich alle Sirenen auf einmal und alle Kasernentore wurden geöffnet und die Truppen schwärmten aus wie Ameisen aus einem Ameisennest, wenn man mit einem Stock hinein sticht. Alle Menschen flohen in ihre Häuser und verbarrikadierten sich. Die Städte schienen wie ausgestorben. Man sah nur noch Truppen, die Deutschland in allen Richtungen verließen und in allen benachbarten Staaten eindrangen und plündernd, vergewaltigend und mordend weiterzogen. Ganz Europa wurde von der Bundeswehr überrannt und kein Staat wagte seine Armee gegen die Bundeswehr zu mobilisieren, denn sie wollten nicht das Gleiche erleben, wie die drei Staatenbünde, die immer noch mit radioaktiv verseuchten Gebieten zu kämpfen hatten. Außerdem schien Rotschild unsterblich zu sein. Deswegen verkrochen sich alle Oberhäupter in ihre Bunker und ließen die Plünderungen über ihr Land ergehen.

 

 

 

Ben war sich sicher, dass das der Beginn der Anarchie war. Die Nachrichten sagten, dass alles zum Erliegen gekommen ist. Die Börsen und Banken wurden geschlossen, nachdem alle Aktien auf Null sanken und Panik an den Börsen ausbrach, die Unternehmen bekamen kein Geld mehr von den Banken, die Logistik kam zum Erliegen und es wurden auch keine Lebensmittel mehr hergestellt oder transportiert. Alle Menschen wurden aufgerufen zu ihrer eigenen Sicherheit zu Hause zu bleiben und zu warten, bis sich die Lage beruhigt hatte. Die Telefonnetze brachen zusammen und es brach Panik in der Bevölkerung aus. So ging es allen Staaten auf der ganzen Erde.

 

Die Menschen fingen an Rotschild als Psychopathen zu beschimpfen. Er konnte nicht der Messias sein. Statt Frieden hat er Anarchie auf der ganzen Welt gebracht. Alle waren sehr enttäuscht von ihm. Was sollten diese Überfälle? Wenn er etwas haben wollte, konnte er es sich einfach nehmen ohne zu plündern und zu vergewaltigen und zu morden.

 

 

 

Am nächsten Tag gab Rothschild eine Pressekonferenz: "Die Erde ist überbevölkert. Deswegen muss ein viertel der Menschen sterben, damit die anderen Menschen überleben können. Die Selektierung überlasse ich den Bürgern und der Natur und lege die Regierung für ein Jahr auf Eis. Das heißt, dass den Bürgern alles erlaubt ist und alle Gesetze außer Kraft gesetzt werden und dass es während dieser Zeit keine Konsequenzen für Vergehen gibt. Das gilt so lange, bis die Sirenen wieder ertönen. Heute um Mitternacht werden der Strom und das Wasser abgeschaltet. Die Polizei wird nach Hause geschickt und jeder ist ab sofort auf sich alleine gestellt. Mögen die Stärkeren überleben."

 

Also war das eine offizielle Dezimierung und Säuberung der Menschheit von den Schwachen und Armen. Die Gefängnisse wurden geöffnet und die Gefangenen wurden frei gelassen und alle Gefängniswärter gingen nach Hause, so wie alle Polizisten und Staatbedienstete. Die Menschen plünderten zuerst die Lebensmittelgeschäfte und dann die Baumärkte, um Baumaterial für ihre Verbarrikadierungen zu besorgen. Alle waren zuerst damit beschäftigt, sich mit Lebensmittel einzudecken. Überall hetzten die Menschen auf den Straßen und in den Geschäften, Unfälle überall und die ersten Schlägereien hier und da.

 

"Also hatten die Christen doch Recht", dachte Ben. "Ein bisschen später als angekündigt, aber die Anarchie ist doch gekommen. Gut, dass ich vorgesorgt habe. Ich werde ab sofort nicht mehr an die Vorhersagen zweifeln."

 

Dabei musste er an Sarah und die Mädchen denken.

 

"Ich muss zu ihnen. Sie sind alleine und machen sich sicher sorgen. Ob es ihre Eltern nach Hause geschafft haben oder sie in Israel für ein Jahr gefangen sind? Mal sehn, was die Überlebenstipps sagen. Wo hab ich sie hingelegt? Da sind sie. Wir haben noch vier Stunden Strom. So lange druck ich mir den ganzen Vortrag über das Ende der Welt aus. Ab jetzt keine Überraschungen mehr."

 

Nachdem Ben den Vortrag ausgedruckt hatte, sah er sich die Überlebensliste an und verinnerlichte sie. Demnach musste er als Erstes aus der Stadt hinaus in eine ruhige Gegend. Er packte den Bollerwagen mit den Lebensmitteln voll, schraubte den Besenstiel vom Besen ab und befestigte ein großes Küchenmesser an seinem Ende mit Klebeband und Drähte, um ihn als Speer zu benutzen. Dann packte den Rucksack nach der Überlebensliste, steckte das Pfefferspray in seine Jackentasche, um es griffbereit zu haben, druckte sich eine Liste aus dem Internet mit essbaren Wildpflanzen aus und packte sie mit dem Vortrag und der Überlebensliste in den Rucksack. Er kam sich bei den Vorbereitungen wie Rambo vor, der sich auf einen Angriff vorbereitete oder wie MacGyver.

 

Sobald es dunkel wurde machte er sich auf den Weg zu Sarah, um wenigstens von weitem nicht gesehen zu werden. Die Straßen waren Menschenleer. Überall lag Müll herum und wurde vom Wind zerstreut. Man hörte nur den Wind.

 

"Das ist ja wie in einem Endzeitfilm. Ich bin eindeutig im falschen Film", dachte Ben.

 

Er ging so schnell er konnte, um den Angreifern keine Zeit zu lassen ihn anzugreifen. Irgendwo in der Nähe zerbrach ein Fenster und man hörte Menschen schreien und Hunde bellen. Ben lief noch schneller und hielt seinen Speer noch fester in seiner rechten Hand, während er mit der linken den Bollerwagen zog.

 

"Einen Hund zu haben wäre jetzt nicht schlecht oder sogar zwei oder ein ganzes Rudel", dachte er. "Hoffentlich ist den anderen nichts passiert."

 

Bei dem Gedanken wurde er unruhig. Aber das war gut so, denn das ließ ihm das Adrenalin hochsteigen und so konnte er schneller laufen.

 

"Hey, da ist einer!", hörte er plötzlich hinter sich jemand rufen. "Los, schnappt ihn euch."

 

Als er sich umdrehte, sah er schon drei dunkle Gestalten auf sich zurennen. Er drehte sich wieder um und rannte so schnell er konnte. Die Gestalten näherten sich immer mehr.

 

"Ich bin zu langsam. Der Bollerwagen hält mich auf. Aber ich kann ihn nicht zurücklassen. Dann kann ich mich und meine Familie gleich umbringen."

 

Nach ein paar Sekunden hatten ihn die Gestalten erreicht und angehalten, indem sie ihn umzingelten. Sie waren alle vermummt und jeder hatte ein Messer in der Hand.

 

"Feiglinge. Die sollen wenigstens ihre Gesichter zeigen."

 

Ben ließ den Bollerwagen los und hielt den Speer mit beiden Händen ganz fest vor sich und ging in Angriffstellung.

 

"Was wollt ihr?", fragte Ben.

 

"Was hast du denn da?", fragte einer von ihnen.

 

Das war wahrscheinlich der Anführer. Sie liefen ständig um Ben herum, um ihn zu verunsichern.

 

"Das sind ein paar Sachen für meine Familie, damit wir überleben."

 

"Wir wollen aber auch überleben. Gib uns den Wagen und deinen Rucksack, dann lassen wir dich gehen."

 

"Könnt ihr vergessen. Dann kann ich mich ja gleich umbringen."

 

"Falsche Entscheidung. Jetzt wirst du sterben und wir bekommen trotzdem deine Sachen."

 

Die Drei wurden immer hektischer und wollten Ben angreifen, aber Ben hielt sie mit dem Speer auf Distanz.

 

"Ein Hoch auf den Schreiber der Überlebenstipps. Der Speer war eine gute Idee."

 

Er fuchtelte mit dem Speer hin und her in Richtung der Angreifer und sie trauten sich nicht sich zu nähern.

 

"So einen Speer brauchen wir auch, ihr Idioten", sagte der Anführer zu seinen Kameraden. "Wieso sind wir nicht selbst darauf gekommen? - Wir können dieses Spielchen bis morgen Früh spielen. Du bekommst noch eine Chance abzuhauen und deine Sachen hier zu lassen."

 

Da fiel Ben das Pfefferspray ein. Er griff mit einer Hand in seine Jackentasche und sprühte gleich auf seine Angreifer los. Zwei von ihnen hatte er erwischt. Die konnten nichts mehr sehen und schrien, weil ihre Augen juckten. Der andere war zu feige, um noch alleine anzugreifen und hielt sich zurück. Ben nutzte diese Sekunden, um zu flüchten. Er packte den Bollerwagen und rannte so schnell er konnte weg.

 

"Das war knapp. Ich hätte sie abstechen sollen, diese Schweine. Einer nach dem anderen."

 

Ben war voller Wut, aber auch Erleichterung, dass er entkommen ist. Nach ein paar Minuten erreichte er die Wohnung von Sarah. Es war schon nach Mitternacht. Die Stadt war vollkommen dunkel. An manchen Fenstern sah man noch schwache Lichter flackern.

 

"Die haben sicher Kerzen. In Sarahs Wohnung brennt kein Licht. War ja klar. Sie hat nicht vorgesorgt. Was hätte sie gemacht, wenn ich nicht gekommen wäre? Oder ist sie gar nicht da? Ist sie schon zu ihren Eltern gegangen? Dann wäre sie ausgeplündert worden und würde zu fuß nicht weit kommen, schon gar nicht vierzig Kilometer weit. Ich muss von der Straße weg. Die Klingel geht nicht und sie wohnt ganz oben im dritten Stock. Rufen kann ich nicht, sonst kommen noch mehr von diesen Plünderern. Ich brauche Steine."

 

Ben sah sich um. Er fand keine Steine.

 

"Das ist typisch Deutschland. Nicht einmal einen Stein findet man auf der Straße. Was mach ich jetzt? Ah, ich hab's. Ich schlag mir mit dem Speer ein paar Stücke von dem Putz von der Hauswand herunter."

 

Mit ein paar wenigen Hieben, hatten sich schon ein paar Stücke losgelöst. Er warf sie an Sarahs Wohnzimmerfenster.

 

"Ja! Sie kommt."

 

Sarah machte das Fenster auf und steckte den Kopf heraus.

 

"Wer ist da?", rief sie.

 

"Psssssst. Bist du verrückt? Schrei nicht so herum! Oder willst du, dass ich abgestochen werde? Ich bin's. Mach die Tür auf!"

 

"Ben? Bist du das?"

 

"Jaaaa. Mach schnell auf! Beeil dich!"

 

"OK. Ich komm runter."

 

Nach ein paar Sekunden ging die Tür auf.

 

"Was hast du da mitgebracht? Ist das ein Speer?"

 

"Lass mich erstmal rein und mach schnell die Tür zu. Pack den Bollerwagen hinten an. Wir müssen ihn in deine Wohnung hochschleppen."

 

"Boah, ist der schwer. Was hast du da drin?"

 

"Unsere Lebensversicherung."

 

In der Wohnung angekommen, machte Ben erstmal die Tür zu und verriegelte sie.

 

"Wo sind die Mädchen?"

 

"Sie schlafen. Wo sollen sie sonst sein?"

 

Ben machte leise die Tür zum Kinderzimmer auf, um sich zu vergewissern, dass es den Mädchen gut ging. Sie schliefen ruhig und tief. Dann ging er ins Wohnzimmer.

 

"Hast du keine Kerze oder so was?"

 

"Woher denn? Was ist jetzt mit den ganzen Sachen, die du mitgebracht hast?"

 

"Du glaubst nicht, was ich erlebt habe. Das ist der reinste Weltuntergang da draußen. Hast du die letzte Rede von Rotschild gesehen?"

 

"Welche Rede? Wann hat er etwas gesagt? Ich weiß nur, dass der Strom seit Mitternacht nicht mehr geht und das Wasser auch nicht."

 

"Wenn ich nicht da wäre, würdest du sicher in drei Tagen tot sein."

 

"Was soll das jetzt heißen? Ich habe zwei Kinder, die ich versorgen muss und der Fernseher läuft nicht den ganzen Tag. So viel Geld für Strom habe ich nicht. Sag schon. Was hat er gesagt? Was ist hier los?"

 

"Dein Messias ist ein Spinner. Ein Psycho. Er hat offiziell die Anarchie eingeläutet, weil zu viele Menschen auf der Erde leben. So wie es jetzt ist, wird es ein Jahr lang bleiben, bis ein viertel der Menschen tot sind. Der hat sie nicht mehr alle."

 

"Willst du mich veralbern?"

 

"Sieh dich mal um."

 

"Was machen wir jetzt?"

 

"Keine Sorge. Ich hab einen Plan und habe vorgesorgt. Im Bollerwagen ist Essen für uns für ein paar Wochen. Wir müssen sehen, dass wir zu deinen Eltern kommen. Raus aus der Stadt. Sie wohnen ruhig und abgelegen. Da wird es nicht so schlimm sein mit den Plünderungen. Sind deine Eltern zurückgekommen?"

 

"Weiß ich nicht. Sie hätten gestern zurückfliegen müssen. Als ich sie heute anrufen wollte, ist das Netz ausgefallen. Seit dem sind alle Handys und Telefone tot."

 

"OK. Macht nichts. Wir werden sehen, ob sie da sind. Heute bleiben wir noch hier. Morgen wenn es dunkel wird, müssen wir los. Jetzt gehen wir erstmal schlafen und dann packen wir ein, was wir mitnehmen. Bin ich froh, dass es euch gut geht. Da draußen ist die Hölle."

 

Die Nacht verlief weitgehend ruhig. In der Ferne hörte man immer wieder Menschen schreien und Poltergeräusche. Ein Mal fielen auch Schüsse.

 

"Papa, Papa. Du bist da!" Ben öffnete sein Augen und sah seine Töchter auf ihm herumspringen.

 

"Ach, ihr kleinen Racker. Ihr habt mich geweckt. Kommt her! Kuschelzeit."

 

Er stürzte sich auf die Mädchen und kitzelte sie, während sie lachten und schrien. Da fiel Ben wieder die gefährliche Lage ein, in der sie sich befanden.

 

"OK, ihr Stinkekäfer. Wir müssen ab jetzt immer leise sein. Habt ihr verstanden?"

 

"Warum? Wir wollen nur spielen."

 

"Ich weiß. Aber draußen gibt es böse Menschen, die uns böse Sachen antun wollen. Sie dürfen nicht hören, dass wir hier sind, sonst kommen sie her. OK?"

 

"Warum sind die Menschen böse?"

 

"Weil ... weil ... weil sie böse geworden sind. Habt ihr schon gefrühstückt?"

 

"Nein, Mama macht gerade Frühstück."

 

"Und was gibt es leckeres? Kommt, wir gucken mal. - Morgen, Sarah."

 

"Morgen. Du hast aber lange geschlafen."

 

"Du hattest auch nicht die Nacht, die ich gehabt habe. Wie viel Wasser haben wir noch?"

 

"Sechs Flaschen oder so. Eine habe ich heute für die Klospülung genommen."

 

"Mach das nicht. Wir brauchen es zum Trinken. Vergiss die Spülung. Wir hauen heute sowieso ab. Von mir aus kann die Toilette explodieren. Apropos Toilette. Was stinkt hier so?"

 

"Kommt von Draußen. Vielleicht haben die Bauer wieder ihre Gülle auf die Felder gestreut."

 

"Klar. Die Welt bricht zusammen und die haben nichts Besseres zu tun, als Kacke zu zerstreuen. Ich glaube das kommt aus der Kanalisation. Kein Wunder. Die Kläranlagen stehen still. Die Kanalisation muss schon voll sein."

 

"Iiii. Kacke", riefen die Mädchen und hielten ihre Nasen zu.

 

"Ihr könnt euch schon mal daran gewöhnen. Das wird noch schlimmer, ihr Pupser," sagte Ben.

 

"Und das soll ein Jahr so gehen?", fragte Sarah.

 

"Hat der Psycho auf jeden Fall so gesagt. Bis die Sirenen wieder ertönen, so wie gestern."

 

"Hab ich einen Schreck bekommen, als ich sie gehört habe. Ich dachte, wir werden angegriffen."

 

"Das ist nur der Anfang."

 

 

 

Es klopfte an der Tür. Sarah wollte aufstehen und auf machen. "Stopp!", flüsterte Ben. "Ich gehe. Seid alle ganz leise."

 

Ben sah durch den Türspion.

 

"Sarah, komm mal her!", flüsterte er. "Kennst du die Frau?"

 

Sarah sah auch durch den Spion.

 

"Das ist meine Nachbarin von nebenan."

 

"Frag sie was sie will, aber mach nicht auf."

 

"Hallo Klaudia. Tut mir leid, aber ich kann jetzt die Tür nicht auf machen. Was willst du?"

 

"Hallo Sarah. Ich will nicht stören. Mir ist nur das Brot ausgegangen. Ich gehe sonst jeden Morgen zum Bäcker, aber die haben ja alle geschlossen. Hast du vielleicht noch etwas? Nur ein Stück für meine Kinder."

 

Ben schüttelte hektisch den Kopf und winkte mit den Händen ab.

 

"Ich hab auch nicht mehr viel und brauch den Rest selber für meine Kinder. Ich hoffe, du verstehst das. Tut mir echt Leid."

 

"Oh, schade."

 

"Frag doch mal die anderen Nachbarn. Vielleicht haben sie noch etwas."

 

"Andreas habe ich schon gefragt und die anderen würden mir sicher nichts geben, auch wenn sie etwas hätten. Du kennst sie ja."

 

"Ja. Sorry. Ich kann dir auch nicht helfen. Tut mir echt leid. Ich hätte dir sonst bestimmt etwas gegeben. Du kennst mich ja."

 

"Ist schon gut. Ich komm schon zurecht. Trotzdem danke."

 

"Für nichts. Mach's gut."

 

Klaudia ging wieder in ihre Wohnung. Ben sah Sarah traurig an.

 

"Was für ein Drama! Die Armen. Stell dir vor, sie verhungern jetzt, wenn sie nicht bis dahin von Plünderer umgebracht werden."

 

"Du hast gesagt, ich soll ihr nichts geben."

 

"Ja. Ist auch richtig so. Wir können nicht mehr an andere denken, sonst verhungern wir selbst."

 

"Mir tut sie auch leid. Und die Kinder erst."

 

 

 

Während Ben und Sarah die Rucksäcke der Kinder und von Sarah mit Kleider und Schuhen packten, hörten sie im Treppenhaus laute Klopfgeräusche. Ben und Sarah horchten auf und waren ganz still, um zu hören, was passierte.

 

"Die wollen die Haustür aufbrechen", sagte Ben. "Keiner sagt einen Ton. Pass auf, dass die Mädchen leise sind."

 

Ben wusste was gleich passieren wird.

 

"Hast du noch eine Fleischaxt oder so was in der Küche?"

 

"Nein."

 

"Dann nimm ein Brotmesser. Ich nehme meinen Speer. Stell dich hinter mich an die Tür. Hör mir gut zu. Wenn sie bei uns einbrechen, musst du dich verteidigen, sonst töten sie uns. Du stichst auf jeden ein, der hier reinkommt. Hörst du mir zu?"

 

"Ich kann nicht einen Menschen töten."

 

"Willst du, dass sie mich töten und dich vergewaltigen und die Kinder dabei zusehen lassen? Willst du das?"

 

Sarah zitterte am ganzen Körper.

 

"Nein", sagte sie leise und blickte nach unten.

 

"Das sind jetzt schwere Zeiten für alle. Wir müssen alles tun was nötig ist. Hast du verstanden? - Kinder, geht zurück in eurem Zimmer und versteckt euch unter euer Bett. - Sie sind schon im Treppenhaus. Ich glaube sie brechen die erste Tür im Erdgeschoss ein. Wer wohnt da?"

 

"Ein alter Mann. Kann kaum laufen. Deswegen hat er die Wohnung im Erdgeschoss genommen."

 

"Arme Sau. - Jetzt sind sie drin."

 

Ein alter Mann schrie: "Was wollt ihr in meiner Wohnung? Haut ab! Ich rufe die Polizei." Dann hörte mach Gelächter.

 

"Dann ruf sie doch, Opa! Hier hast du dein Telefon."

 

Wieder Gelächter.

 

"Ihr holt das Essen. Ich such nach dem Schmuck. Wo hast du deinen Schmuck, alter Mann?"

 

"Das Telefon geht ja gar nicht. Was habt ihr damit gemacht?"

 

Wieder Gelächter.

 

"Willkommen in der Anarchie, Opa. Hahahaha. Es lebe der Messias!"

 

"Was meinst du mit Anarchie? Was soll das heißen?"

 

"Der Blödmann hat nicht einmal einen Fernseher."

 

"Wozu brauche ich einen, wenn ich kaum etwas sehe?"

 

"Sag jetzt wo du deinen Schmuck hast, sonst stech' ich dich ab."

 

"Ich hab keinen Schmuck. Seh' ich aus, als ob ich reich wäre?"

 

"Laber mich nicht voll. Ich weiß genau, dass alte Leute immer etwas gespart haben. Das habt ihr doch aus der Kriegszeit noch in eurem Blut."

 

"He, Finger weg, von meinem Essen!"

 

"Ich hab was gefunden, Boss."

 

"Zeig mal her."

 

"Gib das wieder her, du Verbrecher! Das ist alles was mir noch von meiner Frau geblieben ist."

 

"Guter Junge. Yeeeehaaaa. Jackpot, Jungs. Los! Wir hauen ab. Für heute reicht es."

 

"Der Teufel soll euch holen!"

 

 

 

"Sind sie weg?", fragte Sarah und hielt das Messer in ihren zitternden Händen.

 

"Ich glaub schon. Alter Verwalter! Das war knapp. Gut, dass du nicht im Erdgeschoss wohnst. Gib das Messer her, bevor du jemanden verletzt."

 

"Lebt der Alte noch?"

 

"Ich hoffe es. Und wenn, dann nicht mehr lange. Der weiß nicht einmal was hier abgeht. Schlimm, wenn man im Alter niemanden hat, der sich um einen kümmert."

 

"Mama, können wir jetzt wieder rauskommen?", fragten die Mädchen.

 

"Ja, mein Schatz, aber ihr müsst trotzdem leise sein."

 

 

 

Als es dann dunkel wurde, machten sich alle bereit und zogen sich an.

 

"Mama, wo gehen wir hin?"

 

"Zu Oma und Opa."

 

"Jaaaa. Da können wir im Garten spielen und auf dem Trampolin springen."

 

"Haben wir alles?", fragte Ben.

 

"Du musst wissen, was wir brauchen. Guck auf deine Liste."

 

"Ich denke schon. Die Liste enthält noch mehr Sachen, aber die haben wir jetzt nicht. Wir hätten früher anfangen sollen, uns vorzubereiten. Jetzt müssen wir das Beste daraus machen. Wir bringen zuerst die Sachen runter an die Tür. Hilf mir mal mit dem Bollerwagen."

 

Alle Sachen wurden herunter gebracht. Die Haustür stand weit offen und das Schloss war aufgebrochen. Die Tür des alten Mannes war nur angelehnt. Sie ging nicht mehr zu. Ben steckte seinen Kopf aus der Eingangstür heraus, um zu sehen, ob jemand auf der Straße ist. Sie war leer und still. Man hörte wie immer nur den Wind.

 

"Ab jetzt wird nur noch geflüstert und nur wenn es notwendig ist, wenigstens bis wir aus der Stadt raus sind", sagte Ben leise. "Hier. Nimm deinen Rucksack und nimm die Mädchen an die Hand."

 

Ben nahm seinen Rucksack auf den Rücken und den Bollerwagen, der zu platzen drohte. In der rechten Hand hielt er den Speer. Wachsam und ständig um sich sehend, ging er voran. "Bleibt dicht hinter mir."

 

Der Gestank aus der Kanalisation wurde immer schlimmer.

 

"Eugen hat es jetzt sicher gut. Er sitzt bestimmt mit seinen Leuten aus seiner Gemeinde zusammen und sie singen fröhlich Lieder im Kerzenschein. Das ist ja fast romantisch. Es sei ihm gegönnt. Er hat sich auch gut vorbereitet. Ich Idiot. Warum habe ich nicht auf ihn gehört?"

 

Während er so vor sich hindachte und sich schöne Gedanken machte, fiel im in der Dunkelheit etwas auf dem Boden auf, das sich bewegte. Er hielt sofort an und gab Sarah Handzeichen, sich zu ducken und flüsterte: "Da bewegt sich etwas. Ich geh nachsehen. Ihr bleibt hier. Wo hast du dein Messer?"

 

"Im Rucksack in der Seitentasche."

 

Ben holte das Messer heraus.

 

"Hier. Halte es fest. Und keinen Ton."

 

Ben duckte sich und hielt seinen Speer vor sich mit der Spitze nach vorne und ging langsam auf das Objekt zu.

 

"Ist das ein Hund? Oder eine Katze?"

 

Als er sich näherte, hörte er ein leises Wimmern. Dann erkannte er ein kleines Kind, das sich in der Kälte zusammengekauert hatte. Es müsste um die drei Jahre alt sein. Ben ging zurück und holte seine Familie nach.

 

"Sprich mal mit ihm", sagt er zu Sarah. "Du bist eine Frau. Vor dir hat er nicht so viel Angst."

 

"Hallo, Kleiner. - Es ist ein Junge."

 

Der Junge sagte nichts, sondern sah Sarah mit seine großen Augen an, aus denen Tränen kamen.

 

"Was machst du hier? - Bist du ganz alleine? - Wo ist deine Mama?" Der Junge zeigte in die Seitengasse.

 

"Bleib bei ihm. Ich sehe nach", sagte Ben.

 

Er ging vorsichtig in die Seitengasse hinein. Da war es noch dunkler. An der Hauswand standen drei Müllcontainer, die überfüllt waren und der Müll lag auch auf den Boden. Zwischen den Containern sah er zwei Füße von einem Erwachsenen auf den Boden liegen. Als er herumkam, erschrak er und ihm wurde ganz übel. Vor ihm lag eine Frau um die dreißig Jahre alt tot auf den Boden. Ihre Kleider waren zerrissen und sie war fast nackt. Sie hatte im Gesicht blaue Flecken und an der Nase war trockenes Blut. Es sah aus, als ob sie ein paar Stunden da liegen würde. Er musste sich übergeben und spuckte neben sich auf den Boden. Kreidebleich kehrte er zu Sarah und den Kindern zurück.

 

"Was ist?", fragte Sarah ungeduldig. "Hast du dich übergeben?"

 

Ben schnappte nach Luft.

 

"Das ist wahrscheinlich seine Mutter. Sie liegt tot zwischen den Containern mit zerrissenen Kleidern. Sieht wie eine Vergewaltigung aus. Aber kein Blut. Sie wurde bestimmt erwürgt."

 

"Was? Was redest du da?" fragte Sarah ungläubig.

 

"Geh da nicht hin."

 

"Was machen wir mit dem Jungen? Wir können ihn nicht hier liegen lassen."

 

"Dann nehmen wir ihn mit. Ich hoffe, ich bereue es nicht. Wenn wir unser Essen rationieren, reicht es vielleicht ein paar Tage länger."

 

"Ich red mal mit ihm. - Hey, mein Kleiner. Wie heißt du?"

 

Der Junge sagte nichts und schien vor Ben und Sarah Angst zu haben.

 

"Willst du mit uns mitkommen?", fragte Sarah weiter.

 

Sie holte eine Jacke von den Mädchen aus einem Rucksack und zog sie dem Jungen an.

 

"So ist es besser. Oder? - Hast du Hunger?"

 

Sarah suchte ein Brötchen im Bollerwagen und reichte es dem Jungen.

 

"Hier. Nimm das Brötchen."

 

Der Junge sah das Brötchen an und zögerte ein paar Sekunden, aber dann nahm er es und fing gleich an zu essen.

 

"Na? Schmeckt es? - Ja, das ist lecker."

 

"Wir müssen weiter", drängte Ben.

 

Er fühlte sich nicht wohl auf offener Straße.

 

Sarah nahm den Jungen an die Hand und sie gingen weiter.

 

In der Ferne hier und da hörte man Einbruchgeräusche, Schüsse und Schreie.

 

Nach ein paar Minuten kamen sie an ein paar Hochhäuser vorbei. Plötzlich hörten sie hinter sich ein dumpfes Geräusch, als ob etwas auf den Boden gefallen wäre.

 

"Ich gehe nachsehen", sagte Ben.

 

Als er ein paar Schritte zurückgegangen war, sah er einen Mann am Boden mit gebrochenen Armen und Beinen, aus dessen Kopf Blut auf dem Asphalt herausströmte. Erschrocken kehrte er zurück.

 

"Was war das?", fragte Sarah.

 

"Da ist einer vom Hochhaus heruntergesprungen. Hat sich wahrscheinlich selbst umgebracht."

 

"Echt? - Was ist nur aus dieser Welt geworden?"

 

"Anscheinend hat er keine andere Lösung gesehen und bevor er langsam gestorben wäre, hat er lieber den schnellen Tod gewählt. Er wird sicher nicht der Einzige oder Letzte gewesen sein."

 

Sie näherten sich dem Stadtrand und man sah immer wenigere Häuser. Die Mädchen fingen an zu quengeln. Sie waren müde, hungrig und ihnen war kalt.

 

"Wir sind gleich aus der Stadt raus. Dann können wir irgendwo essen und schlafen", versuchte Ben sie zu beruhigen.

 

Da die Häuser weiter auseinander standen und nicht mehr so hoch waren, wurde es etwas heller. Ungefähr zweihundert Meter vor sich auf der Straße sah Ben Autos, die quer auf der Straße standen, Stoßstange an Stoßstange. Er blieb stehen, denn das kam ihm komisch vor. Es sah so aus, als ob sie jemand absichtlich so hingestellt hätte. Er erinnerte sich, dass in den Überlebenstipps etwas von so einer Situation stand. Er ließ seinen Rucksack herunter und holte seine Papiere heraus.

 

"Was ist jetzt schon wieder?", fragte Sarah.

 

"Ich weiß nicht. Irgendetwas stimmt da nicht", antwortet Ben, während er nach den Blättern mit der Liste suchte. "Da ... Moment ... da steht, dass das eine Straßensperre und eine Falle ist. Wir sollen die Gegend weiträumig umgehen. - Ich will nicht herausfinden, ob es stimmt. Wir nehmen einen anderen Weg."

 

Er packte die Blätter wieder ein und sie kehrten um, bis sie an eine Seitenstraße kamen und folgten ihr, bis sie aus der Stadt ganz hinaus waren. Hier war es ganz still. Man hörte die Polterungen und Schreie nicht mehr.

 

"Wir müssen ein Waldstück suchen, wo wir uns verstecken können. Sie dich mal um", sagte Ben zu Sarah.

 

"Ich sehe nichts. Es ist zu dunkel."

 

"Dann weiter. Hier auf dem offenen Feld können wir nicht übernachten. Wenn jemand vorbeikommt und uns sieht, sind wir im besten Fall unsere Sachen los und im schlimmsten Fall tot. Wir brauchen ein Versteck."

 

Nach ein paar Minuten Wanderung sagte Sarah: "Da ist etwas. Ist das ein Wald oder ein Hügel?"

 

"Ich kann es auch nicht richtig sehen. Wir gehen mal hin."

 

Als sie sich näherten, erkannten sie zu ihrer Freude, dass es ein Wald war. Sie gingen ein paar hundert Meter hinein und packten eine Decken aus, die sie auf dem Boden ausbreiteten und setzten sich darauf und aßen etwas. Dann legten sie sich hin und nahmen dabei ihre Kinder in die Mitte. Mit einer anderen Decke bedeckten sie sich. So schliefen sie ein. Sie waren alle müde und hatten in dieser Nacht viele Erlebnisse zu verarbeiten. Als es hell wurde, standen Sarah und Ben auf und bereiteten das Frühstück vor.

 

"Wie hast du geschlafen?", wollte Ben von Sarah wissen.

 

"Wie ein Stein. Aber dafür tut mir mein Rücken weh."

 

"Mir auch. Bis Teupitz sind es noch dreißig Kilometer. Die Kinder haben gestern gut mitgemacht. Wie geht es dem Jungen? Hat er schon etwas gesagt?"

 

"Nein. Ich glaube er hat noch einen Schock. Es wird ein paar Tage dauern, bis er es verarbeitet hat und uns vertraut."

 

 

 

Nach dem Frühstück zogen sie weiter und hielten sich von Straßen fern, damit sie nicht gesehen würden. Das verlangsamte sie, denn sie mussten durch hohes Gras und matschige Äcker laufen, was besonders die Kinder bremste. Ab und zu sahen sie noch ein Auto vorbeifahren und legten sich dann sofort auf den Boden. Nach ein paar Kilometer sahen sie von weitem auf der Straße wieder eine Straßensperre. Sie entfernten sich noch mehr von der Straße, bis sie sicher waren, dass die Plünderer sie nicht sahen, falls sie noch in der Nähe der Sperre lauerten. Da bemerkten sie ein Auto, das aus Berlin kam, aber das Auto hielt nicht an, als es die Sperre bemerkte.

 

"Die fahren voll in die Falle rein", sagte Ben und sie beobachteten das Auto, ob es überfallen wird.

 

Das Auto kam näher und versuchte an der Sperre vorbeizufahren, aber die Gräben an den Straßenseiten waren zu tief. Das Auto hielt vor der Sperre an. Ein paar Sekunden passierte nichts. Dann stieg der Fahrer aus und ging zu den querstehenden Autos und blickte durch die Fenster hinein. Plötzlich sprangen aus den Gebüschen am Straßenrand Männer auf die Straße. Zwei rannten zum Fahrer und hielten ihn Fest, während die anderen Drei zum Auto rannten. Einer zog den Schlüssel aus dem Zündschloss. Die anderen Zwei machten die Türen auf und schrien die Mitfahrer an. Dann kamen alle langsam aus dem Auto heraus: eine Frau, die auf dem Beifahrersitz saß und noch eine Frau und ein Kind, die auf der Rückbank waren. Die Plünderer schubsten ihre Gefangenen vor sich her, von der Straße auf den gegenüberliegenden Hügel hinauf, bis sie hinter dem Hügel verschwanden. Dann hörte man Schreie von Frauen, die ein paar Sekunden lang dauerten, dann schrie nur noch eine Frau, dann war alles wieder still. Wieder nach ein paar Sekunden kamen die Plünderer alleine hinter dem Hügel hervor und gingen zum Auto vor der Sperre. Einer stieg ins Auto und fuhr ihn ein Stück die Straße zurück und bog dann in eine Seitenstraße ab, in der Richtung, wo sie die Menschen gebracht hatten, bis er hinter dem gleichen Hügel verschwand. Die anderen verschwanden wieder in ihre Gebüsche, aus denen sie gekommen waren.

 

"Hast du das gesehen?", fragte Ben Sarah.

 

"Ich bin doch nicht blind. Und dumm auch nicht."

 

Sie war leicht gereizt und auch verängstigt.

 

"Wer ist dieser Typ, von dem du die Liste hast? Woher weiß er das alles im Voraus? Und woher weiß er wie man sich in einer Anarchie verhält und überlebt?"

 

"Keine Ahnung. Ich habe nur seinen Vortrag gelesen. Es hat mich nicht gekümmert wer er ist. Auf jeden Fall haben wir überlebt, nur weil wir uns an seine Tipps gehalten haben. Und vielleicht noch etwas Glück hatten. Hätte ich früher die Liste abgearbeitet, würden wir seit Vorgestern bei deinen Eltern gemütlich im Wohnzimmer sitzen und uns die Bäuche voll schlagen und in warmen weichen Betten schlafen."

 

"Hätte, hätte, Fahrradkette."

 

"Los! Weiter."

 

 

 

Sie gingen weiter, bis es dunkel wurde und suchten wieder einen Wald, in dem sie übernachteten. Wenn sie an einem Bach oder Fluss vorbeigingen, füllten sie ihre Wasserflaschen auf. So gingen sie noch die nächsten zwei Tage weiter und kamen am Abend in der Nähe von Teupitz an, das von Wäldern umgeben war.

 

"Jetzt müssen wir uns wieder wie in Berlin verhalten", sagte Ben. "Nur flüstern und so schnell wie möglich zum Haus deiner Eltern kommen. Wir warten noch, bis es dunkler wird. So lange gehen wir so nahe wie möglich an deine Eltern am Waldrand entlang. Dann müssten wir in ein paar Minuten da sein. So groß ist der Ort nicht."

 

So gingen sie bis es dunkel wurde und gingen dann auf den Dorfstraßen. Auch hier war es still. Und man hörte keine Plünderungen und Schreie.

 

"Das ist schon mal ein gutes Zeichen", dachte Ben und bemerkte schon das Haus von Sarahs Eltern.

 

Sie klopften leise an der Tür. Niemand öffnete. Sie klopften noch ein Mal, aber etwas stärker. Wieder nichts.

 

"Ich guck mal durch die Fenster. Vielleicht sehe ich etwas", sagte Ben.

 

Er schlich um das Haus herum und kam zurück.

 

"Nichts zu sehen. Keine Bewegung, kein Licht. Vielleicht denken sie, dass wir Plünderer sind. Geh mal du an die Fenster klopf und ruf sie, aber leise. Wenn sie da sind, werden sie deine Stimmer erkennen."

 

Sarah ging an alle Fenster, klopfte und rief, aber nichts rührte sich. Sie kam zurück zur Tür. "Nichts. Was sollen wir jetzt machen?"

 

"Sind sie mit dem Auto zum Flughafen gefahren?"

 

"Ich glaube nicht. Die Parkgebühren wären zu hoch. Guck mal in das Fenster von der Garage."

 

"OK. Warte. - Das Auto ist da. Wir müssen trotzdem einbrechen. Hilft alles nichts."

 

"Nein, warte. Sie lassen immer das Kellerfenster offen, weil es im Keller immer feucht ist."

 

"Echt? Das wäre super. Wartet hier."

 

Ben ging hinter das Haus und stieg durch das Kellerfenster und öffnete von innen die Tür.

 

"Kommt rein. Sie sind nicht zu Hause."

 

Während sie hineingingen sagte Sarah traurig und besorgt: "Dann sind sie noch in Israel. Vielleicht konnten sie ihre Buchung verlängern."

 

"Auch dann würde sie der Gastgeber rausschmeißen, weil er von dem Geld nichts hat. Es gibt ja kein Bargeld mehr. Auch wenn die Banken geöffnet wären, hätten sich die Gastgeber nichts davon kaufen können, weil es nichts mehr gibt. Ich will dir nicht die Hoffnung nehmen, aber es sieht nicht gut aus. Außer wenn sie eine andere Unterkunft gefunden haben oder der Gastgeber sie einfach so im Hotel wohnen lässt. Aber auch dann hätten sie keine Lebensmittel."

 

"Ich hoffe, es geht ihnen trotzdem gut. Vielleicht ist es in Israel nicht so schlimm wie bei uns."

 

"Bringen wir die Kinder erstmal ins Bett. Dann können wir noch weiterphantasieren. Morgen müssen wir sehen, dass wir Wasser von irgendwo bekommen, damit wir uns waschen."

 

 

 

Die Nacht war für alle erholsam ohne Zwischenfälle. Sie konnten zum ersten Mal entspannt schlafen. Ben holte nach dem Frühstück ein paar Gefäße aus dem Keller, legte sie in den Bollerwagen und ging Wasser holen. Der Ort war von Seen und Bächen umgeben. Er musste nicht lange gehen. Nach einer halben Stunde kam er zurück.

 

"Weißt du, ob der Holzofen im Wohnzimmer funktioniert?", fragte er Sarah.

 

"Ich denke schon. Ich war schon lange nicht mehr hier. Probier ihn aus. Holz findest du in der Scheune."

 

Ben holte Holz aus der Scheune. Es lag genug Holz da für den ganzen Winter.

 

"Jackpot", dachte Ben. "Wenn jetzt nur der Ofen noch funktioniert, hätten wir eine Sorge weniger."

 

Zuerst hatte Ben Schwierigkeiten den Ofen anzubekommen. Er hatte noch nie einen Holzofen benutzt. Aber nach ein paar Versuchen klappte es schließlich.

 

"Wir haben Feuer!" rief er laut vor Freude. "Sarah, wo hat deine Mutter einen großen Kochtopf? Wir müssen das Wasser zum Waschen darin aufwärmen."

 

"Da unten im Küchenschrank."

 

Ben sah nach und suchte den größten Topf heraus.

 

"Ist das der größte? Einen größeren hat sie nicht?"

 

"Weiß ich nicht. Nimm was da ist."

 

Ben setzte das Wasser auf den Ofen auf. Nach ein paar Minuten war das Wasser warm und alle wuschen sich nacheinander in der Badewanne im Badezimmer. Sie hatten es mit Sarahs Elternhaus gut getroffen.

 

 

 

Sie lebten die nächsten Tage und Wochen in Frieden und merkten nichts mehr von der Anarchie und alles wurde zur Gewohnheit und zur Routine.

 

Mittlerweile sind drei Monate Anarchie vergangen. Ben fand ein altes Radio im Keller. Die Batterien von den Taschenlampen passten in das Radio. Ben schaltete es ein und es funktionierte. Aber alle Sender waren tot. Er probierte trotzdem alle Frequenzen durch, aber empfing nichts.

 

"Kein Wunder. Man braucht Strom, um eine Radiostation zu betreiben", dachte Ben enttäuscht.

 

Er nahm die Batterien wieder heraus und legte das Radio weg. Da fiel ihm ein, dass ein Funkgerät nicht schlecht wäre. Wenn ein Amateurfunker einen Generator hätte, könnte er eine Funkstation betreiben. Aber ein Funkgerät hatte er im Haus nicht gefunden.

 

 

 

Als Ben eines Tages zum Fenster auf die Straße vor sich hinstarrte und sich langweilte, sah er zwei Männer die Straße hochlaufen, die einen Bollerwagen hinter sich zogen, der mit etwas Großem und Schwerem beladen war.

 

"Sarah", rief er.

 

Sie kam ans Fenster.

 

"Da tut sich etwas", sagte Ben. "Es gibt etwas zu sehen."

 

"Was schleppen sie da?"

 

"Keine Ahnung. Es ist verpackt. Vielleicht waren sie jagen und haben einen Bären überwältigt und ihn so lange festgehalten, bis er gestorben ist."

 

"Witzbold."

 

Die Männer kamen näher und hielten vor dem Haus gegenüber an.

 

"Sind das unsere Nachbarn?", fragte Ben. "Ich habe sie noch nie gesehen."

 

"Ich kenne sie nicht. Früher haben dort andere Nachbarn gewohnt, als ich noch hier gewohnt habe. Vielleicht sind das die neuen Besitzer."

 

"Oder vielleicht haben sie das Haus einfach besetzt, weil es leer stand. Oder vielleicht haben sie die Nachbarn überfallen und getötet und dann das Haus in Besitz genommen."

 

"Hör auf. Du machst mir Angst. Das waren nette Nachbarn."

 

Die zwei Männer packten die Ware an und hoben sie hoch. Sie schien sehr schwer zu sein. Während sie versuchten die Ware hochzuheben, hängte etwas aus der Verpackung heraus.

 

"Das ist eine Hand", sagte Sarah erschrocken. "Oh, mein Gott. Sie haben eine Leiche. Was wollen sie mit einer Leiche?"

 

"Na was wohl? Wer macht sich die Mühe in einer Hungersnot eine Leiche nach Hause zu schleppen, wenn er sie nicht essen will?"

 

"Das muss ich mir näher ansehen, sonst glaub ich es nicht."

 

"Du willst wohl nicht da rausgehen und die Leiche auspacken."

 

"Nein, Dummerchen. Wir warten bis es dunkel ist. Dann schleichen wir uns an ihr Fenster und sehen was sie treiben und ob sie die Leiche wirklich essen."

 

"Du hast ja echt lange Weile."

 

"Ja, hab ich. Aber du. Du stehst den ganzen Tag am Fenster und starrst hinaus."

 

"OK. Ich mach mit. Wir ziehen uns dunkle Kleider an. Es wird gleich dunkel."

 

Nach ein paar Minuten wurde es dunkel und Ben und Sarah waren bereit ein Abenteuer zu erleben. Sie schlichen sich zum Nachbarhaus und gingen zum Fenster, wo Licht war und blickten vorsichtig hinein. Die Nachbarn konnten sie nicht sehen, weil es Draußen dunkler war, als Drin. Es war das Küchenfenster. Überall waren Kerzen verteilt. Auf der Arbeitsplatte lag ein nacktes Bein eines erwachsenen Menschen. Ben und Sarah sahen sich erschrocken an, aber keiner wollte weggehen und diese Show verpassen, denn sie waren Unterhaltungsgierig geworden, nach so langer Zeit mit so viel langer Weile. Also sahen sie weiter zu. Ein Mann nahm ein großes Messer und schnitt aus dem Oberschenkel Scheiben heraus, wie Steaks. Dann legte er sie in zwei Pfannen, die schon auf dem Holzofen waren und briet sie. Eine Frau kam in die Küche und holte Teller und Besteck und fragte: "Bist du bald fertig? Wir haben Hunger."

 

"Noch ein paar Minuten", antwortete der Mann.

 

Die Frau ging wieder aus der Küche hinaus.

 

Nach ein paar Minuten legte der Mann die Steaks in eine Schüssel und ging auch hinaus. Ben und Sarah schlichen sich zum nächsten Fenster, aus dem Licht kam und sahen ins Wohnzimmer hinein, wo zwei Frauen und ein Mann an einem Esstisch saßen. Der Koch setzte sich dazu. Dann fingen sie an die Steaks zu essen.

 

"Lecker", sagte der andere Mann.

 

"Besser als der letzte", sagte die Frau, die die Teller geholt hatte.

 

"Der ist ja auch jünger als der letzte", sagte der Koch.

 

Sarah machte Würggeräusche und übergab sich. Die Nachbarn hörten es und sahen zum Fenster. Der Koch stand sofort auf und ging zum Fenster. Ben packte Sarah, die immer noch vom Übergeben gebeugt stand und zog sie hinter sich um die Ecke.

 

Der Koch öffnete das Fenster und steckte seinen Kopf hinaus und blickte in alle Richtungen und horchte. Ben hielt den Zeigefinger vor seinen Mund, während er Sarah ansah.

 

"Ich geh mal nachsehen", sagte der Koch und machte das Fenster wieder zu.

 

"Er kommt raus", flüsterte Ben. "Schnell weg."

 

Beide rannten wieder zu ihrem Haus und versteckten sich hinter der Hecke. Die Zeit reichte nicht mehr, um ins Haus zu rennen, denn der Koch machte schon die Haustür auf und ging um sein Haus herum und blickte dann die Straße rauf und runter. Dann ging er wieder hinein.

 

"Das war knapp", sagte Ben. "Da hast du dein Abenteuer."

 

Beide sahen sich an und fingen an leise zu lachen. Dann gingen sie wieder ins Haus.

 

"Das war zwar lustig", sagte Sarah, "aber das machen wir nicht nochmal. - Das sind echte Kannibalen."

 

"Was hast du denn gedacht, was sie mit der Leiche machen? Mumifizieren?"

 

"Das hätte ich auch gern gesehen", lächelte Sarah.

 

 

 

In den nächsten Tagen gingen die Lebensmittel langsam zu Ende. Ben überlegte, wo er mehr besorgen könne.

 

"Sarah, hat dein Vater irgendwo eine Straßenkarte von der Umgebung hier?"

 

"Ich glaube im Auto."

 

"Richtig. Ich sehe nach. Wo sind die Autoschlüssel?"

 

"Im Schlüsselhaken neben der Eingangstür."

 

Da war auch der Garagenschlüssel. Ben suchte zuerst im Handschuhfach und fand eine alte Straßenkarte.

 

"Morgen fang ich an durch die Orte in der Gegend zu ziehen und zu sehen, wo ich etwas finde", sagte er zu Sarah. "Die sind alle so weit auseinander."

 

"Das ist der Nachteil wenn man auf dem Land wohnt."

 

"Ich bin trotzdem tausend Mal lieber hier, als in Berlin. Kennst du die Nachbarn hier?"

 

"Klar. Ich bin doch hier aufgewachsen. Wieso?"

 

"Ich brauche jemanden, der mit mir mitkommt, dem wir vertrauen können. Es ist zu gefährlich alleine zu gehen. Steht auch in den Überlebenstipps."

 

"Frag doch die Kannibalen von gegenüber", sagte sie lachend.

 

"Wenn sonst keiner mitkommt, werde ich das wirklich machen."

 

"Dann frag mal die Steiner hier links von uns. Sie sind auch Juden. Mit ihnen haben wir uns immer gut verstanden."

 

"Ich geh gleich mal rüber. Es wäre besser, wenn du mitkommst. Dich kennen sie ja. Mir würden sie die Tür nicht auf machen."

 

Sie gingen hinüber zum Nachbar und klopften an die Tür.

 

"Wer ist da?", hören sie eine Männerstimme.

 

"Ich bin's. Sarah, die Nachbarin."

 

Man hörte Schlüssel- und Schlossgeräusche und ein 50-jähriger Mann öffnete die Tür.

 

"Hallo, Herr Steiner."

 

"Sarah. Dich haben wir schon lange nicht mehr hier gesehen. Wie geht es dir? Kommt erstmal rein."

 

"Das ist mein Freund, Ben."

 

"Hallo, Ben."

 

"Hallo, Herr Steiner. Wir wollen nicht lange stören. Unsere Kinder sind alleine im Haus. Ich wollte über eine Sache mit ihnen reden."

 

Sie gingen ins Wohnzimmer und begrüßten auch Frau Steiner.

 

"Nehmt Platz. Was kann ich für euch tun?"

 

"Also unsere Lebensmittel gehen langsam zu Ende und ich wollte die Gegend nach verlassenen Häusern durchsuchen, ob ich etwas finde, aber alleine will ich nicht gehen, falls ich auf Widerstand stoßen würde oder wenn mit etwas unterwegs passieren würde. Die Wahrscheinlichkeit ist ja in dieser Zeit hoch und dann hätte ich keinen Helfer und Sarah sagt, dass sie vertrauenswürdig sind. Deswegen wäre es gut, wenn sie mich begleiten. Dann teilen wir uns die Beute natürlich."

 

"Du hast Recht. Das ist eine gute Idee. Unsere Regale können auch mehr Lebensmittel vertragen."

 

Beide lachten.

 

"Sie kennen sich ja in der Gegend aus und wissen wo wir eher etwas finden könnten."

 

"Ja, aber hier auf dem Land sind alle Häuser noch besetzt. Den Menschen hier geht es im Vergleich zu den Stadtmenschen viel besser, weil die Meisten noch Gärten oder Landwirtschaft haben und von ihren Erträgen leben. Ich denke wir müssten schon in die nächste Stadt gehen, um leere Häuser zu finden. Die nächste größere Stadt ist Berlin."

 

"Das sind vierzig Kilometer. Zu fuß brauchen wir zwei Tage hin oder sogar drei wenn wir keine Wege nehmen."

 

"Ich hab noch etwas Treibstoff im Tank. Damit kommen wir sicher hin und zurück."

 

"Mit dem Auto kommen Sie nicht weit. Überall sind Straßensperren hinter denen Plünderer stecken. Da bräuchten wir einen Panzer, um die Sperren zu durchbrechen."

 

"Na ja. Einen Panzer kann ich nicht anbieten, aber etwas was auch Sperren durchbricht."

 

"Echt? Was denn?"

 

"Ich bin ... besser gesagt, ich war Mitarbeiter bei den Stadtwerken. Die haben LKWs mit Schneeschieber. Einer von ihnen verläuft sogar in der Mitte spitz zu. Die sind alle immer voll getankt und einsatzbereit und eingebrochen wurde da noch nicht. Ich habe aber den Schlüssel nicht. Den hat nur der Chef. Aber wenn ich ihm sage was wir vorhaben, wird er ihn uns sicher nicht geben."

 

"Na dann klauen wir ihn halt."

 

"Die Nachbarn würden das gleich sehen und mich sofort erkennen und ich will kein Bösewicht im Dorf sein, den alle hassen. Denn die Anarchie wird in ein paar Monaten vorbei sein und dann wird alles wieder normal werden."

 

"Dann mach ich das alleine. Mich kennen sie nicht. Außerdem sind alle Gesetze außer Kraft gesetzt, wie Rotschild gesagt hat. Er überfällt und plündert selber andere Staaten."

 

"OK. Ich warte dann am Ortsausgang auf dich, wo du mich dann abholst."

 

"Das ist ein guter Plan."

 

Beide lächelten.

 

 

 

Am nächsten Tag wollte sich Ben ein Bild von der Lage machen und ging alleine zur Garage der Stadtwerke und blickte durch die Fenster der Flügeltore hinein. Herr Steiner hatte Recht. Da standen drei LKWs mit Schneeschieber vorne und einer hatte einen spitzen Schieber. Er lief um die Garage herum, um die schwächste Einbruchstelle zu finden. Aber die Garage hatte keine Fenster, außer den Fenstern in den großen Toren. Ben suchte im Gebüsch nach einem Stein und holte aus, um eine Scheibe einzuschlagen, aber hielt inne und dachte, dass die Nachbarn es hören könnten und die Garage verteidigen könnten. Deswegen legte er den Stein vor das Tor, um ihn nicht mehr suchen zu müssen, wenn er den LKW klaut. Er warf noch einen Blick in die Fenster hinein, um den Schlüsselkasten zu suchen, aber fand ihn nicht.

 

Auf dem Heimweg ging er bei Herr Schneider vorbei, und verabredete sich mit ihm für den nächsten Tag um 8:00 Uhr für die Fahrt und fragte auch nach dem Schlüsselkasten in der Garage, damit er nicht zu lange suchen musste. Dieser befand sich nach Herr Steiner im Büro der Garage, das immer offen stand.

 

 

 

Am nächsten Morgen ging Ben wieder zur Garage, nahm den Stein in die Hand, den er gestern vor das Tor gelegt hatte und sah sich um, ob jemand kommen würde oder ob ein Nachbar am Fenster stand und ihn beobachtete. Dann schlug er mit dem Stein eine Scheibe eines Flügeltores ein und kletterte hinein. Er sah zum Fenster hinaus, um zu sehen, ob es jemand gehört hat. Aber alles blieb ruhig. Er holte den Schlüssel aus dem Büro, stieg in den LKW ein, steckte den Schlüssel in das Zündschloss und drehte ihn um. Der Motor sprang sofort an. Ben machte innerliche Freudensprünge. Dann stieg er aus, öffnete das Flügeltor,  fuhr vor die Garage und machte das Tor wieder zu, damit niemand den Diebstahl bemerkte und fuhr zum Ortsrand, wo er sich mit Herr Steiner verabredet hatte, aber er konnte ihn nicht sehen. Ben fuhr langsamer und suchte ihn. Da sprang Herr Steiner plötzlich aus einem Gebüsch heraus auf die Straße vor den LKW. Ben hielt sofort an und Herr Steiner stieg ein.

 

"Sie haben mich erschreckt."

 

"Tut mir leid. Aber ich wollte lieber in Deckung gehen, falls jemand vorbeigekommen wäre."

 

"Ja, Sie haben Recht. Hätte ich auch gemacht."

 

Nach ein paar Kilometer sahen sie schon eine Straßensperre.

 

"Die war nicht da, als wir von Berlin hergekommen sind."

 

"Wahrscheinlich haben sie sich vermehrt und haben es den anderen nachgemacht."

 

"Festhalten! Ich fahr voll drauf."

 

Ben drückte das Gaspedal voll durch. Der Kilometerzeiger stieg auf 80 km/h. Mehr ging nicht. Beide durchkämmten mit ihren Blicken die Straßenseiten links und rechts von der Sperre, aber nichts rührte sich. Ben fuhr auf die Straßenmitte und hielt auf die Sperre zu und durchbrach sie mit einem lauten Knall und die querstehenden Autos flogen in die Straßengräben. Beide blickten nach hinten. Nichts rührte sich.

 

"Wahrscheinlich ist die Sperre verlassen", sagte Ben. "Nach ein paar Monaten dürfte kaum noch jemand Treibstoff haben und hier vorbeifahren."

 

"Das Warten hat sich für sie nicht mehr gelohnt."

 

"Hoffentlich sind alle Sperren verlassen."

 

 

 

Nach zwanzig Kilometer sagte Ben: "So langsam müssten wir an die Straßensperre kommen, an die wir auf dem Herweg vor vorbeigekommen sind."

 

"Da vorne sehe ich etwas."

 

"Ja, das ist sie. Festhalten! Ich fahr wieder durch."

 

Auch dieses Mal behielten beide die Büsche an der Straßensperre im Auge, aber wieder blieb alles ruhig. Als sie noch zweihundert Meter vor der Sperre waren, hörten sie auf einmal Schüsse und den Aufprall der Kugeln am LKW.

 

"Sie schießen!", schrie Ben. "In Deckung!"

 

Beide duckten sich und Ben hielt das Gaspedal voll durchgedrückt. Kurz vor der Sperre kamen ein paar Männer aus den Gebüschen hervor. Manche hatten Pistolen und Gewehre und schossen weiter auf den LKW, der in voller Fahrt auf die Autos prallte und sie wie letztes Mal von der Fahrbahn zur Seite schleuderte. Dann hörten die Schüsse auf. Beide blickten wieder zurück und sahen, wie ein paar der Männer am Boden lagen, zum Teil auch unter den Autos, die auf den Seiten lagen und wie andere Männer ihnen zur Hilfe kamen.

 

"Boah", sagte Ben. "Ich habe sie getroffen. Geschieht ihnen recht. Ist alles OK bei dir? Hast du etwas abbekommen?"

 

"Nein, ich glaub nicht. Bist du OK?"

 

"Ob ich OK bin? Mir ging es seit Langem nicht so gut", sagte Ben und lachte. "Ich habe sie fertig gemacht, diese Schweine. Die haben eine ganze Familie vor unseren Augen hingerichtet, da rechts hinter dem Hügel. Damals hatten sie noch keine Schusswaffen. Damit habe ich nicht gerechnet. - Ich hoffe, der Motor hat nichts abbekommen."

 

"Glaub ich nicht. Wir haben ja einen Schutzschild vorne."

 

Beide lachten und atmeten auf.

 

"Jetzt kommen wir gleich in die Stadt. Wir müssen schnell sein, denn so einen Panzer will jeder haben", sagte Ben. "Es wäre das Beste wenn ich am Steuer bleibe und den Motor laufen lasse, während du die Häuser durchsuchst. Sonst klauen sie unseren Panzer. Die Fenster bleiben oben. Wenn etwas ist, rufst du."

 

"OK. So machen wir es."

 

 

 

Von weitem konnten sie schon die Stadt sehen, aus der stellenweise Rauch aufstieg. Beide sahen sich an, aber keiner sagte etwas. Sie fuhren langsam an den ersten Häusern vorbei, fast in Schritttempo. Überall waren Müllberge auf der Straße und hier und da lagen Leichen herum, sowohl von Erwachsenen, als auch von Kindern. An manchen Leichen pickten die Raben herum und andere wurden von Hunden gefressen. Häuser und Autos brannten. Die Kanalisation quoll über und Fäkalien breiteten sich auf den Straßen aus. Es stank bestialisch. Kein Mensch war zu sehen. Es war wie eine Geisterstadt. Beiden standen die Tränen in den Augen. Plötzlich machte Ben eine Vollbremsung und erstarrte. Nach ein paar Sekunden machte er hektisch die Belüftung aus, legte den Rückwärtsgang ein, wendete den LKW und fuhr mit Vollgas aus der Stadt heraus, ohne in den Spiegel zu blicken.

 

"Was hast du? Was ist los?", fragte Herr Steiner.

 

Aber Ben sagte nichts. Er hielt das Gaspedal voll durchgedrückt, hielt das Lenkrad mit beiden Händen ganz fest und starrte nur nach vorne.

 

Als sie die Stadt hinter sich gelassen hatten, sagte er: "Machen Sie das Fenster ganz auf", während er auch sein Fenster ganz herunterkurbelte und weiter auf das Gaspedal drückte.

 

"Sagst du mir jetzt was los ist?"

 

"Die Seuche!", sagte Ben. "Das habe ich ganz vergessen."

 

Ben fluchte und sah sehr besorgt aus.

 

"Was ist mit der Seuche? Welche Seuche?"

 

"Na haben Sie nicht die verwesten Leichen gesehen? Und die Fäkalien auf den Straßen? Und die Müllberge? Und der Gestank? Und kein Mensch ist auf uns losgegangen, obwohl ich so langsam gefahren bin?"

 

"Ja, und?"

 

"Die ganze Stadt ist verseucht. Da lebt kein Mensch mehr. Oder nur noch ein paar, die noch gutes Wasser haben und immun sind. Wie bei der Pest im Mittelalter. Das stand auch auf der Liste, aber ich habe es vergessen."

 

"Welche Liste?"

 

"Was glauben Sie wie wir aus Berlin mit drei Kinder zu fuß herausgekommen sind und vierzig Kilometer Fußmarsch überlebt haben, ohne dass und jemand überfallen oder umgebracht hat oder wir in eine Falle gelaufen sind?"

 

Herr Steiner sah Ben weiter fragend an.

 

"Ich habe eine Überlebensliste aus dem Internet ausgedruckt bevor die Anarchie angefangen hat und habe mich so gut es ging daran gehalten. Da stand auch, dass es eine Seuche geben wird wegen dem Müll, den Fäkalien, den Leichen und dem dreckigem Wasser."

 

"Achso. Ja, das kann gut sein."

 

"Ich hoffe, wir haben die Seuche nicht eingeatmet. Achten Sie in den nächsten Tagen auf Krankheitssymptome."

 

Beide waren ein paar Minuten nachdenklich still.

 

"Städte sind ab sofort tabu", sagte Ben. "Ich muss mir nochmal die Liste ansehen, wenn ich zu Hause bin."

 

Sie näherten sich wieder der Straßensperre, an der sie beschossen wurden. Die Autos lagen noch genauso da, wie vorher, aber keine Menschen mehr auf dem Boden.

 

"Vorsicht", sagte Ben. "Sie schießen sicher wieder auf uns. Geh in Deckung."

 

Sie fuhren vorbei ohne ein Schuss zu hören und auch als sie hinter sich blickten, war keine Bewegung zu sehen.

 

"Sie haben ihre Lektion gelernt", sagte Ben stolz.

 

"Oder sie bringen nur ihre verletzten Kameraden nach Hause und kommen dann wieder."

 

"Kann auch sein. Dann brauchen sie neue Autos. Denn die alten bekommen sie nicht mehr auf die Straße."

 

 

 

In Teupitz angekommen, stellte Ben den LKW wieder in die Garage und schloss das Tor wieder zu.

 

Zu Hause las Ben gleich als Erstes die Liste noch ein Mal durch. Da merkte er, dass es noch andere Möglichkeiten gab an Lebensmittel heranzukommen: Obst und Nüsse von den Bäumen und Getreide, Mais und Kartoffeln von den Äckern. Es war Anfang Oktober und alle Bäume mussten Erträge haben.

 

Er ging gleich zu Herr Steiner und fragte ihn, ob er sich bei der Suche beteiligen will. Er sagte natürlich zu. Sie nahmen diesmal das Auto von Herr Steiner, denn sie erwarteten in der Nähe keine Straßensperren.

 

Sie erkundeten zuerst die umliegende Gegend ab und merkten, dass fast alle Bäume noch ihre Erträge hatten und die Äcker nicht abgeerntet wurden. Sie fanden Felder mit Sonnenblumen, Weizen, Mais und Kartoffeln.

 

"Davon könnten wir die ganze Nachbarschaft ernähren" sagte Herr Steiner.

 

"Ja, warum fragen wir nicht einfach auch die anderen Nachbarn, ob sie auch etwas ernten wollen? Jeder kann ernten so viel er will und es reicht für alle bis zum Ende der Anarchie. Wir fahren alle zusammen mit dem LKW raus und laden alles auf ihn und verteilen alles an alle Beteiligten."

 

"Das können wir machen. Sie werden sich bestimmt freuen. Am Besten frag ich sie, weil sie dich nicht kennen."

 

"Genau. Ich habe im LKW auch ein Funkgerät gesehen. Ich wollte mal gucken, ob ich nicht irgendwelche Nachrichten über Funk bekomme. Kannst mich an der Garage raus lassen."

 

"OK. Und ich mach die Runde bei den Nachbarn und sag dir dann bescheid."

 

"Gut. Ach übrigens: kennst du die Nachbarn gegenüber von uns?"

 

"Natürlich. Warum?"

 

"Nur so. Seit wann wohnen sie da? Sarah sagte, dass sie nicht lange da wohnen würden, weil sie sie nicht kennt."

 

"Ja, sie haben das Haus gekauft, nachdem Sarah ausgezogen ist. Warum fragst du? Hast du etwas Ungewöhnliches bei ihnen bemerkt?"

 

Ben merkte, dass Herr Steiner auf die Leiche anspielte. Vielleicht hat er es auch bemerkt.

 

"Ehrlich gesagt, schon. Ich will sie nicht schlecht reden oder ihnen etwas Böses unterstellen ... aber ..."

 

"Also hast du auch die Leichen gesehen, die sie mit ihrem Bollerwagen nach Hause bringen."

 

"Leichen? Ich meine ja. Also wenigstens eine Leiche. Aber warum sagst du Leichen? War es nicht nur eine?"

 

Herr Steiner lachte.

 

"Sie bringen alle zwei Wochen eine Leiche. Meistens nachts, damit sie niemand sieht. Anscheinend essen sie nichts anderes."

 

"Echt? Also wir haben es nur ein Mal gesehen. Wo bringen sie die Leichen alle her?"

 

"Keine Ahnung. Ich hab sie nicht gefragt und das werde ich auch nicht."

 

Herr Steiner lachte.

 

"Wahrscheinlich aus Häusern, wo sie schon tot herumliegen."

 

"Woher willst du so sicher sein, dass sie sie nicht selber töten?"

 

"Weil sie immer nur zu Zweit sind und nicht gerade die Durchtrainiertesten. Außerdem kenn ich den Nachbar. Der würde sich auch vor einer Spinne erschrecken."

 

"Voll krass. Und wirst du auch ihn fragen, ob er bei uns mitmacht?"

 

"Warum nicht? Dann bekommt er noch etwas anderes zu Essen, außer Menschen."

 

Beide lachten.

 

"Nein, im Ernst", sagte Herr Steiner. "Er ist eigentlich ein guter Nachbar. Wenn ich nichts mehr zu Essen hätte, würde ich es genauso machen, bevor ich verhungere. Ich nehme es ihm nicht übel. Wenigstens taugen die Leichen noch zu etwas Gutem. Er tut mir nur leid."

 

"Ja, mir auch. Wer ist der andere bei ihm?"

 

"Sein Schwager. Er wohnt eigentlich in Leipzig. Er ist vor der Anarchie öfters zu Besuch gekommen. Sie verstehen sich anscheinend ziemlich gut. Manchmal haben sie auch gegrillt."

 

"Auch Leichen?"

 

Beide lachten wieder.

 

"Wer weiß? Würde mich auch nicht stören, so lange sie mich nicht lebendig verspeisen."

 

"Wir sind schon an der Garage. Kannst mich hier rauslassen. Bis später"

 

"OK."

 

Ben machte sich an das Funkgerät zu schaffen und brauchte erstmal eine Weile, bis er es im Griff hatte. Dann ging er langsam alle Frequenzen durch. Nach ein paar Versuchen empfing er etwas. Es war ein Amateurfunker, der ständig das Gleiche funkte. Es schien, als würde ein Band laufen und immer von vorne beginnen. Er sagte, dass Rotschild mit seiner Armee von Europa nach Türkei zog und dann nach Syrien, wo er auf Widerstand stieß. Der Arabische Staatenbund hatte seine Armee in Syrien gegen Rotschild aufgestellt, aber er wurde von Rotschild überrannt und der ganze Staatenbund wurde ausgeplündert. Momentan hält er sich in Saudi Arabien auf.

 

 

 

Gegen Abend kam Herr Steiner zu Ben und brachte ihm die Nachricht, dass sich fast alle Nachbarn in der Straße an der Ernte beteiligen wollen. Auch die Kannibalen. Die Ernte würde den Winter sowieso nicht überstehen. Wenn sie sie nicht einholen, würde sie verwesen. Sie wollten gleich am nächsten Tag anfangen.

 

So zogen Ben und seine Nachbarn los und ernteten zuerst die Obstbäume, weil das Obst zuerst verweste. Dann nahmen sie sich ein Feld nach dem anderen vor und nahmen mit so viel sie brauchten. Alle waren froh und machten mit. Es war wie eine Ernte im Mittelalter. Einer der Nachbarn hatte eine kleine elektrische Mühle, die er der Gemeinschaft zur Verfügung stellte, damit jeder sein Weizen mahlen konnte. Den Strom bekamen sie von einem kleinen Generator, den sie von den Stadtwerken ausgeliehen haben. So entstand eine vertrauensvolle Gemeinschaft und Zusammenhalt und alle halfen sich gegenseitig. So eine gute Gemeinschaft hatte das Dorf seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt.

 

 

 

Ein paar Tage später, gegen Mitternacht, wurde Ben von einem Geräusch geweckt. Er horchte ein paar Sekunden und wollte dann weiter schlafen, denn er dachte, dass er es geträumt hätte. Aber dann hörte er wieder ein dumpfes Geräusch. Er stand auf und rüttelte Sarah wach.

 

"Was ist?", fragte diese.

 

"Pssst", flüsterte Ben. "Ich habe Geräusche gehört. Weck die Kinder und gehe mit ihnen in den Dachboden und versteckt euch. Schnell."

 

Dann ging eine Scheibe zu Bruch. Sarah beeilte sich. Sie weckte die Mädchen und nahm den Jungen in den Arm, aber weckte ihn nicht, damit er keine Geräusche machte und ging mit ihnen in den Dachboden und versteckte sich hinter ein paar Kisten. Währenddessen ging Ben leise in die Küche und nahm ein Küchenmesser aus einer Schublade. Die Einbrecher standen schon im Flur. Sie hatten die Tür aufgebrochen. Ben sah vorsichtig in den Flur und zählte drei Gestalten und versteckte sich hinter der geöffneten Küchentür, mit dem Messer in der rechten Hand.

 

"Du gehst hier rein", hörte Ben einen von ihnen sagen. "Wir zwei gehen da rein."

 

Einer ging in Richtung Küche, während die anderen Zwei ins Wohnzimmer gingen. Sie hatten nicht einmal Taschenlampen dabei. Das war ein großer Vorteil für Ben, denn er kannte sich im Haus aus. Der Einbrecher ging in die Küche hinein, ohne hinter die Tür zu sehen. "Vielleicht haben sie nicht erwartet, dass hier jemand wohnt", dachte Ben.

 

Somit hätte er auch durch die Überraschung einen Vorteil, weil die Einbrecher unvorsichtig wären, was offensichtlich war. Ben überlegte, ob er die Einbrecher gewähren lassen soll und hoffen, dass sie ihn nicht entdecken und nicht im Dachboden nachsehen würde, denn Lebensmittel würden sie noch genug von den Felder holen können, falls sie alles mitnehmen würden, aber das wären zu viele Risiken, die er nicht dem Zufall überlassen wollte. Also beschloss Ben seine Familie zu beschützen und wusste was das bedeutete und was er tun musste.

 

Während der Einbrecher anfing die Küchenmöbel zu durchwühlen, kam Ben leise aus seinem Versteck heraus und näherte sich dem Einbrecher von hinten. Dann hielt er dem Einbrecher mit der linken Hand den Mund zu, während er mit dem Messer seine Kehle mit einem kräftigen Schnitt aufschlitzte und hielt ihn dabei so lange von hinten fest, bis er aufhörte zu zappeln, damit er keine Geräusche machte und nichts umschmiss, sonst hätte er die anderen allarmiert. Dann ließ er den Einbrecher langsam auf den Boden sinken, während die Blutlache  auf den Boden immer größer wurde. Er überlegte wie er die Zwei anderen überwältigen könnte, denn sie waren in der Mehrzahl. Da fiel ihm sein Speer ein, den er neben der Eingangstür immer stehen ließ, den er bei jedem Ausflug mitnahm. Er schlich sich in den Flur und holte seinen Speer und ging langsam zum Wohnzimmer, wo die Zwei fleißig alles durchsuchten und dabei nicht darauf achteten, leise zu sein.

 

"Sie erwarten wirklich nicht, dass jemand hier ist", dachte Ben während er behutsam einen Fuß vor den anderen setzte und sich den Zwei immer mehr näherte. Sie standen beide mit dem Rücken zu Ben. Für Ben schien es ein leichtes Spiel zu werden. Er musste nur schnell genug in jedem ein Mal einstechen. Als er nahe genug an einem war und gerade zustechen wollte, knarrte die Holzdiele unter seinem Fuß und Beide drehten sich erschrocken um und sahen Ben überrascht mit aufgerissenen Augen an. Ben nutzte den Überraschungsmoment so lange beide überrascht waren und stach schnell den ersten in die Brust und zog seinen Speer schnell wieder heraus. Währenddessen hatte der andere ein Messer herausgeholt und hielt es Ben entgegen, konnte aber nicht zustechen, weil Ben schon seinen Speer in die Richtung des Einbrechers hielt und ihn somit auf Distanz hielt. Der Einbrecher merkte, dass er stark im Nachteil war und mit seinem Messer so gut wie keine Chance gegen einen Speer hatte und fing an, die Sache mit Worte zu schlichten und sagte: "Hör zu. Ganz sachte. Wir wollten niemandem etwas tun. Wir wollten nur etwas zu Essen holen. Lass mich einfach gehen und du siehst mich nie wieder."

 

"Woher soll ich das wissen? Wer sagt, dass du nicht mit noch mehr Leuten kommst und das nächste Mal dann jeder von euch einen Speer hat?"

 

"Das wird sicher nicht passieren. Ehrenwort. Ich bin der Letzte von uns dreien. Ich habe keine anderen Kumpels."

 

"Tut mir leid. Das Risiko kann ich nicht eingehen."

 

Ben wollte schon zustechen, aber der Einbrecher ging einen Schritt zurück und sagte: "Warte, warte. Ich hab Familie und Kinder. Wenn ich nicht nach Hause komme, werden sie vor Hunger sterben. Hast du Kinder? Klar hast du Kinder. Dann verstehst du es doch. Willst du das Leben meiner Kinder auf dem Gewissen haben?"

 

"Ich glaub dir kein Wort. Jetzt spricht nur die Angst aus dir. Aber auch wenn du zwanzig Kinder hast, kann ich dich nicht gehen lassen."

 

Als der Einbrecher merkte, dass er Ben so nicht überzeugen konnte, half ihm nur noch die Flucht nach Vorne und griff Ben an, indem er einen Schritt nach Vorne machte und hoffte, dass er an Ben herankommen würde, aber Ben hielt ihm den Speer entgegen und er stürzte sich selbst in ihn hinein, der in seine Brust eindrang. Dann fiel er zu Boden und sagte mit seiner letzten Kraft: "Fahr zur Hölle, du Schwein", und starb.

 

Ben war immer noch voll von Adrenalin und hielt seinen Speer noch ein paar Sekunden in der Hand und zitterte. Dann fing er sich wieder und überlegte. Er musste zuerst die Leichen aus dem Haus bringen, bevor er seine Familie herunter holte, sonst würden die Kinder einen Schock bekommen und Sarah vielleicht auch. Er wischte das Blut vom Speer an dem letzten Einbrecher ab, stellte ihn wieder neben die Eingangstür und zog einen nach dem anderen zum Hinterausgang in den Garten hinaus und ließ sie hinter einer Hecke liegen, damit sie die Kinder nicht sahen, wenn sie aus dem Fenster blickten. Dann ging er in den Dachboden und rief Sarah herunter.

 

"Sind sie weg?", fragte Sarah.

 

"Kann man auch so sagen", sagte Ben. "Kommt erstmal herunter und leg die Kinder wieder schlafen, dann erzähl ich dir alles."

 

Sie brachten die Kinder gleich ins Kinderzimmer und legten sie in ihre Betten und gingen aus dem Zimmer hinaus.

 

"Was ist jetzt?", fragte Sarah.

 

"Ich habe sie alle umgebracht."

 

"WAS?"

 

"Nicht so laut. Lass die Kinder schlafen."

 

"Was hast du gemacht?"

 

"Ja. Einer nach dem anderen. Es waren drei. Den ersten habe ich in der Küche die Kehle aufgeschlitzt und die anderen Zwei im Wohnzimmer in die Brust gestochen. Pass auf wo du hintretest. Da liegt noch überall Blut."

 

Sarah ging zuerst ins Wohnzimmer und sah das Blut auf den Boden und die Schleifspuren aus Blut, die zum Hinterausgang führten. Dann ging sie in die Küche und sah auch da die Spuren und hielt sich die Hand vor den Mund.

 

"Ich habe sie in den Garten gebracht. Morgen früh wenn es hell wird und bevor die Kinder aufstehen, müssen wir das Blut wegwischen. Jetzt können wir nicht viel machen, weil wir nichts sehen. Und pass auf, dass die Kinder nicht in den Garten gehen, bevor ich sie vergraben habe oder weggebracht habe."

 

"OK."

 

"Was meinst du? Sollen wir die Leichen essen?", fragte Ben mit einem Lächeln.

 

"Idiot. Du hast sie nicht mehr alle."

 

"War ja nur ne Frage. - Oder sollen wir sie dem Nachbarn schenken? Dem Leichenkoch?" Ben lachte wieder.

 

"Ja, dann laden sie uns zum Essen ein."

 

Beide lachten.

 

Am nächsten Morgen wurden Ben und Sarah von den Mädchen geweckt: "Mama, was ist das da auf den Boden?"

 

Ben und Sarah sprangen auf und Ben sagte zu Sarah: "Wir haben verschlafen."

 

Dann sagte er zu den Mädchen: "Das ist nur Dreck, mein Schatz. Wir machen das gleich weg. Bleibt hier im Bett. Wir rufen euch, wenn wir sauber gemacht haben, dann können wir frühstücken. OK?"

 

"OK."

 

Ben und Sarah zogen sich schnell an und wischten das Blut vom Boden auf.

 

Beim Frühstückstisch fragte Ben Sarah: "Was soll ich mit denen machen? Begraben oder in den Wald bringen?"

 

"Willst du Lei... ich meine die Dinger immer im Garten haben?"

 

Sarah musste auf die Kinder Rücksicht nehmen, die zuhörten und konnte deswegen nicht offen reden.

 

"Außerdem musst du den ganzen Tag dafür graben. Das ist zu viel Arbeit. Bring sie lieber in den Wald mit dem Bollerwagen, wie die Nachbarn."

 

"OK. Nach dem Essen bring ich sie weg."

 

"Auf dieses Abenteuer hätten wir verzichten können."

 

"Find ich nicht. So haben etwas den Kindern zu erzählen. Als Gute-Nacht-Geschichte."

 

Ben lachte.

 

"Jaaa. Gute-Nacht-Geschichte", riefen die Mädchen.

 

Ben und Sarah lachten.

 

"Aber eine andere Geschichte", sagte Sarah den Mädchen.

 

Als Ben fertig gegessen hatte, brachte er die Leichen einer nach dem anderen in den nächsten Wald, etwas weiter weg von der Straße, damit man sie nicht gleich sieht und ließ sie liegen. Er dachte, dass wenigstens die Tiere etwas davon haben sollen.

 

 

 

Es vergingen weitere Wochen und Monate, bis die Sirenen Anfang Januar, sechs Monate früher als geplant, wieder heulten. Zuerst traute sich keiner auf die Straßen. Aber nachdem der Strom wieder eingeschaltet wurde und nach ein paar Minuten auch das Wasser, hörte man Schreie aus der Nachbarschaft, aber dieses Mal waren es Freudenschreie und Jubel.

 

Nach ein paar Stunden wurde der erste Fernsehsender eingeschaltet, in der zuerst Rotschild eine Rede hielt. Darin gratulierte er allen Überlebenden und versprach eine rosige Zukunft für alle. Nachdem die Erwartungen der Experten übertroffen wurden, dass es ein Jahr dauern würde, bis ein viertel der Menschen gestorben sind, konnte die Anarchie vorzeitig beendet werden. Die Bundeswehr war wieder in Deutschland und half beim Aufräumen, bis sich die Feuerwehr und THW wieder organisiert hatten. Man sah in den Nachrichten die schrecklichsten Bilder, die vor allem in den großen Städten am schlimmsten waren. Zuerst wurden die Leichen von den Straßen gesammelt und in ein Massengrab geworfen. Man machte sich nicht die Mühe, nach der Identität zu suchen und sie in einzelne Gräber zu bestatten, denn die Aufräumarbeiten mussten schnell voran gehen. Alle Menschen und Soldaten, die an den Aufräumarbeiten beteiligt waren, trugen Gasmasken, um sich nicht mit der Seuche anzustecken.

 

Als die Leichen von den Straßen und Häusern weggeräumt waren, kamen unzählige Abfalltransporter. Die Müllberge wurden mit Baggern und Traktoren mit Schaufeln in die LKWs geladen, die am Stadtrand gesammelt und verbrannt wurden.

 

Die kaputten Autos wurden erstmal auf einem Autofriedhof am Stadtrand gesammelt, bis entschieden wurde, was mit ihnen passieren sollte.

 

Währenddessen wurden die Klärwerke in Betrieb gesetzt und die Kanalisationen ausgepumpt.

 

Danach wurden alle einsturzgefährdenden Häuser abgerissen und abtransportiert.

 

Die Müllberge brannten Wochen später immer noch. Jetzt stanken die Städte nicht mehr nach Leichen, Abfälle und Fäkalien, sondern nur noch nach verbranntem Abfall.

 

Man merkte, dass von allen wichtigen Regierungsbeamten kein einziger fehlte. Sie hatten sich ja vor der Anarchie rechtzeitig in Sicherheit gebracht und hatten für ein Jahr vorgesorgt. So war es auch mit allen Unternehmens- und Bankmanagern. Kurz gesagt, sind nur von den Ärmsten und von der Mittelschicht Menschen umgekommen.

 

Auch das Telefonnetz wurde wieder eingeschaltet und jeder versuchte seine Bekannten und Verwandten zu erreichen, aber viele Anrufe blieben unbeantwortet.

 

Auch Sarah rief ihre Eltern auf dem Handy an, aber es kam immer nur die Meldung: "Der angerufene Gesprächspartner ist zur Zeit nicht erreichbar."

 

An allen öffentlichen Stellen häuften sich immer mehr die Vermisstenanzeigen und viele Sender versuchten auch damit Profit zu schlagen und sendeten Vermisstenshows jeden Tag, die die meisten Einschaltquoten hatten. Da spielten sich ständig große persönliche Dramen ab, die es bis dahin im Fernseher noch nie gab.


 

Die Massenentführung

 

 

 

 

 

Die Menschen gewöhnten sich langsam an die neue Welt und im Laufe der Wochen und Monate normalisierte sich alles. Die Wirtschaft boomte und es gab so gut wie keine Arbeitslosen und auch fast keine Rentner. Die Staaten hatten fast keine Sozialausgaben und das Geld wurde in den Ausbau der Technik und der Infrastruktur investiert.

 

Überall auf der ganzen Welt wurden flächendeckend 5G-Antennen aufgestellt und an jeder Straßenkreuzung und an allen öffentlichen Plätzen wurden Videokameras mit hoher Auflösung montiert und die Gesetze wurden für eine totale Überwachung geändert.

 

Viele Unternehmen stellten Überwachungstechniken und RFID-Chips her, die den Menschen und Tieren unter die Haut gespritzt wurden und es wurde kräftig Werbung von der Politik, den Medien und der Industrie dafür gemacht, dass die Menschen diese Techniken annehmen und es wurde auf alle tollen Vorteile hingewiesen.

 

 

 

Die Statuen Rotschilds wurden weiter in allen Städten aufgestellt und sein Zeichen wurde an allen öffentlichen Plätzen und Gebäuden wie Statuen aufgestellt und auf Fahnen gedruckt, wie es auch im Dritten Reich war, in dem überall das Hakenkreuz zu sehen war. Dieses Mal bestand das Zeichen nicht nur aus einem Dreieck, sondern auch mit einem Auge darin. Das war das "Auge der Vorsehung", das die Trinität Gottes darstellen sollte mit dem allsehenden Auge Gottes. Alle Beamten und Staatsbedienstete mussten dieses Zeichen auf ihrer Stirn tragen, die sie aber nicht mehr entfernen konnten. Es wurde auch den Bürgern empfohlen dieses Zeichen zu tragen, um dafür bestimmte Vorzüge zu bekommen. Große Unternehmen stellten nur noch Mitarbeiter ein, die dieses Zeichen hatten.

 

 

 

Der Prophet Elia tourte wieder über der ganzen Erde und predigte den Menschen, dass sie Rotschild anbeten sollen und ihn als ihren Messias annehmen sollen. Aber nach der Anarchie glaubte kaum noch jemand an Rotschild als Messias, sondern beschimpften ihn jetzt noch mehr und machten ihn für den Tod aller Bekannten und Verwandten verantwortlich. Auch bei den Juden war Rotschild nicht mehr so gut angesehen. Manche Menschen beschimpften Elia als ein Prophet Satans' und Rotschild als den Antichristen und Sohn des Teufels und bewarfen Elia mit Tomaten, Eiern und auch Steinen. Es kamen auch nur noch sehr wenige Menschen zu seinen Predigten. Es war offensichtlich, dass die Menschen sich nicht mehr von Elia und Rotschild verführen lassen würden.

 

 

 

Ben hatte eine Stelle bei den Stadtwerken in Teupitz bekommen und es ging ihm und seiner Familie gut. Der kleine Junge hatte sich in der Familie eingelebt und seinen Schock überwunden und redete wieder. Er sagte, sein Name sei Jonas.

 

Nur wenige Monate nach der Anarchie war schon alles vergessen, denn jeder versuchte diese Zeit zu verdrängen. Es war so wie nach dem Dritten Reich, als alle Deutschen so taten, als ob es keine Massenmorde an Juden gab, denn sie hatten alle ein schlechtes Gewissen.

 

Ben machte Sarah einen Heiratsantrag und ein paar Wochen später heirateten sie in der Synagoge in Berlin. Ihre Eltern waren bei der Hochzeit nicht dabei. Sie waren seit der Anarchie nicht mehr aufgetaucht und sie wurden für tot erklärt.

 

 

 

Auch an diesem Arbeitsplatz hatte Ben einen Kollegen, der Christ war, so wie Eugen. Sein Name war Georg und er hatte nur noch ein paar Monate bis zu seiner Rente. Er und Ben kannten sich von der Nachbarschaftsgemeinschaft, die sie während der Anarchie hatten und Georg hatte Ben auch diese Stelle vermittelt, weil ein paar Kollegen nicht mehr aufgetaucht waren und ein paar Stellen frei wurden.

 

 

 

Es war Mitte Mai, ein Jahr nach dem Unterschreiben des Friedensvertrags zwischen Rotschild und den zehn Staatenbünde. Ben und Georg pflegten den Stadtgarten und pflanzten neue Blumen in die Blumenbeete.

 

"Erzähl mal, Ben. Wie waren deine Flitterwochen?"

 

"Das waren nicht wirklich Flitterwochen. Wir hatten niemanden, der auf die Kinder aufgepasst hätte und schon gar nicht für eine oder zwei Wochen. Es war mehr wie ein normaler Familienurlaub."

 

"Seid ihr irgendwo hingefahren?"

 

"Natürlich. Wo gehen denn Juden hin, wenn sie Urlaub machen?"

 

"Ach ja. Der Tempel. Also in Jerusalem."

 

"Genau." Während sich Ben unterhielt, gruben sie Löcher in die Erde und steckten die Blumen hinein.

 

"Wir haben auch nach Sarahs Eltern gesucht und haben im Hotel gefragt, wo sie waren, aber der Gastwirt konnte sich nicht an sie erinnern. Ist ja auch klar. Da waren so viele Gäste und es ist mittlerweile über ein Jahr seit dem vergangen. - Du bist auf einmal so ..."

 

Ben drehte sich um, um zu sehen, warum Georg so still war, aber er war nicht mehr da. Nur seine Kleider und sein Hacken lagen auf den Boden an der Stelle, wo er stand.

 

"Georg?"

 

Ben sah sich in alle Richtungen um und suchte nach Georg.

 

"Georg! Willst du mich veralbern?"

 

Aber Georg war nirgends zu sehen.

 

"Warum hat er seine Kleider hier liegen lassen? Er müsste ja nackt herumlaufen. Was soll das? Ist er ein Exhibizionist?"

 

Bens Handy klingelte. Es war Sarah. Er ging ran.

 

"Ben, die Kinder sind weg." sagte sie panisch. "Nur ihre Kleider liegen noch da. Draußen sind sie auch nicht. Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl. Komm nach Hause. Wir müssen die Kinder suchen."

 

"OK. Ich fahr gleich los. Ich hab sowieso gleich Feierabend. Ich glaube der Chef wird mir wegen den paar Minuten nicht den Kopf abreißen."

 

"Komm schnell! Beeil dich!"

 

Ben packte schnell die Werkzeuge in den Pritschenwagen. Georgs Sachen ließ er liegen.

 

"Wenn er zurückkommt, soll er seine Sachen da wieder finden, wo er sie liegen gelassen hat", dachte Ben.

 

Während er fuhr, rannte plötzlich eine Frau panisch vor ihm auf die Straße und rief nach jemandem. Ben konnte gerade noch ausweichen.

 

"Was ist los heute? Was haben alle?"

 

Nach ein paar Metern sah er einen alten Mann am Straßenrand weinend sitzen.

 

"Oh nein. Bitte nicht noch eine Anarchie."

 

Ben fuhr schneller. Er wurde immer unruhiger.

 

Als er zu Hause ankam, sah er Sarah besorgt die Straße entlang laufen und nach den Kindern rufen.

 

"Hast du sie nicht gefunden?"

 

"Nein. Wo können sie sein?"

 

"Hast du im ganzen Haus gesucht?"

 

"Natürlich."

 

"Ich seh' nochmal nach."

 

Er ging ins Haus und sah Jonas' Kleider auf dem Küchenstuhl. Dann ging er ins Kinderzimmer und sah die Kleider der Mädchen auf den Boden. Sie lagen alle genauso da wie Georgs Kleider. Nachdem er das ganze Haus durchsucht hatte, ging er wieder hinaus zu Sarah auf die Straße, die immer noch die Kinder rief.

 

"Mein Kollege, Georg ist auch plötzlich verschwunden, während er neben mir war und seine Kleider liegen auch so da wie die der Kinder."

 

"Was meinst du damit? Sind Aliens gekommen und haben Menschen entführt?"

 

"Ich weiß nicht, was hier los ist. Ich hoffe, das ist nicht wieder so eine bescheuerte Idee von Rotschild. - Guck mal, die Nachbarn suchen auch nach ihren Kindern. Frag sie mal, ob ihre Kleider auch da liegen. Ich mach mal den Fernseher an. Vielleicht sagen sie etwas darüber."

 

Alle Sender berichteten in Eilmeldungen von entführten Menschen, aber keiner wusste was los war.

 

Sarah kam herein und sagte, dass es bei den Nachbarn genauso war wie bei ihren Kindern. Da erinnerte sich Ben an die Unterhaltungen mit Eugen, als er sagte: "Spätestens wenn ich mal nicht mehr hier sein werde und ein paar tausend Menschen und alle Kinder auf einmal verschwunden sein werden, wirst du es dir nochmal überlegen."

 

"Das ist die Christenentrückung", sagte Ben.

 

"Was? Welche Christenentrückung? Von was redest du?"

 

"Das hatte mir Eugen damals immer gesagt. Das steht auch auf der Liste. Wo ist sie?"

 

"Komm mir jetzt bloß nicht wieder mit der Liste! Ich hab so die Schnauze voll von deiner bescheuerten Liste. Erinnere mich nicht an diese Zeit!"

 

"Komm wieder runter. Es nützt niemanden etwas, wenn wir jetzt alle durchdrehen. Weißt du noch wo ich mein Rucksack hingelegt habe?"

 

"Im Dachboden."

 

Ben sah im Dachboden nach und fand den Rucksack. Die Blätter mit dem Vortrag und der Liste und den Überlebenstipps waren noch da. Er las die Liste noch ein Mal durch. Dann ließ er die Hände sinken und starrte hoffnungslos und nachdenklich auf den Boden.

 

"Hast du ihn gefunden?"

 

Ben kam wieder herunter. "Das war der nächste Punkt auf der Liste nach der Anarchie," sagte er entmutigt.

 

"Oh nein. Ich will von dieser Sache nichts hören. Nein, nein, nein."

 

Sarah setzte sich auf die Couch. Ihre Hände zitterten und sie dachte scharf nach.

 

Nach ein paar Minuten fragte sie: "Was heißt diese Christenentrückung?"

 

"Eugen sagte, dass irgendwann nach dem Friedenvertrag zwischen Rotschild und allen Staatenbünde alle Christen und Kinder in den Himmel gehen werden. Einfach so. In einem Augenblick. Warte, ich les mal im Vortrag nochmal die Stelle nach."

 

"Das kann gar nicht sein. Die Beckers von Gegenüber sind Katholiken und sie sind noch da. Nur ihre Kinder sind weg. Die sind auch Christen."

 

Ben suchte weiter nach der Stelle.

 

"Hier. Da steht das Gleiche was Eugen gesagt hat. Das soll auch Jesus vorausgesagt haben. Vielleicht waren die Beckers nicht gläubig genug. Ich guck mal auf der Seite von diesem Typ. Vielleicht finde ich etwas mehr heraus."

 

Er setzte sich an seinem Computer und ging auf die Seite der Auserwählten Christen. Da sah er sich die Vorträge an. Nach ein paar Minuten rief er Sarah zu sich.

 

"Da ist ein Vortrag über echte und unechte Christen. Er sagt, dass man sich zu Jesus bekehren muss und die ganze Bibel beachten muss und alles tun muss was Gott will, wenn man ein echter Christ sein will. Hier sagt er, dass unechte Christen die sind, die sich entweder gar nicht als Erwachsene bekehrt haben oder andere Interessen verfolgen, als Gott zu dienen, wie z. B. Christen, die in einer Irrlehre sind oder selber Irrlehren verbreiten. Dazu zählt er auch die Katholiken, weil sie nicht nur Gott und Jesus anbeten, sondern auch Maria und andere Heilige als Götter oder Schutzpatrone. Außerdem sind sie nicht als Erwachsene bekehrt und getauft. Ich hab jetzt keine Nerven für Religiöse Streitfragen. Woher soll man bei so vielen christlichen Abspaltungen wissen, welche die richtige ist?"

 

"Aber bei den Kindern macht es anscheinend keinen Unterschied welche Religion sie haben. Wir sind Juden und die Beckers Christen, aber alle Kinder sind weg."

 

"Ja. Hier ist auch die Rede von Kindern. Sie gehen alle im Himmel, weil sie unmündig sind und sich nicht bekehren können und deswegen unschuldig sind. Sagt auch Jesus."

 

"Das kann nicht sein. Soll das heißen, dass wir alle die falsche Religion haben?"

 

"Dass wir auch als Juden nicht sehr religiös waren, steht wohl außer Frage."

 

"Ich schalte mal wieder den Fernseher ein. Vielleicht wissen sie jetzt mehr."

 

Die Nachrichten meldeten Menschenentführungen aus der ganzen Welt und aus jedem Land und zeigten Aufnahmen von Überwachungskameras auf den Straßen, wie Kinder sich plötzlich in Luft auflösten und ihre Kleider zu Boden fielen. Alle Eltern, die sich bis jetzt bei der Polizei gemeldet haben, gaben an, dass alle ihre Kinder auf dieselbe Weise verschwunden sind. Es sah so aus, als ob es keine Kinder unter 14 Jahren mehr auf der Erde geben würde. Es gab Spekulationen über Alienentführungen oder eine Art Kinderkrankheit. In diesem Fall würden aber die Leichen noch da sein. Alle verschwundenen Erwachsenen hatten einen strengen christlichen Glauben gemeinsam. Es gab Interviews mit Priestern, Pfarrern und Bischöfe. Die Meisten sagten, dass das eine Christenentrückung war und die Tatsache, dass sie noch auf der Erde waren, zeigt, dass sie den falschen Glauben hatten oder dass ihr Glaube nicht ausgereicht hätte. Andere Christen fühlten sich beleidigt und wollten diesen Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen und es kam zu Streitigkeiten zwischen den Christen.

 

Alle Lehrer, Erzieher, Kinderärzte, Jugendamtmitarbeiter, Mitarbeiter von Spielzeugherstellern und Spielzeuggeschäfte, Kinderheim- und Freizeitparkbetreiber wurden auf ein Mal arbeitslos. Auch Lebensmittel-, Möbel- und Kleiderhersteller entließen viele Mitarbeiter, weil die Herstellung von Kinderlebensmittel, -möbel und -bekleidung eingestellt wurde.

 

Die Regierungen lösten ihre Bildungsministerien auf und Verlage mussten schließen, weil keine Schul- und Kinderbücher mehr benötigt wurden.

 

 


Der Himmel fällt auf die Erde

 

 

 

 

 

Am nächsten Morgen, nachdem sich Ben und Sarah beruhigt hatten, analysierten sie die Situation beim Frühstück.

 

"Es deutet alles auf eine Entrückung hin", sagte Ben. "Die Nachrichten heute sagen, dass von den verschwundenen Kindern immer noch nicht einmal ein einziger aufgetaucht wäre und alle auf die gleiche Weise verschwunden sind. Und Georg war direkt hinter mir und war auf einmal weg. So schnell hätte er sich nicht ausziehen und wegrennen können. Ich hätte es doch gehört, wenn er sich ausgezogen hätte. In seinem Alter hätte er eine halbe Stunde gebraucht, um sich auszuziehen. Und ein UFO habe ich nicht gesehen. Das hat auch keiner, der jemanden verloren hat. Außer wenn man den Himmel als ein großes UFO nimmt und Gott und Jesus als Alien. Dann könnte es stimmen."

 

"Was machen wir jetzt? Wie soll es weiter gehen?"

 

"Ich werde ganz normal zur Arbeit gehen, sonst verlier ich meinen Job und dann können wir wieder von Obstbäumen und Feldern leben. Da die Kinder weg sind und offensichtlich nicht mehr zurückkommen werden, kannst du dir jetzt auch einen Job suchen."

 

"Es gibt zwar nichts was ich mehr hasse, als deine Liste, aber was sagt sie was als Nächstes kommt?"

 

"Wo hab ich sie gestern hingelegt? Ah, auf dem Wohnzimmertisch. Ich hol sie. - Also. Da ist die Christenentrückung und darunter steht ein großes weltweites Erdbeben und Vulkanausbrüche, Berge und Inseln verschieben sich, Mond und Sonne verfinstern sich über mehrere Tage und Meteoritenschauer. Das volle Programm. Hört sich an wie die Apokalypse. Aber das ist nicht einmal die Hälfte von dem, was noch kommen würde."

 

"OK. Angenommen es würde stimmen. Wie lange würde dieser Punkt dauern und wann genau soll es so weit sein?"

 

"Da muss ich im Vortrag nachsehen."

 

Ein paar Minute später sagte Ben: "Da steht keine Zeitangabe. - Oh, Mist. Ich bin zu spät. Wir reden heute Abend weiter."

 

 

 

Bei der Arbeit musste Ben alleine arbeiten. Er fühlte sich einsam ohne seinen Kollegen. Nach Feierabend unterhielt er sich weiter mit Sarah. Sie hatte beschlossen, sich an Georgs Stelle zu bewerben. So konnten sie zusammen arbeiten. Da Ben bei seinem Chef einen guten Eindruck hatte und er schnell einen Ersatz für Georg brauchte, stellte er Sarah gleich am nächsten Tag ein. Ben zeigte Sarah, was sie machen musste. Es war nicht so schwer. Sie waren schnell ein eingespieltes Team.

 

 

 

Als Ben und Sarah ein paar Tage später am Abend zu Hause auf der Couch saßen und Fern sahen, fing plötzlich alles an sich zu bewegen und zu wackeln. Ben dachte, ihm sei schwindelig, aber als auch alles klapperte und auf den Boden fiel, packte er Sarah an der Hand und zog sie schnell aus dem Haus auf die Straße. Die Erde bebte immer stärker, Ziegel fielen von den Dächern, Fenster zerbrachen, bei manchen Autos ging die Alarmanlage an, Bäume fielen um, der Asphalt bekam Risse, so wie die Wände an den Häusern, einige Häuser stürzten ein, Menschen rannte schreiend auf der Straße herum, Gasleitungen explodierten, Häuser gerieten in Brand. Ben und Sarah konnten nicht einmal auf ihren Beinen stehen, und mussten sich auf die Straße setzen.

 

"Das ist das Ende", dachte Ben, während er immer noch Sarahs Hand festhielt. "Jetzt spaltet sich die Erde und verschluckt uns alle."

 

Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte das Beben auf, aber Ben und Sarah zitterten immer noch, jetzt nur noch aus Angst. Alle Sirenen in allen Städten heulten auf, die Feuerwehr war total überfordert und wusste nicht wo sie zuerst hinfahren soll. Menschen standen auf den Straßen vor ihren zerfallenen Häusern. Manche weinten, andere standen unter Schock und starrten nur vor sich hin, andere wussten nicht wie sie reagieren sollen. Es war ein großes Chaos.

 

Plötzlich hörte man einen großen Knall in der Ferne. Alle blickten hin und sahen einen Vulkan, wo vorher keiner war, der Feuer, brennende Steine, Rauch, Asche und Lava Kilometer hoch spuckte. Die brennenden Steine setzten in einem Kilometerweiten Umkreis um den Vulkan alles in Brand.

 

Ben dachte er träumt.

 

"Ein Vulkan in Deutschland? Das kann nicht echt sein."

 

Plötzlich hörte Ben neben sich einen lauten Krach. Er drehte sich schnell um und sah wie das Haus der Steiners einstürzte.

 

Er sah Sarah an. "Sind die Steiners zu Hause?"

 

Sarah sagte kein einziges Wort. Sie stand noch unter Schock. Dann hörte man Schreie und Rufe aus den Trümmern.

 

"Schnell, komm mit!", rief Ben Sarah zu. "Wir müssen ihnen helfen."

 

Sie eilten zum Nachbarhaus und fingen an den Schutt von der Stelle wegzuräumen, wo sie die Schreie hörten.

 

"Wir sind da, Herr Steiner. Halten Sie durch. Wir holen Sie gleich raus."

 

Ben und Sarah wühlten so schnell sie konnten. Die Schreie wurden immer lauter, bis sie Herr Steiner sahen.

 

"Passt auf meine Beine auf. Ich glaube sie sind gebrochen."

 

Ben packte ihn unter die Arme und zog ihn heraus. Herr Steiner schrie vor Schmerzen.

 

"Sarah, nimm seine Beine! Alleine schaff ich es nicht."

 

Sarah nahm seine Beine. Herr Steiner schrie noch lauter.

 

"Wir legen ihn erstmal auf die Straße. Hier. Langsam runter."

 

Herr Steiner verlor sein Bewusstsein.

 

"Ist er tot?", fragte Sarah erschrocken.

 

"Ich glaube nicht. Er atmet noch. Bleib bei ihm und leg ihn auf die Seite, damit er nicht erstickt. Ich suche nach Frau Steiner."

 

Ben lief schnell zurück an der Stelle, wo er Herr Steiner gefunden hatte.

 

"Frau Steiner!", rief er.

 

Keine Antwort.

 

"Frau Steiner! Hören Sie mich?"

 

Stille. Ben grub an der Stelle weiter. Dann sah er eine Hand im Schutt.

 

"Frau Steiner! Ich hab Sie. Ich hol Sie heraus."

 

Er grub sie ganz aus, aber sie bewegte sich nicht. Dann hielt er sein Ohr an ihre Nase. Nichts. Kein Atem. Der Brustkorb bewegte sich auch nicht. Er hielt seine Finger an ihre Halsschlagader. Kein Puls.

 

"Oh nein. Die arme."

 

Er ging wieder zu Sarah und Herr Steiner.

 

"Frau Steiner ist tot. Ich hol unser Auto, dann fahren wir ihn ins Krankenhaus. Den Notarzt zu rufen, können wir uns sparen. Es wird keiner kommen."

 

Ben fuhr das Auto neben Herr Steiner. Zusammen hoben sie ihn ins Auto. Dann fuhren sie zu dritt los. Er konnte nicht schnell fahren, denn mitten auf den Straßen standen Menschen und Autos.

 

Als er sich dem Krankenhaus näherte, sah er ein großes Chaos. Autos und Menschen blockierten die Einfahrt. Überall Verletzte und Helfer und Krankenschwestern.

 

"Wir müssen hier stehen bleiben. Bleib bei ihm. Ich hole einen Rollstuhl oder eine Trage."

 

Er kam in den Eingangsbereich. Auf den Boden saßen oder lagen Verletzte, die jammerten, weinten und stöhnten vor Schmerzen. Er sah eine Schwester, die mit einem roten Stift die Verletzten an ihre Stirn markierte.

 

"Schwester, ich brauche Hilfe. Ich habe einen Verletzten im Auto. Seine Beine sind gebrochen."

 

"Bringen Sie ihn her und warten Sie hier, bis jemand kommt."

 

"Ich brauche eine Trage oder einen Rollstuhl."

 

"Sehen Sie in dem Raum da, ob noch etwas da ist. Wenn nicht, müssen Sie so zurecht kommen."

 

Ben ging in den Raum, auf den die Schwester gezeigt hatte und nahm den letzten Rollstuhl und eilte damit zum Auto. Sie setzten Herr Steiner in den Rollstuhl und fuhren ihn in den Eingangsbereich. Ben sah die Schwester wieder.

 

"Schwester, wir sind hier."

 

Sie kam zu ihnen.

 

"Bringen Sie ihn den Gang da hinunter bis ganz hinten, dann nach links, bis Sie in den OP kommen. Dort melden Sie sich an."

 

Ben schob Herr Steiner, der immer noch bewusstlos war, den Gang hinunter und hielt ihn mit einer Hand aufrecht, damit er nicht umfiel. An dem OP klopfte er an. Nach ein paar Sekunden kam eine Schwester in Operationsschürze, sah Herr Steiner und sagte gleich: "Legen Sie ihn auf das Bett dort und warten Sie, bis jemand zu Ihnen kommt."

 

Dann ging sie wieder hinein.

 

Ben und Sarah hoben Herr Steiner auf das Bett, das im Flur stand. Er hatte schon etwas Blut verloren.

 

"Bis sie kommen, wird er verbluten", sagte Sarah.

 

"Mehr können wir jetzt nicht machen. Sie haben bestimmt noch andere, die sie zuerst operieren müssen und haben alle Hände voll zu tun."

 

Es vergingen ein paar Minuten, aber keiner kam. Beide setzten sich auf den Boden neben das Bett und versuchten alles zu verarbeiten.

 

"Gut, dass unser Haus noch steht", sagte Ben.

 

"Sag das nicht zu laut, sonst kann es sein, dass wir zurückfahren und es auch eingestürzt ist."

 

Nach einer halben Stunde kam eine Schwester aus dem OP, die auch eine Schürze an hatte, mit einem Notizblock und Stift in den Händen.

 

"Ich brauche seinen Namen und seine Adresse."

 

Sarah gab ihr die Personaldaten, die die Schwester aufschrieb.

 

"Sie können jetzt nichts mehr für ihn tun. Ruhen Sie sich aus. Morgen können Sie wieder kommen und an der Information nach ihm fragen."

 

Dann nahm sie Herr Steiner mit in den OP. Ben und Sarah fuhren wieder nach Hause. Es war schon dunkel. In der Ferne konnte man den Vulkan sehen, der nicht aufhörte glühende Lava und Rauch zu spucken. Das Haus stand noch. Nach einem Rundgang um das Haus gab Ben Entwarnung: "Wir können rein. Ich glaube nicht, dass es einstürzt."

 

Beide waren völlig entkräftet. Als sie sich waschen wollten, merkten sie, dass das Wasser nicht ging. Der Strom auch nicht.

 

"Anarchie 2.0", sagte Ben ironisch.

 

Sie zogen nur ihre dreckigen Kleider aus und legten sich so wie sie waren ins Bett und schliefen sofort ein.

 

 

 

Als Ben aufwachte, war es immer noch dunkel.

 

"Das kann nicht sein", dachte er.

 

Er sah auf die Uhr. 8:34 Uhr. Sarah schlief noch. Er stand vom Bett auf und ging an das Fenster. Alles dunkel. Kein Licht. Er machte den Lichtschalter an. Nichts. Immer noch kein Strom. Er ging in das Badezimmer und drehte den Wasserhahn auf. Kein Wasser.

 

"Na toll. Alles wiederholt sich."

 

Er ging nach Draußen vor die Tür und sah zum Himmel, sah aber nur ein schwaches rundes Licht.

 

"Das kann nicht der Mond sein. Gestern war noch Halbmond. Achso. Der Vulkanausbruch. Auf der Liste stand nach dem Erdbeben weltweite Vulkanausbrüche und dann ein paar Tage Finsternis wegen dem Rauch und der Asche in der Atmosphäre."

 

Ben zog sich an, ging in den Keller und holte die Wasserbehälter, die er auch in der Anarchie benutzt hatte, um Wasser zu holen und holte den Bollerwagen aus der Scheune. Mittlerweile war auch Sarah aufgewacht.

 

"Warum ist es noch dunkel? Es ist fast neun Uhr. Geht die Uhr falsch?"

 

"Die Uhr geht richtig. Der Rauch und die Asche von den Vulkanen in der Atmosphäre verdunkeln die Sonne. Strom und Wasser gehen noch nicht. Ich geh mal wieder Wasser holen."

 

"Schon wieder? Na gut. Ich bereite schon mal das Frühstück vor."

 

Nachdem Ben Wasser geholt hatte, machte er wieder den Holzofen an und setzte das Wasser auf zum aufwärmen, damit sie sich waschen konnten. Dann ging er auch frühstücken.

 

"Wir müssen heute noch nach Herr Steiner sehen", sagte Sarah.

 

"Können wir nach dem Essen machen. Frau Steiner liegt wahrscheinlich immer noch unter den Trümmern."

 

Im Krankenhaus angekommen, fragten sie an der Info nach Herrn Steiners Zimmer und gingen zu ihm.

 

"Hallo, Herr Steiner."

 

"Meine Lebensretter." Herr Steiner lächelte. "Warum wird es nicht hell? Hier sagt mir niemand etwas. Wo ist meine Frau? Habt ihr sie auch gerettet? Ist sie auch verletzt? In welchem Zimmer liegt sie?"

 

Ben und Sarah sahen Herr Steiner traurig an.

 

"Was ist? Warum sagt ihr nichts?"

 

"Tut mir leid, Herr Steiner", sagte Ben, "aber ihre Frau hat es nicht geschafft."

 

"Was ... was meinst du, sie hat es nicht geschafft? Wohin hat sie es nicht geschafft?"

 

"Sie lebt nicht mehr. Ich habe sie ausgegraben, nachdem ich Sie herausgeholt habe, aber da hat sie nicht mehr gelebt."

 

Ein paar Sekunden sagte niemand etwas.

 

"Nein, nein. Sie saß noch neben mir auf der Couch. Ich habe es auch herausgeschafft. Sie kann nicht ..."

 

Er fing an zu weinen. Nach ein paar Minuten fragte er: "Wo ist sie jetzt?"

 

"Sie liegt noch unter den Trümmern. Wir konnten sie nicht wo anders hinbringen. Sie hat wenigstens nicht gelitten."

 

"Was mach ich jetzt? Mein Haus ist weg, meine Frau ist weg. Ich bin alleine. Wo soll ich hin, wenn ich hier rauskomme?"

 

"Machen Sie sich darüber keine Sorgen, Herr Steiner. Wir kümmern uns schon um Sie. Wir lassen Sie nicht alleine."

 

"Ich kann mich an gar nichts mehr erinnern. Wie bin ich hergekommen?"

 

"Wir haben Sie mit unserem Auto hergefahren."

 

"Achso. Danke euch beiden. Ihr habt viel für mich getan. Ich stehe tief in eurer Schuld."

 

"Lassen Sie mal. Niemand schuldet jemanden etwas. Das war selbstverständlich."

 

 

 

Nach ein paar Minuten, nachdem sich Herr Steiner beruhigt hatte, versprachen Ben und Sarah wieder zu kommen und fuhren nach Hause. Als sie ankamen, durchstöberten sie die Trümmer von den Steiners, um die Lebensmittel zu retten und ein paar Kleider für Herr Steiner. Während sie suchten, kam die Feuerwehr und fragte, ob alles in Ordnung sei. Ben sagte den Feuerwehleuten, dass hier eine tote Frau liegt. Die Feuerwehrleute nahmen sie gleich mit und sagten, dass sie sie ins Krankenhaus in die Leichenhalle bringen.

 

Am Abend wurde der Strom und das Wasser wieder eingeschaltet. Das war eine große Erleichterung für Ben und Sarah. Sie Duschten und wuschen ihre Kleider und die von Herr Steiner aus den Trümmern, damit sie sie ihm ins Krankenhaus bringen konnten.

 

Als Ben die Nachrichten einschaltete, konnte er erst jetzt das ganze Ausmaß der Katastrophe sehen. Das Erdbeben war auf der ganzen Erde und überall waren Vulkanausbrüche, auch da wo vorher keine waren. Mittlerweile haben die Vulkane aufgehört zu spucken. Aber man meldete von überall, dass sich Berge und Inseln verschoben hätten und an anderen Stellen große Krater und Schluchten entstanden sind. Dabei kamen große Tsunamis, die alle Küstenregionen auf der ganzen Welt überfluteten und Millionen Menschen starben. In Folge der Vulkanausbrüche und brennenden Steinen wurden weltweite Waldbrände gemeldet, die insgesamt ein drittel aller Wälder verbrannten.

 

 

 

Während Ben und Sarah die Nachrichten sahen, hörten sie ein lautes Pfeifen und dann ein lauter Knall und die Erde bebte.

 

"Schnell raus hier!", rief Ben und beide rannten auf die Straße, denn sie dachten, dass es ein Nachbeben wäre. Aber die Erde bebte nicht. Sie sahen zum Himmel, der voll mit Sternschnuppen war. Überall um sie herum schlugen Meteoriten ein.

 

"Schnell in den Keller!", rief Ben.

 

Im Keller angekommen, fiel wieder der Strom aus. Es hörte sich wie im Krieg an, wenn Bomben von Flugzeugen abgeworfen wurden und es hörte nicht auf. Immer wieder bebte die Erde und es pfiff und krachte. Beide hielten sich aneinander fest und hofften, dass es bald aufhören würde, was erst nach einer guten Stunde geschah.

 

Als Ben und Sarah aus dem Keller stiegen, stand das Haus noch.

 

"Gott sei dank", sagte Ben.

 

Dann gingen sie auf die Straße. Es war immer noch dunkel. Sie konnten nicht weit sehen und wussten nicht wo die Meteore eingeschlagen haben.

 

"Hoffentlich wurde das Krankenhaus nicht getroffen", sagte Sarah.

 

 

 

Am nächsten Morgen fuhren beide wieder zu Herr Steiner ins Krankenhaus. Es wurde nicht von Meteoriten getroffen. Sie brachten Herr Steiner die Kleider und sagten ihm, dass seine Frau in die Leichenhalle gebracht wurde, aber dass sie sich um die Beerdigung kümmern und alles organisieren.

 

Bei der Beerdigung konnte Herr Steiner in einem Rollstuhl dabei sein, musste danach aber  wieder ins Krankenhaus zurück. Nach ein paar Wochen wurde er entlassen und zog bei Ben und Sarah in das Kinderzimmer ein. Sie brauchten es ja nicht mehr.

 

 

 

An diesem Abend sahen sie in den Nachrichten, dass ein Asteroid mit einem Durchmesser von einem Kilometer mitten im Indischen Ozean einschlug und wieder eine große Welle an den Küstenregionen auslöste und alle Schiffe, die sich im Ozean befanden, gingen unter. Außerdem hatte der Asteroid ein giftiges Material freigesetzt, das das ganze Wasser vergiftete und alle Lebewesen in diesem Ozean tötete.

 

 

 

Ein paar Wochen später sah man in den Nachrichten wieder einen Meteoriten, der dieses Mal auf das Himalaya-Gebirge fiel und die Gletscher vergiftete und ein großer Teil der Gewässer im Mittleren und Fernen Osten vergiftete, was ein drittel aller Gewässer auf der Erde ausmachte und dreizehn Millionen Menschen starben, die daraus tranken oder damit in Berührung kamen. Der Meteorit schlug so viel Erde und Staub in die Atmosphäre, dass der ganze Mittlere und Ferne Osten für ein paar Tage verdunkelt wurde.

 

 

 

Es sind mittlerweile drei Jahre nach dem Friedensvertrag vergangen und Elias Propagandapredigten hatten Früchte getragen, denn über drei viertel der Menschen verehrten und beteten Rotschild an, weil sie sich daraus Vorteile erhofften, die ihnen Elia versprochen hatte. Viele hatten auch Statuen von Rotschild in ihren Wohnungen in allen Größen, Farben, Metall-, Stein- und Holzarten, die sie verehrten und anbeteten.

 

Rotschild setzte die Bundeswehr wieder gegen den Arabischen Staatenbund in Bewegung, denn er hatte vom letzten Überfall zu Beginn der Anarchie noch eine Rechnung mit ihm offen.

 

Herr Steiner konnte wieder gehen und hatte sein Haus wieder aufgebaut, bei dem ihm auch Ben und Sarah halfen. Er hatte in seinem Haus auch eine kleine Rotschild-Statue. Er sagte, dass die Versicherung ihm das Geld für den Wiederaufbau nur mit der Bedingung gegeben hatte, wenn er Rotschild anbetete und seine Statue im Haus aufstellte. Ben und Sarah wollten von dem nichts wissen. Sie haben nicht vergessen, was Rotschild getan hatte und was sie ihm zu verdanken hatten, vor allem Sarah nicht, die ihre Eltern durch ihn verloren hatte. Aber das zeigte, dass nicht nur staatliche Behörden mit Rotschild sympathisierten, sondern auch alle Unternehmen. Man konnte laut Gesetz kein Unternehmen besitzen oder eröffnen, wenn man nicht das Zeichen Rotschlids hatte und ihn anbetete und eine Statue von ihm besaß. Herr Steiner hatte das Zeichen nicht angenommen. Aber man merkte, dass sich alle in ihrem Verhalten änderten, die das Zeichen besaßen, denn das Zeichen gab es nur in Kombination mit dem RFID-Chip, den man unter die Haut des rechten Handrückens eingespritzt bekam. Diese Menschen waren wie gepolt und sprachen nichts Negatives über Rotschild oder den Staat oder das System, sondern machten kräftig Werbung dafür, wie Elia und die Medien. Wer das Zeichen nicht besaß und sich kritisch darüber äußerte, riskierte seinen Arbeitsplatz zu verlieren und auch seine Mietwohnung. Es gab somit keine Meinungsfreiheit mehr und staatliche Bestechungen und Korruption wurden legalisiert. Die ganze Welt wurde so zu einer einzigen Tyrannei.

 

Der Staat, die Unternehmen und alle Medien förderten und verbreiteten Okkultismus. Überall wurden kostenlose Kurse für Yoga, Zauberei, Wahrsagerei, Kontaktaufnahme mit Toten und Dämonen und Teufelsanbetungen angeboten, die immer mehr Zulauf bekamen, weil sie kostenlos waren. Es wurden auch staatliche Zertifikate ausgestellt für jeden okkulten Grad, den man erreichte und abhängig von diesen Zertifikaten wurde man auch in der Firma befördert oder heruntergestuft. Deswegen versuchten alle Menschen sich in ihrem Eifer im Okkultismus und in der Erwerbung von Zertifikaten ständig zu übertreffen. Alle Sender strahlten okkulte Sendungen, Filme, Dokumentationen und Shows aus. Es gab nichts mehr, was nicht mit Okkultismus zu tun hatte.

 

Die Menschen, die weder das Zeichen hatten, noch eine Statue besaßen, merkten, dass sich Rotschild immer mehr zum Antichristen entwickelte und das ganze System auf eine satanische Weltherrschaft hinarbeitete. Wenn im Internet kritische Videos und Seiten auftauchten und vor Rotschild als den Antichristen und sein Zeichen und seine Statuen warnten, wurden diese kurz danach wieder gelöscht, manchmal konnte man sie nicht einmal hochladen, wenn sie kritische Worte oder Begriffe beinhalteten.

 

 

 

Ein paar Tage nachdem Rotschild mit der Bundeswehr in Richtung Arabischen Staatenbund aufgebrochen war, meldeten sich immer mehr Kollegen wegen starker Migräne und stechenden Gefühlen, krank. Sie sagten, dass sie Stiche am ganzen Körper spürten und starke Kopfschmerzen hätten, aber die Ärzte konnten nichts feststellen. Neurologen sagten, dass es eine neue psychische Volkskrankheit wäre, wogegen sie nichts machen konnten. Auch Beruhigungs- und Betäubungsmitteln halfen nur schwach. Man merkte auch, dass umso mehr man sich mit Okkultismus befasst hatte, desto größer auch die Qualen waren. Es war wie eine unsichtbare Plage.

 

Ben und Sarah hatten keine Schmerzen. Sie hatten sich von okkulten Seminaren fern gehalten und hatten keine Statue im Haus und kein Zeichen und beteten weder Rotschild, oder den Teufel an. Sie hatten beschlossen sich an den Vortrag und die Überlebenstipps zu halten, in dem unter anderem auch vor all diesen Sachen gewarnt wurde und lagen auch dieses Mal richtig und wurden so vor diesen Qualen verschont.

 

Viele Kollegen wurden böse auf die beiden, weil sie keine Schmerzen hatten und dachten, sie wäre etwas Besseres, was auch stimmte.

 

Viele Unternehmen mussten die Produktionen unterbrechen, weil zu wenige Mitarbeiter zur Arbeit kamen und die Fernsehprogramme wurden auf ein Minimum beschränkt und es liefen fast nur noch Filme und Dokumentationen im Fernsehen.

 

Bens Chef sagte, dass er ihn gerne zum stellvertretenden Chef machen wollte, weil er gesund war und arbeiten konnte, damit der Betrieb nicht ganz geschlossen werden musste, aber Ben hatte leider die gesetzlich vorgeschriebenen Okkultismuszertifikate nicht erworben. Ben antwortete darauf: "Danke, aber wenn ich die Zertifikate habe, werde ich genauso krank wie alle anderen und könnte wieder nicht arbeiten. Da bleib ich lieber gesund und behalte meinen Gärtnerjob bei den Stadtwerken."

 

Darauf fuhr ihn sein Chef zornig an: "Wer sagt, dass die Krankheit in Zusammenhang mit den Zertifikaten stehen? Scheren Sie sich aus meinem Büro hinaus und seinen Sie froh, dass ich Sie und ihre Frau nicht feuere."

 

Ben wusste, dass er und Sarah besonders in dieser kranken Zeit sicher nicht gekündigt werden, sonst müsste der Betrieb geschlossen werden, denn nur die beiden und noch ein paar andere, die auch nichts mit dem System zu tun hatten, arbeiteten noch und waren so für die Unternehmen Gold wert.

 

In Folge der Plage wurden die Lebensmittel auch knapper und teuerer und immer weniger Menschen konnten sich mehr als ein Stück Brot leisten, besonders diejenigen, die noch Miete bezahlen mussten. Ben und Sarah hatten ihr eigenes Haus und arbeiteten beide. Somit galten sie in dieser Zeit zu den Wohlhabenden und konnten zwar nicht mehr so oft ausgehen und für den nächsten Urlaub sparen, aber dafür hatten sie genug zu essen.

 

 

 

Statt ins Kino zu gehen oder in Restaurants zu essen, gingen Ben und Sarah abends und am Wochenende spazieren. Dabei beobachteten sie die wenigen Menschen, die noch auf den Straßen liefen, wie sie sich ständig am ganzen Körper kratzten und unkontrolliert zuckten und ohne zu wollen vor sich hinfluchten und Selbstgespräche führten.

 

"Schrecklich", sagte Sarah. "Stell dir vor, wir würden auch so sein."

 

"Abspacken und fluchen wäre nicht so schlimm, aber ich will nicht ihre Schmerzen haben."

 

"Diese Liste ist Gold wert."

 

"Gut, dass wir sie auf Papier haben, denn die Seite und alle anderen, die über die Endzeit berichteten, sind schon nach der Entrückung alle gelöscht worden."

 

"Wo hast du die Liste jetzt?"

 

"Im Bücherregal. Warum?"

 

"Pass auf, dass du sie nicht verlierst."

 

"Werd ich nicht. Wenigstens nicht bevor die Trübsal vorbei ist."

 

Auf dem Heimweg gingen sie an Herrn Steiners Haus vorbei. Es war schon dunkel und sein Licht brannte im Wohnzimmer. Man konnte von der Straße durch das Wohnzimmerfenster sehen und Ben und Sarah sahen, wie er vor dem Fernseher saß und sich wie alle anderen Menschen kratzte und zuckte und alleine sprach.

 

"Der hat sich von der Versicherung kaufen lassen", sagte Ben.

 

"Er hätte auch bei uns bleiben können und sein Haus vergessen sollen."

 

"Er glaubt aber nicht, dass alles in dreieinhalb Jahren vorbei sein wird und wollte nicht sein restliches Leben bei uns verbringen, sondern sein eigenes Haus haben."

 

"Das ist der Preis dafür. Wird es irgendwann aufhören?"

 

"Nach meiner Liste nach fünf Monaten. Also in den nächsten Tagen."

 

 

 

Zu Hause schaltete Ben wie gewohnt die Nachrichten ein. Es war kein Nachrichtensprecher vor der Kamera, aber es lief eine Tonaufnahme.

 

"Guck mal", sagte Ben. "Sie haben keine gesunden Nachrichtensprecher mehr."

 

Rotschild hatte mit der Bundeswehr den Arabischen Staatenbund erreicht, aber als er ankam, warteten Flugzeugträger und ganze Kriegsflotten der NAFTA auf ihn, die sich mit den Arabischen Staatenbund gegen ihn verbündet hatten. Deswegen war Rotschild gezwungen umzukehren und blieb mit einem Teil der Bundeswehr in der Nähe von Jerusalem stehen und schlug die Zelte dort auf.

 

"Warum bleibt er in Jerusalem stehen?", fragte Sarah.

 

"Er will sich auf die Juden rächen, weil er den Kampf gegen die Araber verloren hat. Typisch Psychopath. Lässt seine Wut auf Unschuldigen aus."

 

 

 

An einem Sonntag nach dem Mittagessen, sagte Sarah: "Das ist ein perfektes Spazierwetter. Komm, lass uns raus gehen."

 

Ben und Sarah gingen im Dorf und im Wald spazieren. Sie begegneten kaum jemand auf der Straße, denn sie waren alle mit ihren Schmerzen beschäftigt. Wenn sie doch jemand trafen, kratzte er sich und zuckte wie immer. Manche kratzten und zuckten stärker, andere weniger.

 

"Lass uns umkehren", sagte Sarah. "Wir laufen schon eine Stunde."

 

Sie liefen gerade einen Waldweg entlang und sahen in hundert Meter Entfernung eine Gruppe Menschen am Wegrand sitzend, die sich wie alle kratzten und zuckten. Als sie etwas näher kamen, merkten sie, dass es drei Männer waren, die wie Obdachlose aussahen. Ihre Kleider waren dreckig und zerrissen und sie sahen durch ihre langen Bärte und ungewaschenen langen Haaren sehr ungepflegt aus. Während sie da saßen und sich kratzten und zuckten, fluchten sie vor sich hin und schienen in ihrer Welt zu sein, ohne ihre Umgebung wahrzunehmen.

 

Ben und Sarah sahen ihnen gespannt zu und ihnen wurde mit jedem Schritt, den sie sich ihnen näherten, immer unwohler.

 

"Du hast Recht, Sarah. Wir sollten lieber umkehren."

 

Als die Drei Bens und Sarahs Schritte hörten, sahen sie plötzlich zu ihnen auf und hörten auf sich zu kratzen und zu reden, aber zuckten immer noch. Sie starrten Ben und Sarah nur an, die sofort stehen blieben.

 

"Ich gehe nicht weiter", sagte Sarah. "Sie sehen total besessen aus und unberechenbar."

 

Als sie sich umdrehen wollten, sprangen die drei Besessenen auf und rannten auf Ben und Sarah los.

 

"Lauf!", schrie Ben und hielt Sarah an die Hand und beide rannten so schnell sie konnten zurück und sahen dabei immer wieder zurück.

 

"Sie kommen immer näher", sagte Sarah keuchend. "Warum sind sie so schnell?"

 

"Sie sind besessen", antwortete Ben ächzend. "Sie haben uns bald erreicht."

 

Ben sah sich nach Stöcken um, während er rannte, um sich zu bewaffnen, wenn die Besessenen sie erreichen würden. Nach ein paar Metern sah er einen Stock. Die Drei waren nur noch zehn Schritte von ihnen entfernt. Ben ließ Sarahs Hand los und sagte zu ihr: "Renn weiter, ich versuch sie zu verscheuchen."

 

Dann bückte er sich nach dem Stock, der ca. zwei Meter lang war und nahm ihn auf, während er rannte. Das verlangsamte ihn etwas und die Obdachlosen waren nur noch zwei Meter von ihm entfernt. Sarah rannte weiter und war Ben schon etwas voraus.

 

"Ich nutze wieder den Überraschungsmoment wie bei den Einbrechern", dachte Ben und drehte sich um, während er den Stock nach rechts herumschwenkte und mit dem ersten Hieb den ersten am Kopf traf, der am nahesten war. Dieser blieb stehen und schrie so laut er konnte und fasste sich an den Kopf an der Stelle, wo er getroffen wurde. Ben hielt gleich den Stock vor sich gegen die Männer, wie seinen Speer, wenn er in Angriffsposition ging und schlug den Nächsten auf den Kopf, denn den ersten hat das auch aufgehalten. Auch der Zweite schrie und hielt sich am Kopf fest. Der dritte blieb stehen und zuckte weiter und machte ständig Angriffsandeutungen. Ben wollte nicht warten, bis er auf ihn lossprang und schlug auch ihn auf den Kopf und auch dieser reagierte wie die anderen.

 

"Die Migräne verstärkt wohl den Schmerz", dachte Ben.

 

Die Drei standen aber immer noch vor Ben und beruhigten sich langsam und guckten ihn drohend an und sahen aus, als ob sie gleich auf Ben losstürzen würden. Ben wollte nicht warten, bis es  so weit wäre, weil er sie nicht alle auf einmal schlagen konnte und würde so unterliegen. Deswegen schlug er gleich den ersten auf den Kopf, der wieder schrie und sich am Kopf hielt. Dieses Mal ging er einen Schritt zurück. Dann schlug Ben auch die anderen zwei Männer noch ein Mal und auch sie wichen zurück. Als Ben noch einmal zuschlagen wollte und ausholte, machten alle drei auf einmal einen Satz nach hinten.

 

"Ich glaube, sie haben es begriffen", dachte Ben.

 

"Los! Haut ab!", schrie Ben sie an und fuchtelte mit dem Stock in ihrer Richtung. Dann drehten sie sich langsam um, während sie sich immer noch an den Köpfen hielten und gingen langsam zurück.

 

Sarah war nach zweihundert Metern hinter Ben stehen geblieben und sah besorgt zu.

 

Als die Obdachlosen ein gutes Stück weit weg waren, ließ Ben den Stock sinken und entspannte sich und drehte sich auch um und ging Sarah entgegen. Er hielt den Stock noch in seiner Hand und sah Sarah an, die auch in seine Richtung blickte. Plötzlich schrie sie und zeigte mit dem Finger in Bens Richtung. Ben wusste nicht, was sie damit meinte und war einen Moment lang irritiert und sah nur Sarah an, die ihm ständig etwas zurief und immer noch in seine Richtung zeigte und jetzt auch noch aufgeregt hüpfte.

 

"... hinter dir ...", hörte Ben ganz schwach. Er drehte sich um und sah die Männer ganz wild auf ihn zurennen. Sie hatten ihn fast schon erreicht. Ben hob schnell seinen Stock wieder hoch und schlug voller Adrenalin wild auf sie ein. Die Drei schrien wieder und hielten ihre Arme schützend über ihre Köpfe, aber Ben hörte dieses Mal nicht mehr auf, auf sie einzuschlagen, bis sie wegrannten. Aber Ben setzte ihnen nach und schlug weiter, denn dieses Mal wollte er sicher gehen, dass sie nicht zurückkamen. Sie rannten immer schneller schreiend weg, bis sie Ben abhängten. Dann blieb Ben stehen und sah den Besessenen wieder nach, bis sie ein paar hundert Meter weit weg waren. Dann drehte er sich um und ging zurück. Dieses Mal aber sah er sich ständig um, um keine Überraschung mehr zu erleben. Aber die Drei kamen nicht zurück und rannten weiter in den Wald hinein.

 

Ben hielt den Stock noch in der Hand und wollte ihn sicherheitshalber behalten, wenigstens bis sie den Wald hinter sich gelassen hatten.

 

Als er Sarah erreichte, fragte diese: "Hast du etwas abbekommen?"

 

"Nein, aber sie. Zwei von ihnen habe ich den Kopf blutig geschlagen. Komm, weiter. Wer weiß, ob nicht aus einem Gebüsch andere Bekloppte herausspringen. Wir gehen nicht mehr in den Wald spazieren. Und auch im Dorf muss ich mir immer ein Klappmesser mitnehmen."

 

Ben ließ seinen Stock auch im Dorf nicht los und nahm ihn mit nach Hause und ließ ihn Draußen vor der Eingangstür stehen.

 

Während sie hineingingen fragte Sarah: "Was passiert wohl mit den anderen Leuten, die da vorbeilaufen?"

 

"Keine Ahnung. Aber erstens läuft kaum jemand irgendwo hin, wenn er nicht unbedingt muss und zweitens sind sie sowieso alle besessen. Der eine mehr, der andere weniger. Sollen sie sich die Köpfe einschlagen. Mich interessiert das alles nicht mehr. Ich habe kein Mitleid mehr mit ihnen. Die Gefängnisse werden sicher schon überfüllt sein von solchen Bekloppten. Wo sollen sie die noch einsperren?"

 

 

 

Ein paar Tage später starben viele Menschen in Folge der Plage. Sie töteten sich gegenseitig aus heiterem Himmel und begingen Selbstmord. Keiner konnte ein Motiv dafür erkennen. Dann hörte die Plage von einem Tag auf den anderen auf, wie sie gekommen ist und alle erholten sich und nach ein paar Tagen gingen sie wieder zur Arbeit und alles normalisierte sich wieder.

 

Die Nachrichten berichteten, dass 1,8 Milliarden Menschen bei diesem Massensterben getötet wurden, das war ein drittel der Menschheit. Nachdem in der Anarchie ein viertel der Menschen gestorben sind und bei dieser Plage ein drittel, gab es nur noch knapp 4 Milliarden Menschen auf der Erde.

 

Herr Steiner hatte die Plage überlebt und auch ihm ging es wieder gut.

 

 

 

 

Die Verfolgung

 

 

 

 

 

Am nächsten Tag, genau dreieinhalb Jahre nach dem Friedensvertrag, als Ben zur Arbeit ging, ließ ihn sein Chef ins Büro rufen. Er entschuldigte sich für sein schlechtes Benehmen beim letzten Gespräch und fügte hinzu: "Ich weiß, Sie haben in der Anarchie viel für das Dorf getan und ihre Nachbarn haben es Ihnen zu verdanken, dass sie nicht verhungert sind. Sie haben meinen Zorn nicht verdient. Ich war extrem schlecht gelaunt und hatte mit großen Schmerzen zu kämpfen. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel."

 

"Natürlich, Chef. Ich versteh das gut. Sie haben eine schwere Zeit durchgemacht. Meine Kollegen haben mich auch schlecht behandelt, aber ich wusste, dass nur ihre Krankheit aus ihnen spricht."

 

 

 

Ben und Sarah saßen am Abend wieder vor dem Fernseher und starrten erschrocken hinein und konnten nicht fassen, was sie sahen.

 

Es gab eine Liveübertragung aus Jerusalem. Man sah Rotschild im Tempel vor dem Altar stehen und daneben stand eine große Statue von ihm, die voll mit okkulten Symbolen beschriftet war. Auf dem Altar brannte ein Opfer während Rotschild zum Himmel sah und die Hände zum Himmel hoch hielten und betete. Aber er betete nicht Gott an, sondern den Teufel. Dabei fluchte er ständig und lästerte Gott und Jesus und den Heiligen Geist auf das Übelste. Während er betete sah man, seine Pupillen in den Augen nicht mehr und sein ganzer Körper zitterte. Es schien, als wäre er extrem besessen gewesen. Er sprach auch in einer fremden Sprache und seine Stimme hörte sich grauenvoll an, als ob tausende Stimmen gleichzeitig schreien würden. Die Sprache hörte sich an, als ob man eine Schallplatte rückwärts abspielen würde. Aus der unverständlichen Sprache hörte man immer wieder das Wort "Satan". Die Kamera fuhr von Rotschild zurück, dass man auch den Altar sehen konnte. Jetzt erkannte man auf dem Altar eine verbrannte Gestalt, die noch rauchte und Sarah beugte sich zum Fernseher vor und sah konzentriert hinein und fragte: "Ist das eine menschliche Leiche auf dem Altar?"

 

"Du bist verrückt", antwortete Ben.

 

Das Gebet dauerte schon zehn Minuten, als Rotschild seine Hände sinken ließ und mit dem Beten aufhörte. Dann sah er mit seinen weißen Augen vor sich hin und zeigte mit dem ausgestreckten Arm und Zeigefinger auf die andere Seite des Altars. Die Kamera schwenkte in die gezeigte Richtung und man sah Bundeswehrsoldaten mit dem Zeichen auf ihrer Stirn, die die Tempelpriester festhielten, die anfingen zu schreien und versuchten sich zu befreien. Dann wurde ein Priester von zwei Soldaten zum Altar gebracht und blieben davor stehen, während der Priester um sich schlug und schrie. Dann fing Rotschild wieder in der schrecklichen Sprache mit der widerlichen Stimme an zu beten und hob wieder seine Arme und seinen Blick zum Himmel. Nach ein paar Sekunden Gebet, rief er ganz laut etwas in der fremden Sprache, dann warfen die zwei Soldaten vor dem Altar den Priester in das Feuer auf den Altar, der sofort Feuer fing und noch mehr schrie und zappelte.

 

Sarah stieß einen kurzen Schrei aus und hielt sich die Hände vor dem Mund und beide starrten mit aufgerissenen Augen in den Fernseher.

 

"Oh, mein Gott!", rief Ben. "Das ist nicht wahr. Das ist eine Inszenierung. Das ist ein Trick. Das kann nicht sein."

 

Beide hatten Tränen in den Augen, aber keiner konnte seinen Blick abwenden. Sie waren wie gefesselt.

 

Rotschild betete wieder zehn Minuten, dann zeigte er wieder auf einen Priester, auch dieser wurde von zwei Soldaten vor den Altar gebracht und wieder fing Rotschild an zu beten und zu rufen, dann wurde auch dieser Priester ins Feuer geworfen. Dann fielen alle Soldaten auf ihre Knie und auf ihr Angesicht und beteten Satan an.

 

Nach ein paar Minuten hörte Rotschild auf zu beten und seine Augen wurden wieder normal und er hörte auf zu zittern und sagte auf Deutsch in die Kamera: "Das neue Zeitalter Satans hat begonnen. Das ist die neue Weltordnung, von dem wir alle geträumt haben. Satan ist unser Gott und Vater. Ihm gebührt Lob und Anbetung. Ich bin der Antichrist, auf den die Welt sehnsüchtig gewartet hat. Betet Satan an. Wer ihn nicht anbetet, wird getötet. Alle Menschen müssen mein Zeichen an die Stirn oder die rechte Hand annehmen oder meinen Namen oder die Zahl meines Namens, die 666. Wer es nicht annimmt, wird dazu gezwungen oder getötet. Alle Juden müssen unverzüglich festgenommen und getötet werden. Kein einziger darf überleben. Es gibt eine große Belohnung für denjenigen, der einen Juden an die Polizei ausliefert oder ihr den Aufenthaltsort eines Juden verrät. Wenn ein Jude einen anderen Juden ausliefert, wird er mit seinem Leben belohnt und wird nicht mehr verfolgt. Befolgt alle Anweisungen unseres Propheten Elia."

 

Dann hob er wieder die Arme anbetend hoch und sagte: "Ich opfere dir diese Juden, Satan. Heil Satan!", und zeigte dann sein Dreieckszeichen. Alle umstehenden Soldaten machten ihm nach und reifen: "Heil Satan! Heil Satan! Heil Satan!"

 

Dann ließen sie ihre Arme wieder sinken und der Antichrist rief: "Lasst die Jagd beginnen!"

 

Dann ertönten die Sirenen in Jerusalem. Kurz darauf auch in allen Städten auf der ganzen Welt.

 

Die Kamera flog hoch über den Tempel und über die Stadt und schwenkte nach Westen, wo die Bundeswehr lagerte. Die Soldaten standen schon vor dem Lager voll ausgerüstet und einsatzbereit und die Motoren der Panzer und Fahrzeuge liefen schon und die Raketengeschütze waren auf Jerusalem gerichtet. Sie stürmten mit lauten Getöse los, sobald die Sirene ertönte, jeder gerade aus vor sich hin auf Jerusalem zu. Man hörte die Panzerketten quietschen und die lauten Motoren. Während die Panzer fuhren, schossen sie ein Geschoss nach dem anderen in die Stadt hinein. Hinter den Panzern und den Soldaten kamen LKWs, die voll beladen waren mit Munition für die Panzer, Gewehre und Panzerfäuste. Die Artilleriegeschütze, die vor dem Lager stehen blieben, hörten nicht auf mit Raketen zu schießen. Es wurde aus allen Rohren geschossen, aber der Tempelberg wurde nicht beschossen, weil Rotschild mit seiner Leibgarde noch da war.

 

Man sah von oben auf die Stadt, wie die Menschen schrien und durcheinander rannten. Aus allen Seiten strömten Menschen und Autos aus der Stadt heraus, aber sie wurden von den Truppen aufgehalten und erschossen. Panzer schossen auf fahrende Autos, Soldaten schossen auf flüchtende Menschen. Keiner Schoss nur einzelne Patronen ab. Alle Gewehre waren auf Dauerfeuer gestellt. Sobald ein Magazin leer wurde, wurde es weggeschmissen und ein volles eingesetzt. Die Koppelgurte der Soldaten waren rings herum bis auf den letzten Millimeter mit Patronenmagazinen bestückt. Es war ein Schlachten, wie es die Menschheit noch nie gesehen hat. Es wurde niemand verschont. Auch nicht schwangere Frauen, auch nicht Kinder und auch nicht alte Menschen. Es war ein ohrenbetäubender Lärm, der aus den Panzerrohren und Gewehren kamen und von den Einschlägen der Geschosse. Man sah eine perfekt organisierte und abgestimmte Armee mit deutscher Disziplin, Perfektion und Präzision. Keiner kreuzte den Weg des anderen. Jeder wusste wo sich seine Kameraden befanden und wo sie hingingen und sie stimmten sich per Funk ständig ab. Auch während die Truppen in die Stadt waren, hörten die Raketenbeschüsse nicht auf, aber kein einziger Soldat wurde getroffen oder verletzt.

 

Ben und Sarah saßen immer noch auf der Couch vor dem Fernseher und zitterten und Tränen liefen ihnen die Wangen herunter. Sie sahen dem Treiben eine halbe Stunde mit offenem Mund zu. Die Menschen flüchteten und drängten sich immer mehr in Richtung Stadtmitte, denn von allen Seiten kamen die Truppen und kreisten die Juden ein und trieben sie immer enger zusammen. Die Stadt brannte und eine große Rauchwolke bildete sich darüber.

 

Mittlerweile war die halbe Stadt vernichtet und alle Juden hinter der Frontlinie waren tot und jeder lag da wo er gefallen war. Dann hörte man die Juden laut beten, aber nicht wie sie es immer gewohnt waren, sondern sie beteten Jesus an und schrien um Hilfe. Sie haben eingesehen, dass Gott sie nicht erhörte, bis sie nicht Jesus um Hilfe baten und ihn als Messias annahmen.

 

 

 

Plötzlich hörte man einen lauten Knall, der den ganzen Kriegslärm deutlich übertönte. Die Kameras schwenkten alle über die Stadtmitte woher der Knall kam und man sah zwei Menschen, die wie Propheten aussahen, in der Luft über der Stadtmitte schweben. Dann  wurde es ganz still. Niemand schoss mehr und kein Mensch schrie und alle starrten diese Zwei an. Die Armee war sichtbar verunsichert und keiner wusste, was er tun soll. Es kamen keine Befehle. Der Funk war still. Dann schwebten die Zwei tiefer über der Stadt und spuckten Feuer aus ihren Mündern wie Flammenwerfer auf die Soldaten. Alle Truppen wandten sich von ihren Zielen ab und richteten ihre Gewehre und Panzerrohre und Artilleriegeschütze auf die Männer und feuerten aus allen Rohren. Aber das machte den zweien nichts aus, als ob sie unsterblich wären. Sie feuerten weiter unaufhörlich auf alle Truppen, Soldaten, Panzer und verbrannten alles was sich vor ihnen befand. Die Soldaten schossen weiter auf sie, aber diese hörten nicht auf Feuer zu spucken. Die Zwei töteten immer mehr Soldaten und Panzer und Fahrzeuge explodierten. Dann sah man einen Bundeswehrhelikopter, der auf den Tempelberg flog und Rotschild mit seiner Leibgarde mitnahm und wegflog. Dann hörten die Truppen auf zu schießen und zogen sich zurück vor die Stadt. Dann hörten auch die Männer auf, gegen die Soldaten zu kämpfen. Aber jedes Mal, als ein Soldat versuchte, wieder in die Stadt einzudringen, wurde er von ihnen angegriffen und verbrannt. Deswegen wurden alle Angriffe auf die Stadt gestoppt und die Stadt wurde als Sperrzone für Soldaten erklärt. Dafür zogen die Truppen nach Norden und Süden, um die anderen Städte in Israel anzugreifen.

 

Die Zwei ließen sich auf den Tempelberg nieder und alle Juden, die übrig geblieben sind, jubelten und tanzten und rannten auf dem Tempelberg zu den Zwei und nahmen sie hoch und trugen sie auf ihren Händen.

 

Die Kameras sendeten immer noch alles was passierte.

 

Nach ein paar Minuten, als sich die Juden um die Zwei beruhigt hatten, fingen die Zwei an zu reden: "Wir sind die zwei Zeugen des Allerhöchsten, der die Welt gemacht hat und Herrscher ist über alles, wie der Apostel Johannes in der Offenbarung von uns vorausgesagt hatte. Wir sind hier, um den Überrest Israels zu retten und vor jedem Angreifer zu beschützen. Wer uns etwas Böses antun will, werden wir mit Feuer töten. Wer sich Jerusalem in böser Absicht nähert, den werden wir mit Feuer töten. Wir werden den Zorn Gottes auf die Erde bringen und die Menschen den Zorn Gottes spüren lassen für alle ihre Taten und viele Menschen werden sterben. Nehmt nicht das Zeichen des Antichristen an, auch nicht seinen Namen und auch nicht seine Zahl und betet ihn nicht an und betet auch nicht Satan an, sondern nur Jesus Christus, der für eure Sünden starb."

 

Als sie aufgehört hatten zu reden, jubelten die Juden wieder und beteten Jesus an. Einige gingen in den Tempel und stießen die Statue Rotschilds um und schlugen auf sie ein, bis sie zerbrach, dann trugen sie alle Teile der Statue aus dem Tempel hinaus und warfen sie den Tempelberg hinunter.

 

Dann wurde die Übertragung unterbrochen und es wurde mit dem normalen Fernsehprogramm weiter gemacht, als ob nichts geschehen wäre. Die Sirenen hatten auch schon aufgehört zu heulen.

 

Ben machte den Fernseher aus. Beide saßen da und sagten nichts. Jeder starrte vor sich ins Leere und konnte nicht fassen, was sie in der letzten Stunde gesehen haben. Das war zu viel auf einmal.

 

"Was machen wir jetzt?", fragte Sarah.

 

"Du hast es doch gehört. Sie machen jetzt Jagd auf uns und haben deutlich genug gezeigt, dass sie es ernst meinen. Es wird Zeit unterzutauchen. Ich geh nochmal die Liste durch und besorg alles, was wir brauchen."

 

"Nicht schon wieder", sagte Sarah. "Wo sollen wir hingehen?"

 

"Hier werden sie uns sicher finden, denn jeder weiß, dass wir Juden sind. Im Vortrag steht, dass die Juden auf der ganzen Erde verfolgt und getötet werden, außer in Jerusalem, wenn die zwei Zeugen da sind und die Stadt beschützen. Also müssen wir auch dahin."

 

"Wie sollen wir da hinkommen?"

 

"Ich würde sagen, wir fahren mit dem Auto so weit es geht und dann zu fuß. Pack deinen Rucksack und nimm nur mit, was du tragen kannst und was in den Rucksack passt. Wir müssen davon ausgehen, dass die Reise ein paar Wochen dauern wird. Nimm dir genug Winterkleider mit, vor allem Mütze und Handschuhe. Beeil dich. Wir müssen hier so schnell wie möglich weg."

 

Beide beeilten sich ihre Rucksäcke zu packen. Nach ein paar Minuten waren sie fertig und zogen sich an. Ben machte die Lichter aus und schaltete alle Sicherungen aus und drehte das Wasser im Keller ab, für den Fall, dass sie überleben und zurückkehren würden und nicht alles unter Wasser stehen oder das Haus abbrennen würde. Dann schloss er die Tür und gerade wollten gerade zur Garage laufen, als sie ein Polizeiauto mit Blaulicht die Straße hinauffahren sahen. Sie versteckten sich hinter der Garagenwand und wollten warten, bis die Polizei vorbeifuhr. Aber sie hielt vor Herrn Steiners Haus an und zwei Polizisten stiegen aus und klingelten an seiner Tür.

 

"Jetzt nehmen sie Herr Steiner mit", flüsterte Ben.

 

Herr Steiner machte die Tür auf.

 

"Guten Abend, die Herren", sagte er.

 

Einer der Polizisten antwortete: "Guten Abend. Sie haben uns gerufen?"

 

"Ja. Ich habe im Fernseher gesehen, dass Juden sich freikaufen können, wenn sie andere Juden der Polizei melden."

 

"Und? Wollen Sie?"

 

"Stimmt das überhaupt?"

 

"Sagen Sie uns erstmal wo die Juden sind."

 

"Hier nebenan, in diesem Haus."

 

"Wie viele sind es?"

 

"Nur ein Ehepaar."

 

"Sonst niemand?"

 

"Nein, nur die Zwei."

 

"Wie heißen sie?"

 

"Ben und Sarah Stern."

 

"In Ordnung. Gehen Sie wieder hinein. Wir sehen uns das mal an."

 

"Dieses Schwein!", sage Ben ärgerlich. "Nach allem was wir für ihn getan haben und wie viel wir ihm geholfen haben, ganz zu schweigen, dass wir ihm sein Leben gerettet haben. Und das soll der Dank dafür sein?"

 

Die Polizisten gingen los.

 

Ben und Sarah versteckten sich schnell im Hinterhof in die Scheune und beobachteten ihr Haus zwischen den Scheunenbrettern. Die Polizisten klingelten an der Haustür. Nichts passierte. Dann klingelten sie noch ein Mal. Wieder nichts. Dann funkte einer der Polizisten die Zentrale an und fragte nach, wer hier gemeldet sei. Die Zentrale sagte die Namen von Ben und Sarah. Dann fragte der Polizist, ob sie als Juden eingetragen sind. Die Zentrale bestätigte.

 

"OK. Dann brechen wir ein", sagte der Polizist zum anderen.

 

"Moment. Das wäre Einbruch und Hausfriedensbruch."

 

Der andere Polizist lachte.

 

"Nicht bei Juden. Die haben keine Rechte mehr."

 

Dann schlugen sie eine Scheibe in der Tür ein gingen mit ihren Taschenlampen hinein. Ben und Sarah sahen aus der Scheune wie die Polizisten alle Räume durchsuchten. Dann kamen sie wieder heraus und gingen wieder zu Herr Steiner und klingelten. Er öffnete die Tür.

 

"Und? Haben Sie die Zwei?"

 

"Nein, sie sind nicht da. Sie haben am Telefon gesagt, dass sie zu Hause sind."

 

"Ja, waren sie auch. Ich habe noch Licht im Haus gesehen, bevor Sie gekommen sind."

 

"Sie sind auch Jude?"

 

"Ja. Aber ich habe mich jetzt freigekauft."

 

"Hände auf den Rücken und umdrehen!"

 

"Warten Sie. Ich habe mich freigekauft. Ich habe andere Juden gemeldet."

 

"Juden haben keine Rechte."

 

Dann packten die Polizisten Herr Steiner, legten ihm Handschellen an und fuhren mit ihm weg.

 

"Das hat er verdient, dieses Schwein", sagte Ben. "Los. Leise zur Garage."

 

Sie warfen ihre Rucksäcke ins Auto und fuhren los.

 

"Wir müssen tanken" sagte Ben.

 

An der nächsten Tankstelle hielten sie an. Vor dem Kioskeingang stand wieder eine Rotschild-Statue. Ben tankte voll und ging zum Kiosk bezahlen. Als er an die Statue vorbei gehen wollte, hörte er: "Halt! Stehen bleiben!"

 

Ben blieb stehen und sah die Statue an, aus der die Stimme kam.

 

"Identifizieren sie sich! Sie sind nicht im System gespeichert."

 

"Welches System?" fragte Ben und konnte es nicht glauben, dass er mit einer Statue sprach und sah sich um, ob ihn jemand sah, um sich nicht lächerlich zu machen.

 

"Das Zentralregister, in der alle Menschen gespeichert sind, die das Zeichen Rotschilds haben. Sie haben kein Zeichen. Identifizieren sie sich!"

 

"Ben Stern."

 

"Wohnort?"

 

"Teupitz."

 

"Kein Ben Stern aus Teupitz im Zentralregister gefunden. Sie sind nicht in Besitz des Zeichens. Bleiben Sie wo Sie sind und warten Sie auf die Polizei. Die Polizei wurde bereits verständigt."

 

Ben wollte sicher nicht auf die Polizei warten und ging trotzdem an der Statue vorbei in dem Kiosk und wollte bezahlen, aber seine Zahlung konnte nicht durchgeführt werden.

 

"Tut mir leid", sagte der Tankwart. "Es sieht aus, als ob ihr Konto gesperrt wurde. Sie müssen mit einem anderen Konto bezahlen."

 

"Ich habe kein anderes Konto."

 

"Dann müssen Sie Ihr Auto da lassen und wieder kommen, wenn sie bezahlen können oder Sie warten hier auf die Polizei. Ich sehe sowieso auf dem Bildschirm, dass sie von der Polizei gesucht werden."

 

Ben sah den Tankwart an, ob er es ernst meinen würde, aber der Tankwart sah nicht so aus, als ob er Spaß machen würde. Dann rannte er aus dem Kiosk hinaus, stieg schnell in sein Auto und fuhr mit quietschenden Reifen los.

 

"Hast du die Tankstelle überfallen?", fragte Sarah. "Warum beeilst du dich so?"

 

"Hast du gewusst, dass die blöde Statue sprechen kann?"

 

"Was?", fragte Sarah ungläubig. "Die an der Tankstelle?"

 

"Ja."

 

"Ach, mit der Statue hast du dich unterhalten? Ich dachte du unterhältst dich mit jemand. Was hat sie gesagt?"

 

"Dass ich kein Zeichen habe und auf die Polizei warten soll und bezahlen konnte ich auch nicht, weil mein Konto gesperrt ist."

 

"Deswegen bist du abgehauen? Bist du jetzt ein Dieb?"

 

"Ja! Und du meine Komplizin. Was hätte ich machen sollen? Der Tankwart hatte mein Gesicht gleich auf seinem Bildschirm."

 

"So schnell geht das? Innerhalb von ein paar Sekunden haben sie dein Konto gesperrt und zur Fahndung ausgeschrieben und das hat alles diese blöde Statue gemacht?"

 

"Wie es aussieht, haben wir Rotschild unterschätzt. Die Programmierung und Steuerung der Statuen und die Aufhebung der Privatsphäre hat er ohne das Wissen der Öffentlichkeit im Hintergrund durchgeführt. Und die Statuen konnten anscheinend schon immer sprechen und wurden so schon produziert, nur erst jetzt hat man sie aktiviert."

 

"Und was soll ihre Aufgabe sein?"

 

"Hast du doch gesehen."

 

"Sie scannen jeden Menschen nach dem Zeichen, der an sie vorbeiläuft und wer keines hat, wird verpfiffen und dann holen dich die Bullen."

 

"Wenn sie dein Konto schon gesperrt haben, kennen sie bestimmt auch dein Auto. Guck mal da oben. Überall Kameras. Die wissen bestimmt genau wo wir sind und in welche Richtung wir fahren."

 

"Mist! Du hast Recht. Ich muss von der Bundesstraße runter. Wir können nur noch Landstraßen fahren und müssen Wohngebiete meiden. Der Navi zeigt 4000 Kilometer bis Jerusalem auf dem schnellsten Weg. Wenn wir nur noch Landstraßen fahren und Städte umfahren, kann das lange dauern."

 

"Und wo willst du tanken? Oder willst du bis Jerusalem Tankstellen überfallen?"

 

"Keine Ahnung. Wir werden sehen was sich ergibt."

 

Kaum hatte Ben von der Bundesstraße in eine Landstraße abgebogen, raste ein Polizeiauto mit Blaulicht an der Kreuzung vorbei.

 

"Das war knapp", sagte Ben. "Aber jetzt wissen wir wenigstens woran wir sind. Ich halt mal an und reiß die Kennzeichen herunter, für den Fall, dass wir trotzdem an einer Kamera vorbeifahren. So weiß die Kamera wenigstens nicht, dass wir es sind."

 

"Du hättest der blöden Statue nicht deinen Namen sagen sollen."

 

"Hätte, hätte, Fahrradkette. Ist passiert. Jetzt müssen wir damit leben."

 

Nachdem Ben die Nummerschilder abgerissen und ins Gebüsch geworfen hatte, fuhren sie weiter.

 

"Jetzt wo du keine Nummerschilder hast, kannst du auch wieder auf die Autobahn fahren."

 

"Stimmt", sagte Ben und beide lachten.

 

"Jetzt sind wir Bonny und Clyde. Gesetzlose und Gejagte. Niemand kann uns aufhalten."

 

Beide hatten lange nicht mehr so viel gelacht.

 

Ben fuhr wieder auf die Autobahn und hoffte, dass sie keinem Polizeiauto begegnen würden. Aber da es Nacht war, sank die Wahrscheinlichkeit dafür stark. Der Treibstoff reichte bis Budapest, aber es wurde schon langsam hell. Kurz vor Budapest fuhren sie in einen Wald und versteckten das Auto hinter Gebüschen. Dann frühstückten sie und legten sich im Auto schlafen.

 

 


Die Plagen

 

 

 

 

 

"Es wird langsam dunkel", sagte Ben. "Wir können gleich weiter."

 

"Wir müssen etwas zu essen suchen. Wir haben nicht mehr viel."

 

"Wir tanken erstmal und dann fahren wir bis an den Stadtrand von Budapest, verstecken das Auto im Wald und suchen in der Stadt etwas zu essen."

 

Ben fuhr zur nächsten Tankstelle auf der Autobahn und tankte voll. Als er fertig war, hörte er Polizeisirenen in der Ferne. Er war sich sicher, dass sie wegen ihm kommen. Er dachte schnell nach. Wenn er losfahren würde, würde ihn die Polizei schnell einholen und an der nächsten Ausfahrt könnten schon andere Polizeiautos auf ihn warten. Deswegen musste er das Auto stehen lassen.

 

"Die Polizei kommt", rief er Sarah zu, während er die Rucksäcke aus dem Kofferraum holte. "Steig aus!"

 

Sarah stieg schnell aus und sie rannten hinter die Tankstelle und kletterten über den Maschendrahtzaun, der um die Tankstelle gespannt war und sahen vom Gebüsch aus zu. Inzwischen war die Polizei schon da und hielt vor Bens Auto. Zwei Polizisten stiegen schnell aus, zogen ihre Pistolen und richteten sie auf das Auto und gingen langsam darauf zu. Als sie merkten, dass niemand im Auto war, steckten sie die Pistolen wieder ein und einer ging in den Tankstellenladen und befragte den Tankwart.

 

"Los, weiter", sagte Ben. "Wenn sie sich die Aufnahmen von der Tankstelle angesehen haben, werden sie wissen, in welche Richtung wir abgehauen sind. Wir müssen von den Straßen weg bleiben."

 

"Wie haben sie uns so schnell gefunden?"

 

"Die Kamera an der Tankstelle."

 

"Ja, aber wir haben kein Nummernschild. Woher wussten sie, dass wir es waren?"

 

"Gesichtserkennung. Alle Kameras sind mit dem Zentralcomputer verbunden."

 

Sie wollten gerade ihre Rucksäcke aufnehmen, da sahen sie die Polizisten um die Ecke auf sie zurennen.

 

"Schnell", flüsterte Ben.

 

Beide nahmen die Rucksäcke und rannten in den Wald in die Dunkelheit. Die Polizisten sprangen auch über den Zaun und rannten mit ihren Taschenlampen Ben und Sarah hinterher, aber sie konnten sie nicht mehr sehen. Sie blieben stehen und horchten. Ben und Sarah rannten einfach gerade vor sich hin ohne auf ihre Geräusche zu achten, die sie mit ihren Füßen machten. Man hörte das Rascheln der Blätter und Knacken der Äste unter ihren Schuhen. Die Polizisten liefen in der Richtung aus der die Geräusche kamen. Ben merkte, dass sie sich nach den Geräuschen orientierten und hielt Sarah am Arm zurück während er langsamer wurde.

 

"Wir müssen uns verstecken. Sie folgen unseren Geräuschen", sagte Ben.

 

Jeder versteckte sich leise hinter einem Baum und blieb bewegungslos stehen. Die Polizisten blieben wieder stehen, um zu horchen, denn sie machten selbst Laufgeräusche mit ihren Füßen. Aber sie hörten nichts mehr. Sie gingen langsam und leise weiter in der gleichen Richtung und suchten mit ihren Taschenlampen die Gegend ab und näherten sich immer mehr Bens und Sarahs Position. Sarah sah Ben fragend an, als ob sie fragen wollte, ob sie weiter rennen sollen. Aber Ben hielt sein Zeigefinder vor dem Mund, als ob er ihr sagen wollte, sie soll ruhig sein. Dann bückte er sich und tastete mit den Händen den Boden ab. Dann griff er nach einem Stock und stand wieder auf, sah kurz hinter sich zu den Polizisten und warf den Stock rechts von ihm so weit er konnte. Der Stock prallte gegen einen Baum und dann auf den Boden. Die Polizisten richteten ihre Taschenlampen in die Richtung, aus der das Geräusch kam und liefen hin. Nach ein paar Metern blieben sie stehen und suchten die Gegend ab und redeten etwas miteinander auf Ungarisch. Dann drehten sie sich um und gingen zurück zur Tankstelle. Ben blieb so lange regungslos, bis er ihre Schritte nicht mehr hörte, dann wartete er noch eine Minute und ging dann langsam und leise auf Sarah zu.

 

"Weiter", flüsterte er. "Aber ganz leise."

 

Während sie gingen, sahen sie sich ständig um und blickten immer wieder zurück. Niemand folgte ihnen. Nach ein paar hundert Meter gingen sie wieder normal weiter in Richtung Budapest und verdeckten ihre Gesichter mit ihren Schals.

 

 

 

Ein paar Stunden später erreichten sie das Stadtzentrum. Ihnen fiel auf, dass alle Menschen schon das Zeichen an Stirn oder Hand hatten. Dabei kratzten sie sich ständig am ganzen Körper und jammerten und fluchten. Als sie die Menschen genauer betrachteten, merkten sie Geschwüre auf ihrer Haut.

 

"Warum haben wir das nicht?", fragte Sarah.

 

"Anscheinend reagieren die Menschen allergisch gegen das Zeichen. Es wurde anscheinend nicht genug auf Verträglichkeit geachtet. Die Unternehmen, die die Zeichen herstellten haben wieder mal gespart und sich beeilt, um sie schnell in Massen auf den Markt zu bringen."

 

"Das sieht aus wie bei der Migräne vor fünf Monaten. Wie sollen wir an Lebensmittel herankommen?"

 

"Was denkst du denn? Wir sind jetzt offiziell Obdachlose. Also müssen wir uns auch so verhalten. Hier ist gleich ein Lebensmittelgeschäft. Wir gehen mal an der Rückseite des Gebäudes. Dort müssen die Mülltonnen stehen."

 

"Ich esse keinen Müll."

 

"Beruhig dich. Wir sehen mal, was wir finden."

 

Beide wühlten wie Obdachlose im Müll herum und sahen sich ständig um, damit sie nicht jemand sah. Aber nicht, weil sie jemand verscheuchen könnte, sondern weil sie sich schämten.

 

"Hier", sagte Ben. "Da ist etwas noch original verpackt. Wenn die Haltbarkeit überschritten ist, müssen sie es wegschmeißen. Gut für uns."

 

"So geht es noch. Aber nicht wenn es unverpackt ist und wenn mein Essen Kontakt mit dem Müll hatte."

 

Sie packten alles ein was sie fanden und gingen zum nächsten Geschäft und zum nächsten, bis sie genug gesammelt hatten, damit es für ein paar Tage reichte.

 

"Wir haben aber kein Brot gefunden", sagte Sarah.

 

"Dann fragen wir bei Bäckereien nach, ob sie uns das alte Brot geben, das sei wegschmeißen würden."

 

Sie hatten nicht bei jeder Bäckerei Glück, aber es gab genug Bäckereien und sie konnten doch genug sammeln.

 

Dann machten sie sich auf den Weg nach Süden Richtung Serbien. Von da mussten sie nach Bulgarien, Türkei, Syrien, Libanon und dann Israel. Aber zuerst mussten sie durch die Stadtmitte gehen. Sie dachten sie wären anonym wenn sie ihre Gesichter verdeckten, aber als sie sich am Marktplatz der Rotschild-Statue näherten, fing dieser an zu reden. Aber sie verstanden es nicht, weil sie auf Ungarisch redete.

 

"Was sagt er?", fragte Sarah Ben.

 

"Seit wann kann ich ungarisch? Woher soll ich das wissen?"

 

Plötzlich redete die Statue deutsch. "Bleiben Sie stehen. Identifizieren Sie sich."

 

"Du wirst dieser blöden Statue nicht wieder deinen Namen sagen" sagte Sarah.

 

"Entfernen Sie ihre Gesichtsabdeckung! Sie haben nicht das Zeichen. Bleiben Sie stehen, bis die Polizei Sie in Gewahrsam nimmt. Die Polizei wurde bereits verständigt."

 

Ben und Sarah gingen einen Schritt weiter.

 

"Bleiben Sie stehen!" sagte die Statue wieder.

 

Dann ertönte eine Sirene aus der Staute, die die ganze Gegend hörte und die Statue sagte in einem ganz lauten Ton: "Hier sind zwei Zeichenlose. Alle Bürger sind verpflichtet Zeichenlose festzuhalten, bis die Polizei eintrifft.  Zeichenlose festhalten! Stop the signless! Hold jele Veszíts ..."

 

Das wiederholte sie immer wieder auf Ungarisch. Alle Menschen sahen in ihre Richtung und näherten sich ihnen.

 

"Weg hier!", sagte Ben und beide rannten in eine Gasse hinein.

 

Aber ein paar Menschen verfolgten sie und rannten ihnen hinterher und Ben und Sarah rannten immer weiter, bis sie ihr Verfolger abhängten. Sie hatten dabei einen Vorteil, denn sie hatten keine Geschwüre, die sie ständig juckten.

 

Dann hörten Sie eine Frauenstimme hinter sich: "Hallo?"

 

Ben und Sarah drehten sich um. Ein paar Metern hinter ihnen lief eine Frau auf sie zu. Sie war ungefähr 30 Jahre alt, mit einem normalen Körperbau und langen Haaren. Mehr konnten sie aus der Entfernung und der Dunkelheit nicht erkennen. Sie  wollten gerade wieder losrennen, da sagte die Frau weiter: "Ich will euch nichts tun. Lauft nicht weg. Hier, seht her. Ich hab selber kein Zeichen."

 

Sie zeigte ihnen ihre Stirn und die Hände.

 

"Was willst du?", fragte Ben. "Bleib stehen. Komm nicht näher."

 

Die Frau blieb stehen.

 

Ich habe euch bei der Statue gesehen und bin euch gefolgt. Die Statue war ja nicht zu überhören. Ich habe gesehen, dass ihr Deutsche seid, wie ich und wie ihr ausseht, seid ihr auf der Flucht und Obdachlos."

 

"Und was willst du von uns?"

 

"Wo geht ihr hin?"

 

"Nirgends. Warum willst du das wissen?" Ben traute ihr nicht.

 

Sie hatten ihre Lektion mit Herr Steiner gelernt, dass sie niemand mehr vertrauen durften.

 

"Ich habe meine Wohnung heute verloren, weil ich das Zeichen nicht annehmen wollte und ohne das Zeichen kann ich auch nichts mehr kaufen. Ich durfte auch nichts aus meiner Wohnung mitnehmen. Ich besitze nichts weiter, als was ich an meinem Leib trage. Ihr hingegen seht gut organisiert und ausgerüstet aus. Bitte helft mir. Ich weiß nicht wo ich hin soll und was ich machen soll."

 

Ben und Sarah sahen sich an und überlegten.

 

"Bitte lasst mich nicht alleine. Ich habe heute nichts gegessen. Ihr seid meine einzige Chance zu überleben."

 

Ben zögerte immer noch.

 

"Bitte. Ich habe leider nichts, womit ich euch bezahlen könnte."

 

Die Frau sah sie flehend an.

 

"Was denkst du?", fragte Ben Sarah leise.

 

"Keine Ahnung. Sie tut mir schon leid. Und sie sieht nicht so aus, als ob sie etwas besitzen würde. Sie hat nicht einmal eine Handtasche dabei."

 

"Warum wolltest du das Zeichen nicht annehmen?", fragte Ben die Frau.

 

Sie zögerte ein paar Sekunden.

 

"Weil ... weil ich Christin bin."

 

"Na und? Hier sind doch alle Christen und sie haben alle das Zeichen."

 

"Ja, aber nicht wie ich. Die Bibel sagt, man soll das Zeichen nicht annehmen, sonst ist man verloren."

 

"Achso. Du bist eine strenggläubige Christin."

 

Ben entspannte sich, denn sie war wie Eugen und er wusste, dass solche Christen in der Regel nichts Böses tun.

 

"Warum bist du noch hier?"

 

"Wie meinst du das?"

 

"Warum wurdest du nicht vor zweieinhalb Jahren mit den anderen bei der Entrückung entrückt?"

 

"Weil ich mich erst danach bekehrt habe. Mein Mann war bibeltreuer Christ und wurde entrückt. Ich wollte nicht daran glauben. Aber nachdem ich gesehen habe, dass es wahr war, habe ich mich auch bekehrt. Aber es gibt keine zweite Entrückung."

 

"In Ordnung. Du kannst herkommen."

 

Während sie auf Ben und Sarah zukam, war sie sichtlich erleichtert und froh: "Danke vielmals. Ich werde euch bestimmt nicht zur Last fallen."

 

"Schon OK", sagte Ben, während sie zusammen weiter gingen.

 

"Warum kannst du deutsch?"

 

"Meine Eltern haben vor zwanzig Jahren hier in Budapest eine Lebensmittelfabrik aus Deutschland eröffnet und wir sind hergezogen."

 

"Wie hat du die Anarchie überlebt, wenn du so hilflos bist? Alle, die überlebt haben, haben gelernt sich durchzuschlagen, außer die Reichen ... Achso. War ja klar. Ihr habt da bestimmt kein schweres Leben gehabt."

 

"Stimmt. Meine Eltern haben genau gewusst, was passieren wird und haben sich vorbereitet. Sie wussten seit der Amtseinführung von Rotschild, dass eine Anarchie kommen wird, sobald der Tempel fertig gebaut sein würde und haben hinter unserer Villa im Garten einen Bunker bauen lassen. Lebensmittel hatten wir aus der Fabrik und den Rest haben wir für ein Jahr eingekauft. Unser Haus wurde in der Anarchie geplündert, aber den Bunker haben sie nicht bemerkt. Der Eingang war hinter Gebüschen versteckt."

 

"Woher wussten deine Eltern das vorher?"

 

"Alle großen Unternehmer wussten das. Ich weiß nicht woher."

 

"OK. ... Woher wusste diese blöde Statue, dass wir kein Zeichen haben? Wir haben unsere Stirne und Hände verdeckt."

 

"Das bringt nichts. Die Zeichen haben Chips, die ein Signal senden. Wenn eine Statue dich über seine Kamera hinter seinen Augen erfasst und kein Signal von dir bekommt, weiß er, dass du kein Zeichen hast und ruft sofort die Polizei."

 

"Woher weißt du das?"

 

"Von meinen Eltern. Sie haben das gewusst, seit dem die Statuen hergestellt wurden. Das war alles schon vor über zehn Jahren genau geplant."

 

"Dann weißt du sicher auch was die Reichen für die Zukunft geplant haben."

 

"Eigentlich schon. Aber ich darf das nicht sagen. Aber da jetzt sowieso alles egal ist und sie mich sowieso jagen, kann ich es auch sagen."

 

"Und?"

 

"Was willst du denn wissen?"

 

"Na alles."

 

"Also das Wichtigste was noch kommen wird, ist die endgültige Ausrottung der Juden. Darauf arbeiten alle, die etwas zu sagen haben, hin."

 

"Was heißt das konkret? Wie wollen sie das machen?"

 

"Zum Beispiel bringen sie gerade alle Juden in Israel in Lagern, die sie nicht auf der Stelle töten. Das was man in Jerusalem gesehen hat, passiert jetzt in ganz Israel und auf der ganzen Welt. Da die Bundeswehr dafür nicht ausreicht und durch den Kampf mit den zwei Zeugen viele Verluste erlitten hat, werden mehr Truppen aus der ganzen Welt angefordert. Wenn sie mit allen Juden auf der ganzen Welt fertig sind, wollen sie sich wieder auf Jerusalem konzentrieren, um auch diese Juden zu töten."

 

"Wie wollen sie das machen? Die Zeugen beschützen doch Jerusalem und sind unsterblich."

 

"Sie werden sterblich nach dreieinhalb Jahren, wenn ihre Zeit auf der Erde vorbei sein wird."

 

"Woher weißt du das?"

 

"Na von meinen Eltern."

 

"Und woher wissen sie das?"

 

"Von ihrer Freimaurerloge. Die stehen in enger Verbindung mit allen Logen auf der ganzen Welt und tauschen Informationen aus. Die Spitzenlogen haben Weise, die ständig forschen. Auch in der Bibel und auch in christlichen Lektüren, die die Bibel auslegen. Und da steht, dass sie nach dreieinhalb Jahren sterblich werden und sich vom Antichrist tötet lassen werden. Die Geschwüre kommen auch von den zwei Zeugen. Sie werden die Erde mit mehreren Plagen schlagen, wie sie es angekündigt haben. Welche Plagen aber kommen werden und wie viele, weiß ich allerdings nicht."

 

"Aber ich."

 

"Woher willst du das wissen?"

 

"Aus deiner Bibel."

 

"Ihr seid auch Christen?"

 

"Nein, aber ich hatte einen Kollegen, der Christ war, vor der Anarchie, der mich auf eine Internetseite aufmerksam gemacht hatte, die die ganze Trübsal vorausgesagt hatte und bis jetzt hatte sie zum größten Teil Recht."

 

"Und was wird passieren?"

 

"Zuerst müssen wir deine Stirn und deine Hand verdecken, damit die Menschen dich nicht melden. Sarah, hast du noch eine Mütze?"

 

"Nein, aber eine Strumpfhose. Die kann sie sich um die Stirn binden."

 

Sarah wühlte in ihrem Ricksack herum und zog eine Strumpfhose heraus und gab sie der Frau.

 

"Wie heißt du eigentlich?", fragte Sarah die Frau.

 

"Nicole."

 

"Ich bin Sarah und das ist Ben."

 

"Freut mich. Achso, jetzt versteh ich. Ihr seid Juden. Deswegen seid ihr auf der Flucht."

 

"Genau, Sherlock Holmes", sagte Ben lächelnd. "Zieh deine Ärmel über deine Hände, um sie zu verdecken."

 

Dann gingen sie weiter in Richtung Stadtrand. Nach ein paar Minuten kamen sie in ein Industriegebiet. Vor jedem Firmeneingang stand eine Statue. Als sie an der ersten vorbeigingen, sagte die Statue: "Sie haben nicht das Zeichen. Bleiben Sie stehen, bis die Polizei Sie in Gewahrsam nimmt. Die Polizei wurde bereits verständigt."

 

Die Drei gingen vorbei ohne anzuhalten. Dann rief die Statue ganz laut wie die auf dem Marktplatz: "Zeichenlose festhalten! Stop the signless! Hold jele Veszíts", und wiederholte es die ganze Zeit.

 

"Wir müssen uns beeilen", sagte Ben. "Die Polizei wird gleich hier sein."

 

Sie rannten los und näherten sie der nächsten Firma. Auch diese Statue wiederholte, was die andere gesagt hatte.

 

"Schneller", rief Ben. "Wir müssen aus dem Industriegebiet raus."

 

Sie rannten so schnell sie konnten. In der Ferne hörten sie schon mehrere Polizeisirenen, die sich näherten.

 

"Da vorne fängt der Wald an", rief Ben.

 

Sie rannten zum Wald. Die Streifenwagen hielten an der letzten Firma an, an der die Drei vorbeigerannt waren. Dann fuhren sie auseinander und durchsuchten die Straßen in der Gegend, während die Drei in den Wald rannten.

 

"Nicht langsamer werden", sagte Ben, als sie schon im Wald waren. "Die Statuen verraten ihnen unsere Laufrichtung. Wir müssen die Richtung ändern. Hier nach links."

 

Nach ein paar Metern weiter konnte keiner mehr rennen. Sie gingen normal weiter und sahen sich ständig um, wie bei der Verfolgung an der Tankstelle. Vor ihnen lichtete sich der Wald und dahinter waren Felder.

 

"Wir müssen die Autobahn suchen. An den Schildern sehen wir dann wie wir laufen müssen, denn sie zeigen immer die nächsten großen Städte an und verbinden sie auf den kürzesten Weg. Die nächste Stadt ist Belgrad, an der wir vorbeigehen müssen."

 

Nach zwei Stunden erreichten sie die Autobahn und folgten ihr, bis es hell wurde. Dann suchten sie sich wieder einen Schlafplatz im Wald.

 

 

 

So gingen sie zwei Nächte der Autobahn nach. Dann gingen ihnen die Lebensmittel aus, weil sie jetzt zu dritt waren und nur für zwei gesammelt hatten. Sie waren immer noch in Ungarn und kamen in der Nähe von Szeged.

 

"Wir warten wieder bis es dunkel ist und dann gehen wir in die Stadt", sagte Ben.

 

"Aber keine Statuen mehr", sagte Sarah. "Wir müssen sie alle weiträumig umgehen."

 

Als es dunkel wurde, gingen sie in die Stadt und suchten wie in Budapest die Mülltonnen durch und umgingen alle Statuen. Nicole nahm eine Tüte aus einer Mülltonne und füllte sie mit Lebensmittel. Dann gingen sie zwei Tage weiter und kamen in Belgrad an. Dort durchwühlten sie wie gewohnt die Mülltonnen, aber fanden nichts.

 

"Kein Wunder", sagte Ben. "Die Serben nehmen das mit der Haltbarkeit nicht so genau. Und wenn doch, nehmen die Mitarbeiter die Reste nach Hause. Ich glaube so werden wir keine Lebensmittel finden."

 

"Was machen wir dann?", fragte Sarah.

 

"Wir brechen in Lebensmittelgeschäfte ein. Bleibt uns nichts anderes übrig", sagte Ben.

 

"Ich kann das nicht", sagte Nicole. "Ich darf nicht stehlen."

 

"Willst du lieber sterben?" fragte Ben.

 

"Lieber verhungere ich, als in die Hölle zu landen."

 

"Dann bleibst du Draußen und wir bringen dir etwas mit", sagte Sarah.

 

"Dann klaut ihr ja für mich. Das ist das Gleiche."

 

"Diese Haarspalterei", sagte Ben. "Hör zu. Wir nehmen die Lebensmittel für uns und geben dir dann etwas ab. Du kannst dann beruhigt sein, weil wir es geklaut haben und nicht du. Wenn dir jemand etwas schenkt, weißt du auch nicht, ob es geklaut ist."

 

Damit war Nicole einverstanden. Sie suchten sich ein Geschäft aus, das in einem Industriegebiet war, wo die Wohnhäuser weiter weg waren, damit man den Einbruch nicht hörte.

 

"Wahrscheinlich wird die Alarmanlage gleich angehen und die Polizei wird hier in frühestens drei Minuten sein", sagte Ben. "Also müssen wir in zwei Minuten weg sein."

 

Dann nahm Ben ein Stein und warf die Scheibe des Eingangtüres ein. Nicole wartete Draußen. Die Alarmanlage ging sofort an. Ben und Sarah stürmten hinein und packten ihre Rucksäcke voll und alle rannten weg. Als sie weit genug weg waren, hörten sie auf zu rennen und Ben sagte: "Hat doch ganz gut geklappt. Jetzt können wir Einbruch auch aus unserer Wunschliste streichen."

 

Alle lachten erleichtert.

 

 

 

So machten sie es immer, wenn ihnen das Essen ausging. Nach vier Tagen erreichten sie Sofia. Als sie die Stadt hinter sich gelassen hatten und am nächsten Bach ihre Wasserflaschen auffüllen wollten, merkten sie, dass das Wasser ganz rot war, wie Blut. Als den Bach rauf- und runtersahen, merkten sie, dass der ganze Bach rot war.

 

"Wir gehen lieber zum nächsten Bach", sagte Ben.

 

Aber auch der nächste Bach war rot und der nächste auch.

 

"Ach, jetzt weiß ich wieder", sagte Ben. "Das ist die zweite Plage der zwei Zeugen. Nein. Die dritte Plage. Die zweite haben wir gar nicht bemerkt, weil da nur die Meere und Ozeane rot geworden sind."

 

"Na toll", sagte Sarah. "Sollen wir jetzt Blut trinken?"

 

"Hab dich nicht so. Es ist kein Blut, auch wenn es nach Metall riecht. Im Vortrag war nicht die Rede von Gift oder Toten bei dieser Plage.

 

"Trotzdem will ich es nicht trinken."

 

"Ich koste es mal."

 

Ben nahm einen kleinen Schluck aus dem Bach. Dann verzog er sein Gesicht. "Boah. Schmeckt das eklig."

 

Sarah und Nicole sahen ihn an. Plötzlich fasste er sich am Hals und schnappte nach Luft und gab Würggeräusche von sich.

 

"Oh, mein Gott!", schrie Sarah. "Was hast du?"

 

Ben sank zu Boden und hielt sich jetzt mit beiden Händen am Hals und röchelte und zappelte am Boden. Sarah wusste vor lauter Panik nicht was sie machen sollte und schrie weiter: "Ben! Was soll ich machen?"

 

Dann hörte Ben auf einmal auf zu zappeln und nahm seine Hände vom Hals und hörte auf zu röcheln und fing an zu lachen.

 

"Du solltest dein Gesicht jetzt sehen!", sagte er und lachte weiter.

 

"Du Idiot!", schrie ihn Sarah an und schlug auf ihn ein. "Ich wäre fast gestorben vor Angst."

 

Ben konnte nicht aufhören zu lachen. Dann fing auch Nicole an zu lachen. Aber Sarah stand noch der Schreck in ihre Gliedmaßen und war nicht zu Lachen zu mute.

 

"Im Ernst jetzt", sagte Ben und hörte auf zu lachen. "Das Wasser ist zwar eklig, aber sehr Vitaminreich."

 

Dabei lachte er wieder und fuhr fort: "Du wirst auf der ganzen Erde kein anderes Wasser finden. Nimm es oder lass es."

 

Also füllten sie ihre Flaschen damit voll und während sie weiter gingen schimpfte Sarah immer noch mit ihm: "Mach das nie wieder. Sonst bring ich dich wirklich um."

 

"Jetzt hab ich aber Angst", machte sich Ben über sie lustig.

 

 

 

Am Morgen legten sich die Drei wie immer schlafen. Gegen Mittag wachten alle schweißgebadet auf. Die Hitze war unerträglich, obwohl sie im Wald und im Schatten waren.

 

"Warum ist es so heiß?", fragte Sarah.

 

"Ja", bestätigte Nicole. "Es ist Ende November."

 

"Ich kann nicht mehr", sagte Sarah. "Ich geh in den Bach da drüben und kühl mich ab, auch wenn er rot ist."

 

"Warte, ich komm mit", sagte Nicole.

 

Alle Drei gingen in den Bach mit ihren Kleidern und machten sich ganz nass.

 

"Das ist gut", sagte Sarah. "Wie viel Grad sind es wohl?"

 

"Das müssen sicher fünfunddreißig Grad im Schatten sein", sagte Ben. "Gut, dass wir uns tagsüber hier im kühlen Bach entspannen können und nachts laufen."

 

Aber es wurde immer heißer. Die Hitze stieg bis fünfundvierzig Grad am Nachmittag und am Abend, als es dunkel wurde, waren es immer noch vierzig Grad warm.

 

Am Nächsten Tag stieg die Hitze bis fünfzig Grad im Schatten und die Drei suchten sich wieder ein Bach zum abkühlen, bis es dunkel wurde.

 

So blieb es eine Woche lang. Als die Drei in der nächsten Stadt Lebensmittel holen wollten, sahen sie im Fernseher durch ein Schaufenster, dass auf der ganzen Welt Wälder und Felder brannten und die Gewässer stark abnahmen. Die Menschen hatten immer noch die Geschwüre und schrien vor Schmerzen und Hitze, denn sie hatten kaum mehr Wasser zum Abkühlen. Es reichte gerade mal zum Trinken. Man sah, wie die Menschen Gott und die zwei Zeugen fluchten.

 

 

 

Als es am nächsten Tag hell werden sollte, war es immer noch dunkel. "Hätte es nicht schon längst hell werden sollen?" fragte Nicole.

 

Ben und Sarah sahen auf ihre Uhren.

 

"Du hast Recht", sagte Ben. "Ich glaube, das ist die nächste Plage. Ab jetzt wird es nicht mehr hell, bis die Trübsal zu Ende ist."

 

"Echt?", fragte Nicole.

 

"Ja. Hat auch was Gutes. Wir können jetzt Tag und Nacht gehen ohne gesehen zu werden."

 

"Stimmt", sagte Sarah. "Wir sind sowieso nur nachts unterwegs. Uns macht es nichts aus."

 

"Die Hitze aber schon", sagte Nicole. "Es sind trotzdem vierzig Grad."

 

 

 

So gingen sie weiter, bis sie an der Libanesisch-Israelischen Grenzstadt Rosch haNikra ankamen. Sie waren schon fünfundzwanzig Tage seit Budapest unterwegs. Durch die Dunkelheit konnten sie länger laufen und kamen so fünf Tage früher an. Die Stadt war Menschenleer. Es sah aus wie in der Anarchie. Eine Geisterstadt.

 

"Warum ist hier kein Mensch?", fragte Sarah.

 

"Wegen der Judensäuberung", antwortete Nicole. "So wird es wohl in ganz Israel sein, außer in Jerusalem."

 

"Das heißt, die Läden müssten noch voll mit Lebensmittel sein", sagte Ben. "Wir müssen trotzdem vorsichtig sein. Es könnten sich noch Soldaten hier herumtreiben und die Statuen werden auch noch funktionieren. Wir verhalten uns wie immer. Schnell rein, schnell raus und leise. Und achtet auf die Fenster in den Häusern, falls es Heckenschützen gibt."

 

Die Häuser und Geschäfte standen alle offen. In machen brannte noch Licht. Sie nahmen Lebensmittel mit so viel sie tragen konnten und gingen weiter durch die Stadt.

 

"Hey, guckt mal", sagte Sarah. "Ein Kleidergeschäft. Komm Nicole, wir probieren alles an und nehmen alles mit, was wir wollen."

 

"Da sag ich nicht nein", antwortete Nicole.

 

Während die Frauen Kleider anprobierten, tauschte auch Ben seine alten Kleider mit den neuen und rief den Frauen leise zu: "Beeilt euch. Wir müssen hier weg."

 

Aber die Frauen ließen sich den Spaß nicht nehmen. Sie probierten alles an und machten eine Modeshow und liefen im Laden hin und her, als wären sie auf dem Laufsteg und machten den Models nach und lachten ständig.

 

"Wer bin ich?", fragte Sarah, während sie ein enges und knappes Kleid an hatte und hin- und herlief und übertrieben wie Model gestikulierte und ihr Gesäß nach hinten rausstreckte.

 

Nicole lachte, weil Sarah so albern aussah.

 

"Keine Ahnung. Eine billige Stripperin?"

 

Beide lachten.

 

"Nein, Dummerchen", sagte Sarah. "Ich bin Heidi. Heidi Klum. Bin ich nicht sexy? Oh, ja. Ich bin die Schönste auf der ganzen Welt."

 

Beide lachten noch mehr. Dann konnte sich Ben auch nicht mehr zurückhalten und lachte auch.

 

"Du siehst total bescheuert aus, Heidi", sagte Ben.

 

"Stimmt gar nicht, Baby", sagte Sarah und machte sexy Posen. "Ich bin sehr sexy. Ich bin doch die Heidi. Keiner kann mir das Wasser reichen."

 

"Schon gar nicht das rote eklige Wasser", sagte Nicole lachend.

 

Alle lachten weiter. Sie hatten noch nie so viel Spaß. Nachdem sie sich ausgetobt hatten, zogen die Frauen normale neue Kleider an und nahmen zweckmäßige Kleider mit, so viel sie tragen konnten und ließen die alten Sachen im Laden liegen und gingen weiter.

 

Sie kamen auch ein Laden für Campingausrüstung vorbei.

 

"Jackpot", sagte Ben. "Hier bekommen wir komplette neue Ausrüstungen."

 

Sie holten sich neue Rucksäcke, Schlafsäcke, ISO-Matten, Taschenlampen, Wanderschuhe, Klappmesser, Besteck und Regenjacken.

 

"Was ist, Sarah?", fragte Ben und lächelte. "Willst du nicht nochmal mit Wanderklamotten sexy posen?"

 

"Nein, hier ist gar nichts sexy."

 

"Wie wär's mit dieser langen Unterhose?", fragte Nicole, während sie aus dem Regal eine lange Unterhose zog.

 

"Oh, ja, Baby", sagte Ben zu Sarah. "Das ist sexy. Würde ich sehr gern an dir sehen."

 

"Träum weiter, Spinner", sagte Sarah lächelnd.

 

"Na gut", sagte Ben. "Dann will ich das an Nicole sehen."

 

Nicole lachte und Sarah sagte: "Treib es nicht zu weit, mein Freund, sonst gibt's auf den Po."

 

Ben erwiderte nickend: "Darauf stehe ich."

 

Alle lachten.

 

Dann hörten sie Stimmen von Draußen, die immer näher kamen. Alle versteckten sich und sahen zum Eingang.

 

"Das sind keine Juden", flüsterte Ben. "Sie sprechen arabisch. Wahrscheinlich Plünderer aus dem Libanon. Wir warten bis sie weg sind, dann hauen wir ab."

 

Als sich die Stimmen entfernten, warteten sie noch ein paar Minuten, dann gingen sie langsam hinaus und sahen sich um.

 

"Die Luft ist rein", sagte Ben.

 

Sie beeilten sich aus der Stadt herauszukommen und gingen weiter.

 

"Noch vierzig Kilometer bis Jerusalem", sagte Ben. "Also noch zwei Tage. Wir müssen davon ausgehen, dass um Jerusalem herum Soldaten sind, die alle Juden einfangen, die die Stadt verlassen wollen. Denn sie werden bestimmt keine Lebensmittel mehr haben und versuchen sie aus benachbarten Städten zu holen. Die zwei Zeugen beschützen nur diejenigen, die in Jerusalem sind. Also müssen wir uns gut eindecken, bevor wir nach Jerusalem gehen."

 

"Aber es sind noch dreieinhalb Jahre bis zum Ende der Trübsal", sagte Sarah. "So viele Lebensmittel können wir nicht tragen, dass es so lange reicht. Wir werden dann in Jerusalem verhungern."

 

"Ich weiß nicht. Ich weiß nur, dass die Juden, die gerettet wurden, auch bis zum Ende überleben werden. Sonst würden die zwei Zeugen umsonst da sein, wenn die Juden alle verhungern. Wir nehmen wie immer so viel mit, wie viel wir tragen können und sehen dann was in Jerusalem los ist und wie die Juden überleben."

 

"Was stinkt hier so?", fragte Sarah.

 

"Ja, ich riech es auch", sagte Nicole.

 

"Es stinkt wie in Berlin, als die Seuche ausgebrochen ist", sagte Ben.

 

Nach ein paar Schritten stand Ben vor einem steilen Abhang und wäre beinahe hinuntergefallen.

 

"Bleibt stehen!", rief er den anderen zu. "Hier geht es steil nach unten."

 

Als die Frauen hinzukamen, machte Ben die Taschenlampe an und leuchtete den Abhang hinunter. Aller erschraken. Sie standen nicht vor einem Abhang, sondern vor einem offenen Massengrab, das voll mit Leichen war. Als Ben mit der Taschenlampe immer weiter leuchtete, hörten die Leichen am Ende des Lichtstrahls immer noch nicht auf. Nicole drehte sich um und übergab sich. Sie gingen langsam am Grabrand entlang und das Grab schien nicht aufhören zu wollen. Nach ein paar Minuten hörte das Grab endlich auf.

 

"Ich will nicht wissen, ob wir jetzt die Länge des Grabes entlang gelaufen sind, oder die Breite", sagte Ben.

 

 

 

Am nächsten Tag gegen Abend kamen sie in die Nähe von Jerusalem und stiegen auf einen Hügel, um die Stadt zu sehen.

 

"Kein Licht in der Stadt", sagte Sarah. "Sie haben bestimmt keinen Strom."

 

"Sie sind von der Außenwelt abgeschnitten", sagte Ben. "Da ist es kein Wunder. Rotschild will es ihnen so schwer wie möglich machen und hat ihnen den Strom abgeschaltet. Aber Strom braucht man nicht unbedingt zum Überleben. Hat die Anarchie gezeigt. Wenn es hell wäre, hätten wir vielleicht die Truppen um Jerusalem sehen können. Aber die sind ganz sicher da."

 

Sie gingen weiter und suchten ständig die Gegend nach Soldaten ab. Dann konnten sie schon die ersten Häuser der Stadt in der Dunkelheit sehen.

 

Plötzlich rief eine Stimme hinter ihnen: "Halt! Stehen bleiben!"

 

"Rennt so schnell ihr könnt!", rief Ben und alle rannten so schnell sie konnten.

 

Ben nahm Sarah an die Hand und zog sie hinter sich her. Nicole fiel immer weiter zurück. Sie konnte nicht so schnell rennen. Ben und Sarah sahen sich nicht um und rannten nur gerade aus auf die Stadt zu. Dann hörten sie Schüsse und Nicole schrie und fiel zu Boden. Ben und Sarah rannten weiter bis zum ersten Haus, dann merkten sie, dass sie nicht mehr verfolgt werden und blieben stehen und sahen hinter sich. Ungefähr 200 Meter hinter ihnen lag Nicole auf den Boden, umzingelt von Bundeswehrsoldaten.

 

"Was haben wir denn hier?", sagte einer.

 

"Sie hat ja gar kein Zeichen", sagte ein anderer.

 

"Achtung!", rief einer der Soldaten und alle Soldaten gingen in Grundstellung und standen still.

 

Dann sah man einen anderen Soldaten kommen, der sagte: "Meldung machen!"

 

"Herr Oberleutnant, melde eine Zivilistin beim Versuch in die Stadt zu flüchten, aufgehalten. Zivilistin ist am Bein von einem Schuss verwundet und hat kein Zeichen. Andere zwei Zivilisten sind in die Schutzzone geflüchtet."

 

"Rühren, Männer!"

 

Dann ging der Oberleutnant zu Nicole, die immer noch am Boden lag.

 

"Wer sind Sie, wo kommen Sie her und wo wollen Sie hin?"

 

"Nicole Bergner. Ich komme aus Budapest und wollte nach Jerusalem."

 

"Was wollen Sie in Jerusalem?"

 

"Mich in Sicherheit begeben, weil ich kein Zeichen habe."

 

"Warum haben Sie kein Zeichen?"

 

"Weil ich keine Marionette sein wollte und keine Geschwüre haben wollte, wie Sie und weil ich Christin bin."

 

"Sie beten also weder Rotschild noch Satan an?"

 

"Nein. Ich bete Jesus an und Gott."

 

"Und Sie wollen das Zeichen auch jetzt nicht annehmen und Satan anbeten?"

 

"Lieber sterbe ich."

 

"Dann kann ich Ihnen nicht mehr helfen. Ihr Wunsch soll in Erfüllung gehen. - Herr Unteroffizier!"

 

"Hier, Herr Oberleutnant."

 

"Gefangene foltern, bis sie Satan anbetet, dann Zeichen anbringen und frei lassen. Wenn nicht, exekutieren. Dann machen Sie Meldung!"

 

"Jawohl, Herr Oberleutnant."

 

"Ausführen."

 

Der Oberleutnant drehte sich um und ging wieder in die Dunkelheit, wo er hergekommen war.

 

"Haltet sie fest!", sagte der Unteroffizier.

 

Vier Soldaten hielten sie an allen Gliedmaßen fest.

 

"Sie hören mir jetzt genau zu", sagte er zu Nicole. "Ich werde Sie so lange foltern, bis Sie Satan anbeten und werde vorher nicht aufhören. Sobald ich Sie beten höre, werde ich aufhören. Dann bekommen Sie das Zeichen und dürfen gehen. Haben Sie verstanden?"

 

Während er redete, holte er sein Messer heraus. Nicole fing an zu beten, aber nicht Satan.

 

"Unser Vater im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein ... Aaaah."

 

Er stach ihr in die linke Hand. Nicole schrie, aber dachte nicht daran, Satan anzubeten. Dann schnitt er ihr den Zeigefinger ab. Nicole schrie noch mehr. Dann schnitt er ihr einen Finger nach dem anderen ab, dann machte er das Gleiche mit der rechten Hand. Nicole hörte nicht auf zu schreien. Dann zog er ihr die Schuhe aus.

 

Sarah konnte nicht mehr hinsehen und hielt sich die Ohren zu und weinte.

 

Der Unteroffizier schnitt Nicole einen Zeh nach dem anderen ab. Dann fiel Nicole in Ohnmacht.

 

"Holt Wasser!", sagte der Unteroffizier.

 

Einer der herumstehenden Soldaten ging in die Dunkelheit und kam ein paar Sekunden später mit einem Eimer und schüttete ihr Wasser ins Gesicht. Nicole wachte auf und stöhnte. Der Unteroffizier schnitt ihr am rechten Bein herum und Nicole schrie weiter. Dann schnitt er an ihrem linkem Bein herum. Dann verlor sie wieder ihr Bewusststein. Der Soldat mit dem Eimer wollte gerade wieder Wasser holen, aber der Unteroffizier sagte: "Lass es! Sie ist tot."

 

Er wischte sein Messer an ihren Kleidern ab und steckte es wieder ein und sagte weiter: "Schmeißt sie in das Massengrab hinter dem Lager zu den anderen."

 

Die Soldaten nahmen sie hoch und brachten sie weg. Die anderen Soldaten verschwanden auch in die Dunkelheit. Dann war alles still. Sarah weinte immer noch.

 

"Ihr Schweine!", schrie sie in Richtung der Soldaten.

 

"Komm", sagte Ben. "Das bringt nichts."

 

Sie drehten sich um und gingen langsam mit gesenkten Köpfen in die Stadt hinein.

 

"So sieht also ein Märtyrertod aus", sagte Ben. "Ich hätte an ihrer Stelle schon zehn Mal Satan angebetet. Sie war sehr tapfer."

 

"Die Arme. Sie konnte keiner Fliege etwas zuleide tun und ihr passiert so eine Schweinerei."

 

Die ersten Häuser, an denen sie vorbei gingen, waren vom Krieg stark beschädigt. Da war kein Mensch zu sehen.

 

Nach ein paar hundert Metern gingen sie an den ersten Menschen vorbei, die Ben und Sarah ansahen, als ob sie Außerirdische wären. Zuerst blieben die Menschen stehen und sahen sie nur an, dann folgten sie ihnen langsam mit ein paar Metern Abstand. Als Ben und Sarah hinter sich sahen und stehen blieben, blieben auch die Menschen stehen. Wenn sie weitergingen, folgten ihnen auch die Menschen. Sie begegneten immer mehr Menschen, die ihnen fast alle folgten. Sie fingen an leise zu tuscheln.

 

Als sie in der Näher der Stadtmitte waren, kamen ihnen zwei Männer in Gewändern entgegen. Es waren die zwei Zeugen. Ben und Sarah hatten Angst, weil sie nicht wussten, ob sie als Eindringlinge gesehen werden und wie die Soldaten verbrannt werden. Aber einer der Zwei sagte: "Willkommen in Jerusalem, Ben und Sarah. Ihr habt einen langen Weg hinter euch und viel durchgemacht und seid erschöpft. Kommt mit. Wir zeigen euch euer Haus wo ihr wohnen könnt. Aber zuerst zeigen wir euch den Weg zum Tempel, wo ihr essen könnt. Da ihr beide Juden seid, habt ihr Zutritt. Da könnt ihr entweder mit vielen anderen Juden zusammen jeden Tag essen oder ihr nehmt euch Essen und Lebensmittel mit und esst in eurem Haus."

 

Während Ben und Sarah den Zeugen folgten, fragte Ben: "Woher wisst ihr alles über uns?"

 

"Wir sind Engel und Propheten und stehen ständig in Kontakt mit Gott durch den Heiligen Geist, der uns alles sagt, was wir wissen müssen und uns die nötige Macht gibt, um unsere Mission auf der Erde zu erfüllen."

 

"Was ist eure Mission?"

 

"Den Überrest Israels zu beschützen, damit die Juden nicht ganz vom Erdboden verschwinden. Der Antichrist macht große Fortschritte im Verfolgen der Juden auf der ganzen Welt und geht dabei sehr genau und systematisch vor und wird in ein paar Wochen alle Juden getötet haben, außer die, die hier sind. Außerdem warnen wir die Menschen, nicht das Zeichen anzunehmen und nicht den Antichrist und Satan anzubeten, sondern Gott."

 

Die Volksmenge folgte ihnen immer noch.

 

Als sie am Tempel ankamen, sahen sie lange Tische und Stühle wie bei einem Dorffest. Manche saßen an den Tischen und unterhielten sich, während sie aßen und manche brachten aus dem Tempel Essen heraus an den Tischen.

 

"Woher kommt das Essen?", fragte Ben die Zeugen.

 

"Das sind die restlichen Lebensmittel, die aus der ganzen Stadt eingesammelt wurden und an alle verteilt werden. Wie in der Gemeinde der Apostel hier in Jerusalem vor über zweitausend Jahren, in der sie alles zusammenlegten, was alle Gemeindemitglieder besaßen und untereinander gerecht verteilten, wie in der Apostelgeschichte steht."

 

"Und was ist, wenn die Lebensmittel ausgehen?"

 

"Sie gehen nicht aus, bis die Trübsal vorbei sein wird, wie bei der Speisung der Fünftausend von Jesus oder bei Elia, als das Öl und das Mehl bei der Witwe von Zarpat während der Dürre nicht ausgegangen sind oder beim Auszug der Israeliten aus Ägypten mit dem Manna und den Wachteln. Das hier ist der Zufluchtsort, den der Apostel Johannes in der Offenbarung gesehen hat. - Ihr könnt jeden Tag herkommen wann ihr wollt und essen so viel ihr wollt. Jetzt zeigen wir euch euer Haus."

 

Sie gingen wieder den Tempelberg hinunter, aber einer der Zeugen blieb im Tempel und der andere Zeuge führte sie in ein Haus und sagte: "Das ist euer zu Hause für die nächsten dreieinhalb Jahre. Wenn ihr Fragen habt, fragt eure Nachbarn. Uns findet ihr immer im Tempel."

 

Dann verschwand er plötzlich vor ihren Augen und sie standen alleine da. Die Volksmenge stand immer noch vor ihrem Haus und wartete auf sie.

 

"Dann wollen wir es uns mal bequem machen", sagte Ben und fing an, seine Sachen auszupacken.

 

"Ich habe Hunger", sagte Sarah. "Lass und zum Tempel gehen und sehen, was es da zu essen gibt. Danach können wir auspacken."

 

Als sie aus der Haustür hinausgingen und in Richtung Tempel gingen, drängten sich die Menschen um sie herum und ein Mann drängte sich neben Ben und sagte auf Deutsch: "Hallo, mein Name ist Jakob. Ich folge euch schon seit ihr in Jerusalem hereingekommen seid. Wir haben bis jetzt noch keinen Menschen von Draußen gesehen und wissen nicht, wie es da aussieht. Ihr habt sicher viel erlebt und durchgemacht. Wir sind alle sehr neugierig was ihr zu erzählen habt. Seit dem wir keinen Strom haben und keine Fernseher und kein Internet, haben wir mehr Gemeinschaft miteinander und würden uns freuen, wenn ihr auch an unserer Gemeinschaft teilhabt. Was sagt ihr?"

 

Ben antwortete: "Also Jakob, erstmal auch von uns ein Hallo. Wir würden uns freuen, wenn wir an euerer Gemeinschaft teilhaben können. Wir haben zwar gelernt, dass wir niemanden vertrauen dürfen, aber das war Draußen und hier hat es keiner nötig uns zu verraten, vor allem, wenn hier keine Soldaten oder Polizisten hereinkommen. Was wollt ihr denn wissen?"

 

Während Ben redete, übersetzte ein anderer Jude den anderen, was Ben sagte und alle hörten gespannt zu, als ob Ben ein Prophet wäre.

 

Jakob sagte: "Zum Beispiel wo ihr genau herkommt und wie ihr hergekommen seid und warum? Und wir haben Schüsse gehört, als ihr gekommen seid. Wie seid ihr an den Wachen vorbeigekommen und was ist da passiert?"

 

Ben fing an ihre Geschichte zu erzählen ab den Zeitpunkt, an den sie die Tempelschändung im Fernsehen gesehen hatten und der Übersetzer übersetzte und alle waren ganz still und hörten zu.

 

Als sie im Tempel angekommen waren, zeigte ihnen Jakob die Vorräte und auch die große Gastronomieküche in einem Nebenraum, wo Männer und Frauen das Essen für das ganze Volk kochten. Ben und Sarah nahmen sich, was sie essen wollten und setzten sich an einem Tisch. Die Menge folgte ihnen auch an den Tisch, während Ben weiter erzählte.

 

Nachdem Ben mit dem Erzählen fertig war, sagte Jakob: "Wenn die Trübsal vorbei ist, solltest du ein Buch darüber schreiben, über was ihr alles erlebt hat."

 

Ben und Sarah lachten und Ben sagte: "Lass uns erstmal das hier überstehen und dann sehen wir weiter."

 

Dann löste sich die Menge um die Beiden nach und nach auf und als sich Jakob auch verabschieden wollte, sagte er: "Morgen früh um sechs Uhr haben wir hier im Tempel eine Morgenandacht und dann frühstücken wir zusammen und dann machen wir einen Gottesdienst für ein oder zwei Stunden mit den Priestern und die Zeugen erzählen uns vom Himmel und predigen das Wort. Das ist sehr interessant. Wir würden uns freuen, wenn ihr auch kommt."

 

Dann ging er auch nach Hause.

 

"Das erinnert mich an Eugen, als er mich immer in seine Gemeinde eingeladen hat", sagte Ben.

 

"Ich finde, das hier ist etwas ganz anderes", antwortete Sarah. "Hier haben wir zwei Engel, die vom Himmel gekommen sind und alles wissen. Erstens bin ich mir sicher, dass uns die Engel keinen Blödsinn erzählen werden und zweitens will ich auch wissen, wie es im Himmel aussieht und was nach der Trübsal kommt und was mit uns passieren wird."

 

"Du hast Recht", sagte Ben. "Ein Mal reinhören wird sicher nicht schaden."

 

"Warum bist du damals nicht mit Eugen in seine Gemeinde gegangen?"

 

"Weil jeder behauptet hat, dass er den richtigen Glauben hätte und alle anderen in die Hölle gehen würden. Woher sollte ich wissen, was das Richtige ist? Außerdem bin ich Jude und wollte meinen Glauben nicht verraten. Aber jetzt haben wir die Beweise vor uns und hier sind alle Juden ... ja, OK, besser gesagt, messianische Juden."

 

So gingen die Beiden nach Hause und waren froh, wieder ein Dach über dem Kopf zu haben und ein weiches Bett, ohne dass von allen Seiten Gefahren lauerten. Sie mussten zwar immer noch Wasser aus dem Brunnen mit Eimern und Gefäße holen, aber das war das kleinste Problem.

 

 

 

Am nächsten Morgen gingen sie zur Morgenandacht in den Tempel, der zum Platzen voll war und nur noch Stehplätze am Eingang frei waren. Vorne waren Priester, die den Gottesdienst leiteten und die zwei Zeugen gaben Zeugnisse und predigten und es wurden Lieder gesungen, die Ben und Sarah nicht mitsingen konnten, weil sie die Sprache nicht konnten. Aber beide waren von den Reden der Zeugen begeistert, denn Jakob übersetzte ihnen und sie wollten noch mehr hören und beschlossen nach dem Frühstück auch den Gottesdienst zu besuchen. Es gab jeden Tag eine Morgenandacht und ein Gottesdienst nach dem Frühstück, denn die Menschen hatten keine Arbeit, sondern viel Freizeit, außer den Leviten, die den Tempeldienst verrichteten und kochten.

 

 

 

Es war immer noch Dunkelheit auf der ganzen Erde und sehr warm und das Wasser war immer noch wie Blut und die Menschen mit den Zeichen hatten immer noch die Geschwüre und Jerusalem war immer noch belagert, aber in Jerusalem gab es sauberes Wasser und keine Geschwüre und keine Menschen mit Zeichen.

 

So vergingen Tage und Wochen. Ben und Sarah lebten sich ein und schlossen Freundschaften und bildeten Gemeinschaften und gingen regelmäßig in den Tempel zum Gottesdienst, weil die Zeugen immer etwas Neues zu erzählen und zu predigen hatten, die jeder hören wollte. Irgendwann entschieden sich auch Ben und Sarah für Jesus und nahmen ihn als Sohn Gottes an. Es fiel ihnen ja nicht schwer in so einer Lage mit solchen Beweisen vor ihren Augen. Das wurde natürlich im Tempel feierlich bekannt gegeben und nach ihrer Taufe, gab es ein großes Fest in Jerusalem auf dem Tempelberg. Es war ein Fest wie eine Hochzeit. Es wurde Musik gemacht und getanzt und viel gegessen und gelacht. Es schien, als gäbe es keine Trübsal und kein Morgen. Kein Morgen gab es tatsächlich nicht, weil es nicht hell wurde. Aber alle waren glücklich und zufrieden und keiner bereute, sich bekehrt zu haben. Es gab allerdings trotzdem einige wenige Juden, die sich nicht bekehrt hatten.

 

Ab und zu gab es auch tatsächliche Hochzeiten und es wurden fast jeden Tag Geburtstage gefeiert und es wurden auch alle jüdischen Feiertage gefeiert. Das Leben in Jerusalem war ein einziges Fest.

 

Sarah wurde, wie viele andere Frauen, auch schwanger und sie bekamen einen Sohn, den sie Mose nannten. Denn sie sagten, dass Mose die Israeliten in das verheißene Land geführt hatte, wo sie jetzt sind.

 

 

 

 

Der 3. Weltkrieg

 

 

 

 

 

Eines Tages - bzw. eines Nachts, denn es wurde ja nicht hell - hörten Ben und Sarah Knalle und Explosionen in der Ferne. Es waren mittlerweile drei Jahre nach der Tempelschändung vergangen. Sie gingen auf den Tempelberg, um von dort in die Ferne sehen zu können und hofften, dass sie in der Dunkelheit etwas sehen konnten und immer mehr Menschen gingen auf die Straßen und liefen zum Tempelberg. Dort angekommen, sahen sie im Norden in Libanon Geschosse explodieren und Feuer.

 

"Was ist das?", fragte Sarah.

 

"Hast du die Predigten der Zeugen nicht gehört? Rotschild greift die Araber wieder an", sagte Ben. "Er hat noch eine Rechnung mit ihnen offen. Das erste Mal, als er sie während der Anarchie angegriffen hat, wollten sie sich ihm nicht ergeben und wollten keinen Friedensvertrag unterschreiben. Das Zweite mal, bevor er Jerusalem angegriffen hat, ist den Arabern die NAFTA zur Hilfe gekommen mit ihren Flugzeugträgern und ihren Flotten. Aber jetzt haben alle von der NAFTA das Zeichen und sind auf der Seite Rotschilds und greifen mit ihm die Araber an, so wie alle anderen Staatenbünde. Dieses Mal will er sie vernichten, weil sie so fanatisch an den Islam festhalten und nicht Satan anbeten wollen. Es gab schon immer Krieg und Konflikte zwischen dem Westen und den islamischen Staaten."

 

In den nächsten Tagen hörten die Knalle und Explosionen nicht auf, sondern wanderten von Norden nach Osten und dann nach Süden um Israel herum und dann entfernten sie sich immer weiter nach Osten und Süden.

 

 

 

Wieder ein paar Tage und Wochen später hörte man in Jerusalem in der Ferne ganz leise ein Klappern und Quietschen und Brummen und immer mehr Flugzeuge und Hubschrauber überflogen Jerusalem, aber man konnte sie in der Dunkelheit nicht sehen. Wieder gingen alle neugierig auf den Tempelberg und blickten in die Ferne. Man sah ein Meer aus Lichtern, die von Scheinwerfern kamen. Sie kamen aus allen Richtungen auf Jerusalem zu. Die Hubschrauber landeten im Westen Jerusalems.

 

"Es ist soweit", sagte Ben zu Sarah, die den Kinderwagen vor sich hielt, in dem Mose war. "Das ist der Endkrieg."

 

In den nächsten Stunden und Tagen kamen die Lichter und Geräusche immer näher und blieben auch im Westen Jerusalems stehen, wo auch die Hubschrauber gelandet sind. Man sah die Lichter bis nach Megiddo im Norden. Dann sah man auch am Mittelmeer an der Küste Lichter.

 

 

 

Beim nächsten Gottesdienst sagten die Zeugen am Ende ihrer Rede: "Wie ihr alle wisst, kommt morgen ein neuer Angriff und somit auch das Ende unserer Mission auf der Erde, denn jetzt endet die Trübsal und die Endschlacht steht uns bevor. Morgen werden wir uns vom Antichrist besiegen lassen und wie Menschen sterben. Alles andere müssen wir nicht wiederholen. Haltet weiter jeden Tag Gottesdienst und betet allezeit und gebt Gott die Ehre. Sein Reich kommt bald. Dann wird das Lamm Gottes in eurer Mitte sein."

 

Dann fingen viele Juden an zu weinen und verabschiedeten sich von den Zeugen. Den Rest des Tages wurde auf Geburtstage und Feiern verzichtet und alle Juden trauerten. Es war wie bei einem Begräbnis, der den ganzen Tag dauerte.

 

 

 

Am nächsten Morgen standen alle Juden wie gewohnt auf dem Tempelberg, aber statt der Morgenandacht erhoben sich die Zeugen in die Höhe und schwebten über Jerusalem. Dann gingen von Westen auf einmal starke Strahler an, die auf die Zeugen gerichtet wurden. Die Zeugen flogen sichtbar für alle auf den Ölberg vor der Holocaust Gedenkstätte und ließen sich dort nieder, während die Juden auf dem Tempelberg nicht aufhörten zu weinen und ihm hinterher zu sehen. Dann kam ein Militärhubschrauber und landete in der Nähe der Zeugen und ein Mann stieg aus. Dann Hoben alle Soldaten das Zeichen Rotschilds und der Mann winkte allen zu.

 

"Es ist Rotschild", sagte Ben.

 

Rotschild ging zu den Zeugen und redete mit ihnen etwas. Dann gab einer seiner Leibwachen, die um ihn herumstanden, ihm eine Pistole in die Hand und er richtete sie auf den Kopf eines Zeugen, schoss und der Zeuge fiel tot um. Alle Juden schrien vor Schreck. Sie hatten bis zum letzten Moment gezweifelt, dass die Zeugen sterben könnten, nachdem so viele Raketen, Geschosse und Gewehrsalven ihnen nicht einmal ein Haar krümmen konnten.

 

"Es ist so wie Nicole gesagt hat", sagte Sarah.

 

Dann richtete Rotschild die Pistole auf den zweiten Zeugen und schoss auch ihn nieder und wieder schrien die Juden. Kurz darauf hoben alle Soldaten das Zeichen hoch und riefen: "Heil Satan! Heil Satan! Heil Satan!"

 

Dann wurden zwei Kreuze gebracht und die Leichen wurden an ihnen befestigt und die Kreuze wurden aufgestellt. An dieser Stelle wurde auch Jesus gekreuzigt.

 

Es entstand eine große Unsicherheit bei den Juden auf dem Tempelberg, denn sie dachten, dass die Armeen sofort auf sie losstürmen werden. Da ergriff der Hohepriester das Wort und rief allen zu: "Denkt an die Worte der Zeugen. Verlasst nicht die Stadt. Jeder, der die Schutzzone verlässt, begibt sich auf eigene Gefahr und wird von den Soldaten eingefangen und getötet. Bleibt ruhig. Lasst uns in den Tempel gehen und beten."

 

Das half, denn die Juden beruhigten sich und folgten dem Hohepriester in den Tempel.

 

 

 

Während sie gingen, wurde es plötzlich hell und die Sonne schien, und die Temperatur sank auf die übliche Temperatur und alle anderen Plagen verschwanden. Erst jetzt sahen die Juden die Massen von Heeren und Armeen, die um Jerusalem standen, die meisten davon zwischen dem Mittelmeer und Jerusalem, bis nach Megiddo hoch.

 

Plötzlich hörten sie Jubel und Siegesschreie von den Armeen, die sich über alle Maßen freuten, dass die Plagen weg waren, die sie dreieinhalb Jahre gequält hatten. Man sah, wie die Leibgarde Rotschilds die Leichen der Zeugen aufhängten wo sie getötet wurden. Dann wurde der Strom wieder eingeschaltet.

 

Die Soldaten legten ihre Waffen nieder und fingen an Musik zu machen, zu tanzen, zu feiern und sich zu betrinken.

 

Nach dem Gebet und dem Frühstück gingen alle nach Hause und sahen die Nachrichten. Sie zeigten immer wieder wie Rotschild die Zeugen erschoss und sie aufhängte und es wurde verboten, die Leichen herunterzunehmen. Sie sollten da als Mahnmal und als Siegeszeichen über Gott hängen. Man sah wie die Menschen auf der ganzen Erde feierten und tanzten und sich gegenseitig beschenkten, wie man es von Früher von Weihnachten kannte, denn alle christlichen und anderen religiösen Feiertage wurden nach der Tempelschändung verboten. Dieser Tag sollte in die Geschichte der Menschheit eingehen und wurde zum Weltfeiertag erklärt, der dreieinhalb Tage lang gefeiert werden soll. Für jedes Jahr mit Plagen, sollte ein Tag lang gefeiert werden. So lange durfte niemand arbeiten und auch die Soldaten hatten frei und mussten nicht kämpfen.

 

 

 

Die nächsten drei Tage waren die Juden den ganzen Tag im Tempel und fasteten und beteten, weil sie um ihr Leben bangten. Alle fasteten, außer die stillende Mütter.

 

 

 

Am vierten Tag um 18:00 Uhr hörte die Feier auf. Die Soldaten nahmen wieder ihre Waffen, stiegen in ihre Panzer, bewaffneten sich wieder wie beim ersten Angriff, stellten sich in Angriffsformation auf und fuhren dicht an Jerusalem heran und blieben stehen. Die Artillerie richteten ihre Raketen auf das Zentrum der Stadt, so wie die Kanonen und Raketen der Schiffe. Dann gingen die Propeller der Militärhubschrauber an und stiegen auf und blieben so stehen. Alle Waffen wurden geladen und entsichert und standen zum Abschuss bereit und alle Armeen warteten auf einen einzigen Befehl von Rotschild, die die Sirenen ertönen lassen würde, wie beim letzten Mal, damit der Krieg begann. Der Strom in Jerusalem wurde vor vier Tagen wieder eingeschaltet, nur um die Sirenen darin ertönen zu lassen.

 

So eine Invasion auf eine einzige Stadt mit stark übertriebenen Heeresmächten, hatte die Welt noch nie gesehen. Aber Rotschild wollte anscheinend sicher gehen, dass Jerusalem in Schutt und Asche gelegt würde und keiner am Leben bleiben würde und kein Stein auf dem anderen. Diese Juden waren die letzten, die es auf der Erde gab.

 

 

 

Dann hörte man einen lauten Knall vom Ölberg, wie bei der Erscheinung der Zeugen über Jerusalem und alle sahen hin und auf einmal wurden die Zeugen wieder lebendig und stiegen von ihren Kreuzen herab und stellten sich auf ihre Füße. Das wurde live auf allen Sendern ausgestrahlt und die Menschen hatten große Angst, denn sie dachten, dass sich die Zeugen mit noch mehr Plagen auf sie rächen würden. Aber dann kam eine Wolke vom Himmel herunter und blieb über den Zeugen stehen und man hörte eine laute Stimme aus dem Himmel, die zu ihnen sprach: "Steigt hier herauf!"

 

Die Zeugen stiegen auf die Wolke und die Wolke stieg mit ihnen in den Himmel hinauf, bis man sie nicht mehr sah. Als gerade alle wegsehen wollten, sahen sie eine andere Wolke aus dem Himmel herabkommen, auf dem ein Engel zu stehen schien, der strahlte. Die Wolke kam genau an der Stelle herunter, an dem die Zeugen in den Himmel aufgefahren sind und an der Jesus gekreuzigt wurde und der Engel stieg von der Wolke herab auf den Ölberg.

 

Auf einmal wurden alle Geschütze, Kanonen und Raketen auf den Ölberg gerichtet und standen still. Alle Menschen fürchteten sich jetzt noch mehr, denn dieser Engel sah noch gefährlicher aus, als die Zeugen. Jetzt waren sich alle Menschen sicher, dass ihr Ende nahte, denn im Fernseher hieß es, dass es der Engel der Vernichtung wäre, der die Erde vernichten will und die Zeugen im Vergleich zu ihm nur Kinder gewesen wären, die gespielt hatten. Sie wussten, dass jetzt die Rache kommt.

 

 

 

Dann ertönten die Sirenen in Jerusalem und die Armeen wollten schon die Finger an ihren Abzügen drücken, da entstand ein sehr großes Erdbeben, größer als das letzte Erdbeben, so dass niemand auf seinen Beinen stehen konnte und die Raketen, Geschütze und Kanonen nicht mehr genau zielen konnten, weil sie ständig verwackelt wurden. Sie mussten warten, bis das Erdbeben vorbei war. Aber das Erdbeben wurde immer stärker und auf einmal erhob sich die Erde unter Jerusalem und hob die Stadt zusammen mit dem Ölberg immer höher, bis sie ein paar hundert Meter hoch war und der Ölberg spaltete sich in zwei Hälften und es entstand eine zweihundert Meter breite Schlucht zwischen den beiden Hälften. Im Fernseher sah man Berge, die sich erniedrigten und Inseln, die versanken und der höchste Berg war nur noch ein paar hundert Meter hoch. So wurde die ganze Erde abgeflacht und es entstanden Meere wo vorher keine waren, die das Land überfluteten und sich nicht mehr zurückzogen und Rom wurde komplett zerstört und es stand kein Stein mehr auf dem anderen und alle Menschen klagten wegen Rom, weil sie eine wichtige wirtschaftliche Stadt war, mit der alle Nationen Handel trieben. Ein Zehntel Jerusalems wurde zerstört und siebentausend Menschen wurden in dem Erdbeben getötet. Alle anderen Juden rannten Kopf über in die Schlucht zwischen den beiden Ölberghälften, um Schutz zu suchen und beteten dort Gott an, damit er sie verschone.

 

Bei den Soldaten tauchte auf einmal die Pest auf und ihre Haut fiel von ihnen ab und sie schienen lebendig zu verfaulen. Die Armeen verdächtigten sich gegenseitig, weil sie dachten, dass die andere Armee mit biologischen und chemischen Waffen die anderen Armeen angreifen würden und sie richteten die Waffen aufeinander und bekämpften sich gegenseitig. Es war ein großes Chaos und jeder musste den anderen töten, um zu überleben.

 

Währenddessen fielen dazu noch auf einmal große Hagelkörner vom Himmel auf die ganze Erde, die mehrere hundert Kilogramm schwer waren und alle Gebäude zertrümmerten, die das Erdebeben stehen gelassen hatte und es fiel auch Feuer vom Himmel auf die Armeen vor Jerusalem, die noch die lebenden Soldaten töteten und die funktionierenden Waffen vernichteten. Auch Rotschild, der Antichrist wurde getötet und lag zwischen den Leichen der anderen Soldaten.

 

Alle Städte und fast alle Häuser auf der ganzen Erde waren vernichtet. Es gab kaum ein paar tausend Überlebende auf der ganzen Erde, die Glück hatten und während dem Erdbeben nicht in einem Gebäude oder in einem Wohngebiet waren und nicht von einstürzenden Gebäuden getroffen wurden und auch nicht von dem Hagel erschlagen wurden. Alle Menschen waren Obdachlos, wie die Märtyrer und die Juden, bis sie gefangen und getötet wurden.

 

 

 

So wurde der Zorn Gottes vollendet und die Menschen wurden so für alle ihre Bosheiten und ihren Okkultismus bestraft und die Plagen hörten auf, die Erde beruhigte sich und es wurde alles still und friedlich. Die Vögel und die wilden Tiere kamen und fraßen an den Leichen herum und hatten ein großes Festmahl.

 

 


Das Paradies

 

 

 

 

 

Jerusalem stand auf dem höchsten Berg auf der ganzen Erde und aus der Stadt entsprang eine Quelle, die nach Westen und Osten floss und zu Flüssen wurde, die in die Meere mündeten, denn im Osten Israels war in Folge des Erdbebens ein Meer entstanden wie im Westen das Mittelmeer.

 

 

 

Die Juden in der Ölbergschlucht wurden nicht von den Hagelkörnern getroffen, denn sie waren in der Schlucht geschützt. Nachdem sich alles beruhigt hatte, kamen sie von dort wieder heraus und stiegen auf dem Ölberg zu dem Engel. Als sie um sich sahen, war alles vernichtet und es war eine Totenstille. Kein Soldat hatte überlebt und keine Waffe war noch funktionstüchtig.

 

Alle sahen den Engel an, der immer noch an der gleichen Stelle stand, wie am Anfang der Katastrophe und sich nicht gerührt hatte. Da sprach der Engel zu den Juden: "Ich bin das Lamm Gottes, den ihr gekreuzigt habt und zu dem ihr umgekehrt seid und weswegen ihr von dem Zorn Gottes verschont wurdet. Ihr seid der Same, der übrig geblieben ist. Heute entsteht ein neues Reich. Das Zeitalter des Messias, auf das ihr gewartet habt. Ich werde euer König sein und ihr werdet mein Volk sein und mir dienen und mich anbeten. Es werden tausend Jahre des Friedens kommen. Satan ist gebunden und kann die Menschen nicht mehr verführen und der Antichrist ist in die Hölle geworfen worden. Die Menschen werden ab heute nicht mehr sterben, wenn sie mich als ihren Gott und Retter annehmen. Dafür werden sie hundert Jahre Zeit haben. Sollten sie diese Zeit verstreichen lassen, werden sie gottlos sterben und nach dem Gericht in die Hölle geworfen werden. Ihr werdet von jetzt an von allen Völkern geehrt und geliebt werden, denn ihr seid mein Volk. Die Völker werden alle nach Jerusalem kommen und mich und meinen Vater im Tempel anbeten. Baut die Stadt wieder auf."

 

Während Jesus redete, fielen die Juden vor Jesus auf ihr Angesicht und beteten ihn an und es erschienen plötzlich ein paar hundert neue Wesen neben und hinter ihm, die eine Mischung aus Mensch und Engel zu sein schienen.

 

Dazu sagte Jesus: "Diese hier sind Menschen, die sich während der Trübsal bekehrt haben und als Märtyrer für ihre eigenen Sünden gestorben sind, weil die Gnadenzeit mit der Entrückung aufgehört hat und jeder für seine eigenen Sünden sterben musste. Sie sind auferstanden und haben einen neuen, unsterblichen und himmlischen Leib bekommen und werden mit mir die tausend Jahre als Könige und Priester auf der Erde herrschen, jeder in seinem Land. Lasst uns in den Tempel gehen und anbeten."

 

Dann folgten die Juden und die Märtyrer Jesus in den Tempel. Währenddessen kam einer der Märtyrer zu Ben und Sarah und sagte: "Hallo Ben, hallo Sarah. Ihr erkennt mich nicht, weil ich einen neuen Körper habe, aber ich war als Mensch Nicole. Ihr könnt euch bestimmt noch an mich erinnern. Jetzt ist mein erster Name Henoch. Wir haben jetzt mehrere Namen und da wir keine Geschlechter haben, haben wir männliche Namen wie die Engel."

 

Ben und Sarah sahen den Märtyrer an und dann sahen sie sich gegenseitig verunsichert an, dann sagte Sarah: "Du bist Nicole? Warum siehst du anders aus?"

 

"Wir bekommen alle neue Körper, wenn wir auferstehen, so wie die Engel und Jesus. Es sind unsterbliche Körper und können alles, was auch die Engel können. So einen Körper werdet ihr auch bekommen, wenn ihr sterbt und aufersteht zum ewigen Leben. Dann werdet ihr auch anders aussehen."

 

Dann sah er Ben an und sagte: "Eugen hat auch so einen Körper und lässt dich grüßen. Er ist jetzt im Himmel und war bei der Entrückung der Gemeinde dabei."

 

"Eugen? Du hast Eugen gesehen? Woher kennst du ihn?"

 

"Im Himmel weiß jeder alles. Da gibt es keine Geheimnisse mehr und jeder ist wie ein offenes Buch und jeder kennt jeden, auch wenn es Milliarden sind. Es ist wie eine einzige Familie da oben. Ihr könnt es euch jetzt noch nicht vorstellen, aber das kommt noch."

 

"Was ist mit meinen Eltern?", fragte Sarah. "Hast du sie auch gesehen?"

 

"Ja. Aber nicht im Himmel. Tut mir leid. Sie haben sich nicht bekehrt, so lange sie die Chance hatten und haben sich für Satan entschieden. Ich meine nicht wegen der Verführung in der Trübsal, sondern ihr ganzes Leben schon. Sie wollten von Jesus und Gott nichts wissen. Das weißt du aber selber auch. Sie sind während der Anarchie gestorben. Details erspar ich dir. Das würde dich nur traurig machen."

 

"Und wo sind sie, wenn nicht im Himmel?"

 

"Das weißt du genau. Es gibt nur noch einen Ort, wenn man nicht im Himmel ist und das ist die Hölle oder wenigstens ein Warteraum, bis zum Gericht, das nach den tausend Jahren kommt und dann gehen sie in die ewige Hölle. Aber wo sie jetzt sind, leiden sie auch Qualen."

 

Sarah bekam Tränen in den Augen und Henoch fuhr fort: "Es tut mir leid, dass unser Wiedersehen nicht nur Freude mit sich bringt. Aber das ist die Realität, womit alle leben müssen, auch wenn sich viele Menschen bis jetzt selbst belogen haben und nicht an ein Leben danach geglaubt haben. Jetzt ist es anders, denn jetzt kann Satan die Menschen nicht mehr anlügen und wir haben Jesus als König hier, der alles richtig stellen wird."

 

"Ist trotzdem schön, dich wieder zu sehen", sagte Ben und beide umarmten Henoch.

 

"Wo wird dein Königreich sein?", fragte Ben.

 

"In Deutschland. Aber ihr findet mich nicht wie gewohnt in Berlin im Kanzleramt, denn wir haben keinen ständigen Aufenthaltsort wie ein menschlicher König. Wir sind eher wie Propheten und Richter, wie es Samuel war, die im Land herumwandern und das Wort predigen und Recht sprechen. Wobei es kaum noch Unstimmigkeiten geben wird, wenn Satan die Menschen nicht mehr zu Bosheiten anstachelt. Ihr könnt mich gerne jederzeit besuchen kommen und euch auch wieder in Deutschland ansiedeln wo ihr wollt. Ihr könnt auch in ein anderes Land auswandern, wenn ihr wollt. Jeder Mensch ist jetzt frei und kann tun was er will."

 

"Wir denken darüber nach, Henoch", sagte Ben. "Aber besuchen, werden wir dich auf jeden Fall irgendwann. Wir haben ja tausend Jahre Zeit."

 

Alle drei lachten.

 

Sie kamen im Tempel an und beteten Gott an. Dann verschwanden alle Märtyrer vor ihren Augen und jeder ging in sein Herrschaftsland, um seinen Dienst anzutreten.

 

Danach gingen die Juden in das Lager der Armeen und plünderten alles was ihnen gefiel und nahmen die Vorräte mit in die Stadt, die für mehrere Monate reichten.

 

Dann fingen sie an, ihre Häuser wieder aufzubauen. Auch Ben und Sarah bauten ihr Haus wieder auf. Mit der Zeit kamen Menschen von anderen Ländern nach Jerusalem und wollten den Engel sehen, den sie im Fernseher gesehen haben, bevor das Erdbeben die Übertragung unterbrochen hatte. Dann fielen sie vor ihm auf die Knie und beteten ihn an und er vergab ihnen ihre Sünden und machte sie wieder froh und das Zeichen Rotschilds verschwand von ihren Stirnen und Händen.

 

 

 

Während Ben an einem Tag die Außenwand des Hauses verputzte und sich umdrehte, um seinen Putzeimer nachzufüllen, stand plötzlich ein ausgewachsener Löwe vor ihm und sah ihn an. Ben schlug das Herz so stark, dass es herauszuspringen drohte und er ging einen Schritt zurück. Der Löwe legte sich auf den Boden und sah Ben weiter an. Dann kam Mose, der schon drei Jahre alt war, aus der Haustür hinausgerannt und schrie: "Ein Riesenkätzchen!" und rannte auf den Löwen zu und schrie weiter: "Will knuddeln!"

 

Bevor Ben ihn aufhalten konnte, sprang Mose auf den Löwen und umarmte ihn. Ben dachte, dass er jetzt seinen Sohn verloren hätte und ihn im nächsten Augblick zerfleischt vor ihm liegen sehen würde, aber der Löwe rührte sich nicht und blieb ohne zu zucken liegen und hechelte weiter. Dann stieg Mose auf den Rücken des Löwen, als ob er ihn reiten würde und schrie: "Los! Lauf! Los!"

 

Aber der Löwe blieb immer noch liegen und rührte sich nicht. Erst dann fiel Ben ein, was Jesus gesagt hatte. Satan ist gebunden und es werden tausend Jahre Frieden sein und kein Mensch wird sterben.

 

"Na klar", dachte Ben. "Es kann keine wilden Tiere mehr geben, sonst würden trotzdem noch Menschen sterben. Das ist das Paradies wie bei Adam und Eva."

 

Nachdem sich Ben beruhigt hatte, fiel ihm eine Idee ein. Er rief: "Sarah, Sarah, komm schnell heraus!"

 

Sarah dachte, dass etwas Schlimmes passiert wäre und rannte aus dem Haus heraus und sah gleich Mose auf dem Löwen und blieb sofort stehen und schrie: "Mose! Komm runter von dem Löwen!"

 

Aber Mose sagte spielerisch: "Will knuddeln."

 

Sarah sah Ben an, der vor Lachen nicht mehr stehen konnte und sie verstand die Welt nicht mehr.

 

"Was ist hier los?"

 

"Na was wohl? Mose wird gleich von einem Löwen gefressen. Schnell, hol ihn da weg", sagte Ben und tat so, als ob er erschrocken wäre.

 

"Wie soll ich ihn holen?", schrie Sarah Ben an und wurde immer unsicherer, denn der Löwe machte keine Anstände, feindselig zu werden.

 

Dann lachte Ben und hielt sich den Bauch vor Lachen und sagte: "Nein, die sind ganz zahm wie Schafe. Es gibt keine wilden Tiere mehr. Willkommen im Tausendjährigen Reich, mein Schatz."

 

Dann sah Sarah Ben wütend an und sagte: "Ich hab dir schon mal gesagt, du sollst nicht mehr solche Späße mit mir machen."

 

Dann entspannte sie sich langsam wieder, während Ben immer noch lachte.

 

Sie ging langsam und vorsichtig auf den Löwen zu und streckte ihre Hand aus, um ihn zu streicheln. Plötzlich schrie Ben: "Vorsicht!", und Sarah erschrak und zog ihre Hand schnell wieder zurück.

 

Ben lachte wieder. Dann lachte sie auch.

 

"Na warte", sagte sie. "Das zahl ich dir irgendwann wieder heim."

 

"Jetzt hab ich aber Angst", antwortete Ben.

 

Dann gingen beide zum Löwen und streichelten ihn und ließen Mose weiter mit ihm spielen.

 

 

 

Ein paar Tage später, war Ben hinter dem Haus und arbeitete im Garten, als Sarah aus dem Fenster auf die Straße blickte und Mose mit einer Schlange spielen sah. Zuerst erschrak sie, aber dann merkte sie, dass die Schlange zahm war und erinnerte sich an den Löwen und dachte: "Jetzt zahl ich es Ben heim", und ging hinaus mit einem Sack und packte die Schlange ein und versteckte sie im Haus.

 

Am nächsten Morgen, als Sarah und Mose schon wach waren und Ben noch schlief, holte sie die Schlange aus dem Versteck und legte sie auf Bens Decke. Dann schrie sie: "Ben, eine Schlange!"

 

Ben riss die Augen auf und setzte sich aufrecht ins Bett und entdeckte die Schlage vor sich auf seiner Decke. Dann stieß er einen Schrei aus und sprang aus dem Bett und blieb an der Wand stehen und sah die Schlange an. Dann sah er zu Sarah, die anfing zu lachen und konnte nicht mehr. Ben sah sie fragend an: "Was soll das?"

 

"Ich hab dir doch gesagt, dass ich es dir einmal heimzahlen werde", und lachte weiter.

 

Erst jetzt verstand Ben, dass es nur ein Streich war, wegen seinem "Scherz" mit dem Löwen und sagte lächelnd: "Der war gut. Du kommst so langsam auf meinen Geschmack."

 

 

 

Die Tage vergingen und es war alles friedlich. Die Menschen hassten sich nicht mehr und alle lebten in Frieden miteinander und jeder vertraute dem anderen und keiner sperrte die Tür seines Hauses zu und die Kinder spielten auf der Straße mit Schlangen und anderen Tieren, die früher wild und gefährlich waren.

 

Eine Schule gab es nicht. Jeder unterrichtete seine Kinder zu Hause wie er wollte und was er wollte und wenn die Kinder etwas dazu lernen wollten, konnten sie im Internet lernen. Das Leben war nämlich genauso wie vor der Trübsal, mit einer verbesserten Technologie und ohne Überwachung und Spionage und ohne Umweltverschmutzung.

 

Es gab Handys, Internet, Fabriken, Autos und Haushaltsgeräte, die allen das Leben erleichterten, aber keine Fernseher und Radios. Wer Informationen haben wollte, holte sie sich aus dem Internet, wo jeder Mensch schreiben und hochladen konnte, was er wollte und es gab keine Lügen darin und auch keine falschen Informationen.

 

Die Energie kam teilweise aus den alten erneuerbaren Energien, wie zum Beispiel Sonnen-, Wind- und Wasserkraft, aber auch aus neuen Energiearten, die die Menschen neu erforschten, die noch effizienter waren als die alten Energieumwandler.

 

Jedes Haus und jedes Gebäude war komplett autark und versorgte sich selbst mit Energie und Wasser und es konnte so auf Stromkabel, Wasser- und Kanalrohre, Pumpstationen und Energiewerke verzichtet werden.

 

Es gab keine Verpackungen mehr, die nur ein Mal verwendet und dann weggeschmissen wurden und es entstanden nur noch Abfälle, die auch innerhalb von ein paar Tagen natürlich abgebaut wurden und zu Erde verfaulten.

 

Es gab keine Krankheiten mehr, die Luft war sauber, die Sonne brannte im Sommer nicht mehr so heiß und im Winter wurde es nicht mehr frostig kalt, es gab keine Überschwemmungen mehr, keine Orkane, nicht einmal starke Winde, keinen Hagel, keinen Platzregen, keine Dürre, keine Wüsten, kein Eis in den Bergen oder an den Polen, keine Vulkane, keine Erdbeben, keine Erdrutsche, keine Meteoriten.

 

Die Stechmücken und Zecken stachen keine Menschen und Tiere mehr. Die Insekten befielen nicht mehr die Erträge der Felder. Das Unkraut wuchs nicht mehr auf den Äckern und die Menschen mussten nicht mehr mit dem Unkraut und den Insekten kämpfen. Die Brennnesseln und alle Pflanzen mit Stacheln verloren sie und stachen nicht mehr.

 

Kurz gesagt kamen von der Natur keine Schäden oder Gefahren mehr. Es gab zwar noch Jahreszeiten, aber keine extremen Temperaturen mehr. Die Winter waren nur noch maximal fünf Grad kalt und die Sommer waren nur noch maximal fünfundzwanzig Grad warm.

 

Die Nutztiere gingen alleine morgens auf die Weide und kamen abends wieder alleine in ihre Ställe und kein Tier lief davon. Es gab weder unter Menschen, noch unter Tieren Fehlgeburten und beide vermehrten sich sehr schnell. Es machte sogar Spaß auf dem Feld zu arbeiten, denn man wurde von seiner Arbeit belohnt und man musste nicht mehr so hart arbeiten, dass man schwitzte oder Muskelkater hatte.

 

Alle Menschen und Tiere ernährten sich nur noch von Pflanzen oder von dem, was die Nutztiere gaben, wie zum Beispiel Eier, Milch, Honig, Wolle, usw. Kein Tier jagte noch andere Tiere und alle lebten friedlich nebeneinander.

 

Das ganze Leben war eine einzige Harmonie und Freude. Es war wie im Paradies zu der Zeit von Adam und Eva, wo sie im Garten Eden mit Gott lebten, nur mit dem Unterschied, dass die Menschen Kleider an hatten. So hatten die Menschen viel Freizeit und viel Zeit füreinander und für Gott.

 

Es gab keine Städte mehr, sondern nur noch Dörfer und die meisten Menschen lebten von der Landwirtschaft, außer den wenigen, die in Fabriken arbeiteten. Denn alles was hergestellt wurde, wurde so gebaut, dass es hunderte von Jahre lang funktionierte und wenn etwas kaputt ging, wurde es nicht weggeschmissen, sondern repariert. Somit war der Bedarf an neuen Produkten minimal.

 

Jedes Dorf hatte ein Gemeindehaus, das von fast allen Menschen besucht wurde, in denen regelmäßig Gottesdienst gehalten wurde. Die Verherrlichung Gottes und die Interaktion zwischen den Menschen waren der Sinn des Lebens. Alles andere war Nebensache und wurde nur so viel betrieben, dass es zum Leben ausreichte.

 

Die Könige, die früher Märtyrer in der Trübsal waren, zogen jeder durch sein Land und hatten Gemeinschaft mit dem Volk und sie predigten auch in den Gemeinden in den Dörfern, wo sie gerade waren. Solche Gottesdienste wurden von den Menschen mit besonderem Interesse besucht, denn sie erzählten wie die zwei Zeugen aus der Trübsal, vom nächsten Leben und dem Himmel und vom Wort Gottes und auch wie es am Anfang auf der Erde war. Diese Predigten wurden auch im Internet besonders oft angesehen.

 

Die Autos brauchten keine Straßen und Räder mehr, denn sie flogen und schwebten mit minimaler Energie wie Hubschrauber oder Drohnen, nur ohne Propeller. Sie hatten an der Unterseite eine Metallplatte, die die Schwerkraft umpolte, wie ein Gegenmagnet, den man stufenlos stärker oder schwächer stellen konnte und so die Flughöhe einstellte konnte. Eine zweite schmale Metallplatte war am Heck des Autos in einem 45°-Winkel zur Erde eingestellt. Man beschleunigte, wenn man ihn als Gegenmagneten zur Erde benutzte und sich somit von der Erde abstieß und andersherum bremste man, wenn man ihn als Magneten benutzte. An den beiden Seiten des Autos waren ebenfalls solche schmale Metallplatten im 45°-Winkel zur Erde, die zum Lenken benutzt wurden, auch nach dem gleichen Prinzip. Die Autos flogen ganz von alleine und sie waren durch ein eigenes Radar mit allen anderen Autos in einem Umkreis von tausend Kilometer vernetzt und interagierten miteinander, um Kollisionen zu vermeiden. So konnten sie mit 1000 km/h fliegen und verbrauchten kaum Energie. Die obere Autohälfte war komplett aus Glas, wie eine Glaskuppel und die Autos gab es in unterschiedlichen Größen, je nach Anzahl der Passagiere. Im Inneren sahen die Autos wie kleine Wohnungen aus, in denen man stehen und gehen konnte und eine Vollbremsung nicht einmal bemerken würde. Es gab für jeden Passagier bequeme Sessel, die sich zu Betten umklappen ließen und an den Wänden Tische, die man an die Wände zusammenklappen konnte, wenn man sie nicht brauchte. Man verhielt sich in den Autos wie in normale Häuser ohne Sicherheitsmaßnahmen. Andere Fortbewegungsmittel gab es nicht, weil sie nicht benötigt wurden. Ein Auto konnte alles, was auch ein Flugzeug konnte und diente am Zielort auch als Hotel.

 

Die Handys sahen aus wie breite Armbänder ohne Bildschirm und Tasten und waren sprachgesteuert. Wenn man das Armband mit der anderen Hand antippte, erschien darüber ein dreidimensionales Hologramm, auch wenn es unter dem Ärmel der Kleidung war. Die Nutzung der Armbänder beschränkte sich auf das Nötigste, denn es gab keine Spiele darauf oder im Internet und niemand verbrachte stundenlang im Internet, denn es gab keine sozialen Plattformen. Die Menschen unterhielten sich von Angesicht zu Angesicht.

 

 

 

Nach fünfhundert Jahren erinnerten sich Ben und Sarah wieder an Nicole bzw. Henoch und beschlossen ihn zu besuchen. Die Ernte war eingefahren und sie hatten bis im Frühjahr freie Zeit. Sie hatten mittlerweile schon zwölf Kinder und Sarah sah immer noch so aus, als hätte sie kein Kind zur Welt gebracht und als wäre sie um keinen Tag älter geworden.

 

Sie sagten ihren Freunden und Nachbarn bescheid und verabschiedeten sich von ihnen, auch wenn sie nur für ein paar Tage weg waren, denn das galt als Höflichkeit.

 

"Hast du alles ins Auto gepackt?", fragte Sarah.

 

"Ja, die Kinder sind auch schon drin. Wir warten nur noch auf dich."

 

"Mach keinen Stress. Zeit kostet nichts."

 

Nachdem auch Sarah eingestiegen war, sagte Ben: "Enterprise, kannst starten."

 

Dann hörte man im Auto eine Stimme sagen: "Verstanden, Ben. Schließe die Türen. Ziel: Henochs aktueller Standort."

 

Sarah sah Ben an und lachte: "Du hast ihn nicht wirklich Enterprise genannt."

 

"Wieso nicht? War der beste Name, der mir eingefallen ist. Und ab sofort nennst du mich Captain Kirk."

 

Beide lachten.

 

"Träum weiter, Captain Kirk."

 

Die Kinder standen alle an der Glaskuppel und sahen hinunter auf die Erde, während das Auto hundert Meter über den Bäumen flog. Sie waren noch nie so weit geflogen.

 

"Seht mal da hinten, Kinder", sagte Mose zu seinen Geschwistern. "Eine Herde Brachiosaurus. Und dazwischen ein paar T-Rex."

 

Das Auto flog aber so schnell daran vorbei, dass es die Kinder nicht richtig sehen konnten.

 

Dann sagte Mose: "Enterprise, flieg nochmal um die Brachiosaurusherde herum, aber langsam."

 

"Verstanden, Mose."

 

Das Auto wendete und flog an die Herde heran und überflog sie ganz dicht und langsam. Auch Ben und Sarah sahen gespannt aus der Kuppel und als Sarah, wie die Augen ihrer Kinder leuchteten, sagte sie: "Enterprise, landen."

 

"Verstanden, Sarah."

 

Das Auto landete neben der Herde und machte die Tür auf, die seitlich aufging. Einige der Tiere lagen im Gras auf der Wiese, andere knabberten an den Bäumen am Waldrand und wedelten langsam mit ihren Schwänzen. Die Kinder rannten hinaus auf die Dinos zu und streichelten sie. Ein paar der Kinder kletterten auf den Schwanz eines Brachiosaurus und setzten sich darauf, als ob sie reiten würden. Der Brachiosaurus wedelte seinen Schwanz zehn Meter weit hin und her und schaukelte so die Kinder. Die Kinder schrien vor Aufregung und hoben ihre Hände hoch, als ob sie Achterbahn fahren würden.

 

Nach ein paar Minuten rief Sarah die Kinder wieder zurück und sie flogen weiter.

 

Zwei Stunden später landeten sie in dem Dorf, wo Henoch war und zwar genau vor dem Haus, in dem er sich gerade aufhielt. Es war ein ganz normales Bauernhaus mit Scheunen und Ställen um das Haus herum. Henoch kam heraus und begrüßte die Gäste.

 

"Wohnst du hier?", fragte Ben Henoch.

 

"Nein. Hier wohnt ein alter Mann, der noch nicht Jesus als seinen Herrn angenommen hat. Er wird bald sterben und ich wollte nochmal mit ihm reden, um ihm sein Leben zu retten, sowohl hier auf der Erde, als auch im Nächsten."

 

"Warum wird er sterben? Was hat er?", fragte Sarah.

 

"Er ist 91 Jahre alt und wird aus Altersschwäche sterben. Wenn er sich zu Jesus bekehren würde, würde er nicht sterben, sondern sein Körper würde aufhören zu altern. Er würde aber auch nicht jünger werden."

 

"Also würde man in dem Alter stehen bleiben, in dem man sich bekehrt hat?", fragte Ben.

 

"Ja. Umso früher man sich entscheidet, desto besser für ihn für sein restliches Leben."

 

"Ist auch fair so. Jeder bestimmt selbst über sein Leben."

 

"So ist es. Ihr wollt bestimmt euer altes zu Hause im ehemaligen Teupitz sehen."

 

"Genau," sagte Sarah. "Was davon übrig geblieben ist."

 

Alle stiegen ins Auto ein und nach ein paar Minuten Flug, waren sie schon da und das Auto schwebte über Teupitz. Den Ort gab es als Ort nicht mehr, sondern nur noch als Ruinen, die von Pflanzen und Bäumen überdeckt waren.

 

"Weißt du wer von unseren Nachbarn überlebt hat, die wir noch kannten?", fragte Sarah.

 

"Keiner. Herr Steiner wurde vor eurer Flucht gefangen genommen und ohne Prozess auf den Friedhof gebracht und dort von den zwei Polizisten erschossen, die ihn mitgenommen hatten. Alle anderen sind entweder beim Erdbeben von ihren Häusern erschlagen worden, oder wurden von dem Hagel getroffen. Ihre Knochen liegen immer noch unter den Ruinen und werden auch dort bleiben."

 

"Schrecklich", sagte Sarah.

 

"Da wir gerade beim Thema sind, wollte ich mich nochmal bei euch für eure Hilfe in der Trübsal bedanken. Ihr habt mir einen großen Dienst erwiesen und meine Tage auf der Erde verlängert."

 

Da kamen die Erinnerungen bei Ben und Sarah wieder hoch und sie wurden traurig und Sarah sagte: "Tut uns leid, dass wir dich damals zurückgelassen haben und dass du von den Soldaten ..."

 

"Es muss euch nicht Leid tun. Ich hatte es im Himmel besser als ihr auf der Erde. Ich werde eure Taten nie vergessen und dafür werdet ihr im nächsten Leben vielfältig belohnt werden."

 

"Ach, dafür haben wir es eigentlich nicht getan", sagte Ben. "Aber die Belohnung nehmen wir trotzdem gerne an."

 

Alle lachten.

 

"Ich will euch nicht weiter aufhalten. Bleibt hier so lange ihr wollt. Ich muss weiter, um noch mit ein paar Menschen zu reden. Lebt wohl. Gott mit euch."

 

Dann verschwand er wieder vor ihren Augen.

 

"OK, Kinder. Wer will sehen, wo Mama und Papa gewohnt haben?", fragte Ben.

 

"Ich, ich, ich!", riefen die Kinder.

 

"Enterprise, landen."

 

"Verstanden, Ben."

 

Ben und Sarah zeigten den Kindern ihre Vergangenheit. Dann fragte Mose: "Was hat Henoch mit eurer Hilfe gemeint? Und was sind Polizisten und Erdbeben und Hageln?"

 

"Das ist eine lange Geschichte, mein Sohn", sagte Ben. "Steigt alle wieder ein. Während wir nach Hause fliegen, erzählen ich und Mama euch die Geschichte, als die Erde weinte.

 

 

 

 

 

Ende


 

Zusammenfassung der Ereignisse

 

 

 

 

 

1.      Zusammenschließung der 10 Staatenbünde.

 

2.      Gewalttätiger verbrecherischer Jude aus Bethlehem wird schnell durch Listen deutscher Kanzler.

 

3.      Sein Name wird rechnerisch 666 ergeben.

 

4.      Er wird sich tot stellen und wiederauferstehen und alle verführen ihn anzubeten.

 

5.      Er wird sein Zeichen überall verbreiten wie Hitlers Hakenkreuz.

 

6.      Er führt Krieg gegen 3 Staatenbünde und siegt.

 

7.      Friedensvertrag von 7 Jahren mit allen 10 Staatenbünden.

 

1. Trübsalshälfte beginnt

 

8.      Bau des Tempels in Jerusalem beginnt, der nach 1/2 Jahr fertig ist.

 

9.      Erscheinung des falschen Propheten mit Wunder und Verführungen, den Antichrist anzubeten.

 

10.  Statuen des Antichristen wird durch falschen Propheten auf der ganzen Welt gebaut.

 

11.  1 Jahr weltweite Anarchie, Armee plündert, Hungersnöte, Seuchen, 1/4 der Menschen stirbt.

 

12.  Antichrist überfällt Arabischen Staatenbund und siegt.

 

13.  Christenentrückung.

 

14.  Großes weltweites Erdbeben und Vulkanausbrüche, Berge und Inseln verschieben sich, Mond und Sonne verfinstern mehrere Tage, Meteoritenschauer, Menschen verstecken sich unter der Erde.

 

15.  144.000 Messianische Juden evangelisieren auf der ganzen Erde.

 

16.  Brennende Gesteinbrocken aus Vulkane fallen auf die Erde, 1/3 der Bäume verbrennen.

 

17.  Großer Asteroid 1 km Durchmesser fällt im (Indischen) Ozean, alle Schiffe darin versinken, alle Tiere darin sterben.

 

18.  Großer Asteroid fällt auf Gletscher im Himalaya und vergiftet 1/3 der Gewässer, viele Menschen sterben.

 

19.  Finsternis auf 1/3 der Erde (Mittelasien) für ein paar Tage.

 

20.  Dämonen quälen Menschen mit psychischen Krankheiten und starker Migräne 5 Monate lang, bis Trübsalshälfte.

 

21.  Antichrist überfällt Arabischen Staatenbund, USA hilft ihnen mit Flugzeugträgern, Antichrist zieht sich zurück.

 

22.  Antichrist bleibt mit einem Teil seiner Armee in Jerusalem, um sich an die Juden zu rächen.

 

23.  Dämonen töten 1/3 der Menschen.

 

2. Trübsalshälfte beginnt

 

24.  Tempelschändung und Offenbarung des Antichristen.

 

25.  Judenverfolgung beginnt.

 

26.  Juden bekehren sich

 

27.  2 Zeugen tauchen auf und beschützen übrige Juden bis zur Endschlacht.

 

28.  Zeichenzwang.

 

29.  Statuen reden und lassen alle töten, die nicht Antichrist und Teufel anbeten.

 

30.  Geschwüre auf Menschen mit Zeichen.

 

31.  Ozeane und Meere werden zu Blut.

 

32.  Gewässer werden zu Blut.

 

33.  Große Hitze ein paar Tage lang.

 

34.  Finsternis auf ganze Erde.

 

35.  1 Jahr vor Endschlacht Dürre in Euphratregion.

 

36.  Antichrist besiegt Arabischen Staatenbund mit Armeen der ganzen Erde.

 

37.  Armeen der ganzen Erde versammeln sich in Israel.

 

38.  Armee besiegt die 2 Zeugen.

 

39.  3,5 Tage Feier wegen Tod der Zeugen.

 

40.  Großes Erdbeben und 100 kg-Hageln.

 

41.  Endschlacht und Tod des Antichristen.

 

 


Überlebensliste für Anarchie

 

 

 

 

 

1.      Ein Eigenheim kaufen. Damit verhindert man vom Vermieter aus der Wohnung geschmissen zu werden, wenn man die Miete nicht bezahlen kann.

 

Das Haus sollte so abgelegen und so weit wie möglich von Wohngebieten sein, damit man für Plünderer unbekannt und unbemerkt bleibt. Denn diese treiben sich zuerst in stark bewohnten Gebieten herum, wo sie am meisten plündern können. Umso größer die Stadt, desto schlimmer die Plünderungen und Morde.

 

Es sollte eine eigene Quelle haben oder ein Brunnen und eine Klärgrube. Wenn es keine Klärgrube hat, kann man jederzeit bei Bedarf ein Plumpsklo im Hinterhof oder Garten graben.

 

Es sollte einen großen Garten haben für Obstbäume und Gemüsegarten.

 

Ein Stall oder eine Scheune für Tierhaltung (1 Kuh, Hühner, Schweine)

 

Es sollte so gut wie möglich gegen Einbrüche gesichert werden:

 

Einen hohen Zaun, über den man als Fußgänger nicht in den Hof sehen kann, um keine Einbrecher einzuladen. In der Regel darf man Zäune bis 2 m hoch bauen, wenn sie keine Steinmauer sind. Den Zaun an der Oberkante mit spitze und scharfe Aufsätzen versehen, damit man sich beim Übersteigen verletzt und eine abschreckende Wirkung erzielt.

 

Die Fenster im Erdgeschoss sollten entweder aus verstärktem Glas sein oder Fensterläden haben oder Rollläden oder am besten Gitter.

 

Die Außentüren sollten einruchsicher sein, damit man auch mit einer Brechstange nicht reinkommt.

 

Ein Mehrfamilienhaus wäre besser, damit man noch mit Freunde oder Verwandte zusammen wohnt. Denn um so mehr Menschen in einer Gruppe sind, desto stärker ist die Gruppe und man hat noch sozialen Kontakt in einer Zeit, in der man niemanden trauen kann.

 

 

 

2.      So schnell wie möglich alle Schulden bezahlen, um Enteignung durch die Bank oder anderen Gläubigern zu vermeiden.

 

 

 

3.      Wenn man Nachbarn hat, kann man eine Nachbarschafts-Bürgerwehr organisieren, um Feinde abzuwehren, aber diese Verbündete immer im Auge behalten und nicht vertrauen, denn auch sie werden irgendwann plündern müssen.

 

 

 

4.      Niemanden im Haus rein lassen, egal aus welchem Grund. Es könnte immer eine Falle sein. Auch wenn es eine Frau mit einem Baby im Arm ist oder eine hübsche attraktive Frau ist oder ein Bekannter. Wenn es nicht eine Falle ist, könnte es eine Auskundschaftung sein, um die Möglichkeiten eines Einbruchs abzuwägen.

 

 

 

5.      Alle Kommunikationsgeräte ausschalten, falls noch Strom da wäre, wegen der Überwachung.

 

 

 

6.      Niemals alleine das Haus verlassen, um Hilfe zu holen, wenn dem anderen etwas passiert oder um sich vor Angreifer besser verteidigen zu können.

 

 

 

7.      Den Aufenthalt Draußen auf ein Minimum reduzieren und keine lauten Geräusche machen und kein Lagerfeuer machen, um Aufmerksamkeit zu vermeiden.

 

 

 

8.      Bewaffnung: Ich selber rate von Waffen ab, weil man erstens eine reine Weste braucht, um einen Waffenschein zu bekommen und zweitens eine Waffe sehr teuer ist und drittens die Haltebedingungen sehr streng sind und viertens kann der Einbrecher schon im Haus stehen, bis man es gemerkt hat und dann reicht die Zeit nicht, um den Schlüssel für den Tresor zu holen, und den Tresor zu öffnen und die Waffe zu laden.

 

Stattdessen kann man sich ein oder mehrere Hunde zulegen, die nicht nur Einbrecher fern halten, sondern sie bei einem Einbruch auch verjagen können und auch als Alarmanlage gut dienen, falls Menschen in der Nähe sind. Hunde wirken abschreckend auch für Einbrecher mit Waffen, weil man sie zu sehr fürchtet und Hunde schnell und unberechenbar sind.

 

Man kann Speere selbst aus Stöcken und Messern basteln.

 

Pfefferspray ist ratsam, aber nur für kurze Dauer eine Lösung, bis sich der Gegner erholt.

 

 

 

9.      Vorräte für 1 Jahr anlegen:

 

Brennstoff für die Heizung

 

Lebensmittel mit langer Haltbarkeit: Dosenessen, Reis, Nudeln, Kartoffeln (trocken und dunkel lagern), Zwiebeln, Marmelade, Tee, Kaffee, Zucker, Öl, Mehl, Nüsse, Hartweizengrieß, getrocknetes Obst, geräuchertes Fleisch, Salz, Essig, Gewürze, Backpulver, Weizen zum selbst mahlen, Handmühle.

 

Gemüse einlegen

 

Tierfutter

 

Hygieneartikeln: Zahnbürste, Zahnpaste, Seife, Duschgel, Shampoo, Windeln, Spülmittel, WC-Reiniger, Waschmittel, Klopapier, Putzlappen, Rasierzeug, Slipeinlagen

 

Hausapotheke: Pflaster, Verbandzeug, Desinfektionsmitteln, Ersatzbrille, individuelle Medikamente je nach Bedarf

 

Obstbäume pflanzen: Apfel, Kirsche, Birne, Pfirsiche, Pflaume

 

Gemüsegarten anlegen: Gurken, Tomaten, Salat, Radieschen, usw.

 

Kleidern

 

Treibstoff für das Auto

 

Kompass

 

Nachsichtgerät

 

Fernglas

 

Feuerzeuge

 

Chlortabletten zum Desinfizieren von Trinkwasser

 

Pfefferspray

 

Radio mit Kurbel

 

Taschenlampen, Ersatzbatterien

 

Stehlampen mit Photovoltaikzelle oder Kurbel

 

 

 

10.  Bei Nachwuchsplanung Babys stillen. Damit spart man die Beschaffung von Milchpulver, sauberes Wasser und die Zubereitung und es ist gesünder für Baby und Mutter.

 

 

 

11.  Über essbare wilde Pflanzen informieren: Pilze, Kräuter, Blätter, Beeren, Wurzeln, Esskastanien

 

 

 

12.  Über Heilpflanzen informieren

 

 

 

13.  Lernen nach Karte und Kompass zu gehen.

 

 

 

14.  Quellwasser in der Nähe suchen und das ganze Jahr über beobachten, ob auch immer Wasser kommt. Denn in den Sommermonaten versiegen manche Quellen.

 

 

 

15.  Suchtprobleme beseitigen, sonst wird man einen harten Entzug durchmachen.

 

 

 

16.  Gesund ernähren, um den Körper widerstandsfähig und immun zu machen.

 

 

 

17.  Haushalt immer auf Stand halten und sofort alles reparieren.

 

 

 

18.  Alltagswerkzeuge funktionstüchtig und griffbereit halten.

 

 

 

19.  So weit es geht auf elektronische Geräte verzichten, um sich daran zu gewöhnen.

 

 

 

20.  Sparsam leben:

 

Essensreste nicht wegschmeißen, sondern am nächsten Tag essen.

 

Nur Quellwasser trinken.

 

Treibstoff sparen: Auto untertourig fahren, so schnell wie möglich im höchsten Gang schalten und dabei die Drehzahl so niedrig wie möglich halten, 1 Gang pro 10 km/h d.h. bei 30 km/h im 3. Gang schalten, vorausschauend fahren, um bremsen zu vermeiden, an Gleise Motor ausschalten.

 

 

 

21.  Bollerwagen besorgen, um größere Mengen Lebensmittel oder Gegenstände zu transportieren.

 

 

 

22.  Geeignetes Auto kaufen:

 

Platz genug für ganze Familie und das Nötigste, falls man das Haus fluchtartig verlassen muss; Dachbox besorgen; kein Anhänger, denn er verlangsamt und verbraucht viel Treibstoff und man ist eingeschränkter beim manövrieren; geringer Verbrauch; geländefähig, falls Straßen gesperrt sind.

 

 

 

23.  Fahrräder mit Anhänger besorgen, um ohne Auto mobil zu bleiben.

 

 

 

24.  Bei Straßensperren, die aus aufgestapelten Gegenständen bestehen oder quer stehenden Autos, sofort anhalten und umkehren und einen anderen Weg suchen, weil es Fallen sind.

 

 

 

25.  Draußen so zügig wie möglich bewegen, um Menschenannäherungen zu vermeiden.

 

 

 

26.  In Erntezeit Obst, Getreide, Mais, Kartoffeln usw. von umliegenden Bäumen und Äckern holen, weil nicht geerntet und alles verrotten wird.

 

 

 

27.  Bei Errichtung der 10 Staatenbunde, das ganze Geld aus der Bank, den Aktien, den Bausparverträgen, der Altersvorsorge, der Lebensversicherung zu Hause in bar gut verstecken, damit man gut gerüstet ist, wenn die Wirtschaft wieder anläuft. Das gilt aber nur, falls es bis dahin noch keine Kryptowährung, also digitales Geld gibt. Aber man kann aus dem Geld Gegenstände kaufen, die man für die Anarchie und danach braucht. Wenn man immer noch Geld übrig hat, kann man Edelmetalle kaufen, die man nach der Anarchie wieder verkaufen und zu Geld machen kann.

 

 


Überlebensliste für Flucht

 

 

 

 

 

1.      Höchste Priorität sollte sein, Jerusalem zu erreichen, sobald die 2 Zeugen da sind, weil sie die Juden und alle anderen Bewohner vor dem Antichrist beschützen. Wer Jerusalem erreicht hat, hat eine 100 %ige Überlebenschance. Auf keinen Fall darf man in Israel während und nach der Tempelschändung sein, bis nicht die 2 Zeugen da sind, sonst hat man eine 50 %ige Chance getötet oder gefangen genommen zu werden. Für Jerusalemflüchtlinge gelten dann folgende Tipps:

 

a.       Haus oder Grundstück in der Nähe der türkischen Grenze kaufen, damit man einen kurzen Weg bis nach Jerusalem hat, denn man wird nur zu fuß oder auf dem Seeweg unterwegs sein können, auch nicht per Anhalter, sonst riskiert man vom Fahrer verraten zu werden. Türkei wird zum arabischen Staatenbund gehören und wird vom Antichrist ständig angegriffen. Deswegen muss das Haus auf europäischen Boden sein. Am besten im griechischen Teil Zyperns, weil es am nahesten zu Israel ist (380 km) und der Seeweg am unauffälligsten, sichersten und schnellsten ist (bis 20 Stunden). Das Haus muss abgelegen sein, kann auch eine Ruine sein oder nur ein Grundstück, denn man braucht es nur für ein paar Tage.

 

b.      Motorboot kaufen und an der Küste mit genug Treibstoff bereithalten.

 

c.       Straßen- und Geländekarte von Israel besorgen.

 

d.      Ein paar Tage vor der Trübsalshälfte normal anreisen und auf die 2 Zeugen warten. Dann mit dem Boot nach Kompass zur Küste von Aschdod fahren. Am besten nachts. Aber nicht bei schlechtem Wetter, sonst wird man von den Wellen umgeworfen.

 

e.       An der Küste einen menschenleeren Anlegeplatzsuche. Am besten mit einem Gebüsch, wo man das Boot versteckt und mit Ästen tarnt. Boot mit der Oberseite nach unten legen, damit man es wieder benutzen kann, falls etwas schief geht.

 

f.        Zu fuß nach Jerusalem gehen, aber auf Armeestellungen des Antichristen achten und sie weiträumig umgehen.

 

Die nächsten Punkte gelten auch für Jerusalemflüchtlinge.

 

 

 

2.      Versteck in Wohnnähe suchen. Er sollte von Wohnsiedlungen abgelegen und unauffällig sein, wie z.B. eine Höhle, ein verlassener Bunker, ein verlassenes Haus. Nicht zu weit von Wohnsiedlungen, weil man Lebensmittel holen muss.

 

 

 

3.      Versteck mit Überlebensausrüstung und haltbare Lebensmittel ausstatten oder zu Hause fertig gepackt zum Mitnehmen bereithalten.

 

Ausrüstung und Lebensmittel in einer großen Mülltüte packen und gut zuschnüren und auch mit Klebeband gut zukleben und in der Nähe des Verstecks eingraben, damit sie niemand findet. Stelle gut merken und ein Zeichen setzen. Z.B. in der Mitte zwischen 2 Bäumen und beide Bäume in der Richtung markieren, in der die Sachen sind. Nicht direkt neben einem Baum, weil man nur auf Wurzeln stößt und nicht tief genug graben kann.

 

Sachen min. 0,5 m eingraben, damit sie nicht von Tieren ausgegraben werden.

 

Markierung unauffällig machen, damit sie nicht von Spaziergänger, Förster und Waldarbeiter entfernt wird.

 

Ausrüstung nur nachts eingraben, wenn keine Spaziergänger vorbei gehen.

 

Versteck und eingegrabene Ausrüstung regelmäßig in einem unauffälligen Spaziergang besichtigen.

 

 

 

4.      Inhalt der Überlebensausrüstung: ISO-Matte, Schlafsack (bis -10°C), stabile Plastikfolie oder Plane als Abdeckung falls man im Freien im Regen übernachten muss, großer stabiler Rucksack, kein Zelt (schwer, kein Platz im Rucksack), kleine LED-Taschenlampe mit Ersatzbatterien, Klappspaten (auch als Hammer oder Axt benutzbar), 1 kleinen Edelstahltopf, 1 Löffel, 1 scharfes Klappmesser (immer griffbereit in der Hosentasche), keine Teller und Besteck wegen Platzmangel und Gewicht, Winterbekleidung, min. 5 Feuerzeuge (sparsam benutzen) in einer Tüte vor Feuchtigkeit schützen, Kompass, Nachsichtgerät, Fernglas, Chlortabletten zum Desinfizieren von Trinkwasser, Pfefferspray, Radio mit Kurbel, Hygieneartikeln (3 Zahnpasten (sparsam benutzen) 1 Zahnbürste, 3 Seifen, 1 Kamm (nicht Haarbürste), Slipeinlagen, 2 Rasierklingen, kein Rasierschaum, nur mit Wasser und Seife rasieren, kein Shampoo oder Duschgel).

 

Alle Sachen müssen in einem Rucksack passen, damit man immer mobil bleibt.

 

Um Platz im Rucksack zu sparen, kann man Kleider eng einrollen.

 

Wenn man lange wandern muss, schwere Sachen unten im Rucksack verstauen.

 

Die Ausrüstung darf nicht klappern und Geräusche machen.

 

Feuer machen nur wenn unbedingt notwendig und nur kurze Zeit und das Feuer dabei in einem Erdloch eingraben, damit es von weitem nicht sichtbar ist.

 

Lernen wie man Feuer ohne Brennbeschleuniger macht (ganz unten trockenes Moos, darüber ganz dünne Äste oder dünne Rinde, darüber etwas dickere Äste, darüber noch dickere Äste und mit dem Feuerzeug anzünden).

 

Taschenlampe nur im Notfall benutzen und Lichtstrahl seitlich verdecken.

 

 

 

5.      Bekleidung nach Zwiebelprinzip: zuerst Sommerkleider anziehen, dann Winterkleider darüber, dann Regenjacke und -hose darüber. Wenn es warm ist, verstaut man die Winterkleider im Rucksack.

 

 

 

6.      Zweites Versteck in Wohnnähe mit Überlebensausrüstung und haltbare Lebensmittel ausstatten, falls das erste Versteck aufgeflogen ist.

 

 

 

7.      Kopf, Gesicht und Hände verdecken, wenn man unterwegs ist, um von Kameras und Menschen nicht als zeichenlos erkannt zu werden.

 

 

 

8.      Nur nachts und so kurz wie möglich in oder in der Nähe der Wohnsiedlungen aufhalten, um Lebensmittel zu suchen.

 

 

 

9.      Wanderungen nur nachts. Tagsüber Wege vermeiden und immer Sichtschutz im Wald suchen.

 

 

 

10.  Zum lagern und übernachten immer so weit weg von Wege bleiben, damit man nicht gesehen und gehört wird, besonders wenn man schnarcht oder ein Feuer macht.

 

 

 

11.  Lebensmittelreste aus Mülltonnen von Restaurants, Supermärkte, Altenheime, Krankenhäuser, Schulen, Kantinen von Universitäten, Kantinen von großen Firmen, großen Wohngebäuden, von Tafeln, an Haustüren betteln

 

 

 

12.  Bis zum Zeichengesetz Freundschaften und Bekanntschaften schließen, die einen mit Lebensmitteln versorgen oder bei Verwandten betteln. Freundschaften so früh wie möglich schließen, damit sie stärker werden.

 

 

 

13.  Freunden, Bekannten und Verwandten fleißig ohne Gegenleistung helfen, damit sie einen etwas schuldig bleiben, das man dann mit Lebensmittel einlösen kann. Umso mehr man hilft, desto mehr Lebensmittel bekommt man später.

 

 

 

14.  Menschen Arbeitshilfe anbieten, die man sich mit Lebensmittel ausbezahlen lässt. Z. B. als Putzkraft, Gärtner und andere Arbeiten, die nicht in der Öffentlichkeit getan werden müssen, wie z. B. den Hund ausführen. Aber den Arbeitgebern nicht vertrauen und immer einen Fluchtweg haben, falls er einen verrät. Dabei rasiert, gepflegt und vertrauenswürdig aussehen.

 

 

 

15.  Je nach Plage, muss man auch sein Fluchtort suchen. Wenn z.B. Meteoriten fallen, oder ein Vulkan ausbricht oder Hagel fallen, muss man sich in eine Höhle oder Bunker verstecken. Bei einem Erbeben muss man sich ins Freie begeben, aber auch nicht in der Nähe von Bäumen oder Häuser oder etwas was auf einen fallen kann. Wenn ein Asteroid ins Meer fällt, muss man sich von Küsten fern halten. Wann die Plagen kommen und in welcher Reihenfolge, steht in der Zusammenfassung.

 

 

 

16.  Obdachlos für eine Woche probeweise leben, damit man Erfahrung sammelt und lernt, worauf man achten soll und wie man sich anziehen soll und was man noch benötigt.

 

 

 

17.  Wenn man es nicht mit einem Obdachlosenpraktikum übertreiben will, kann man im eigenen Garten für ein paar Tage leben mit der oben genannten Ausrüstung, ohne das Haus zu betreten, außer für Toilettengang und Wasser holen.

 

 

 

18.  Wenigstens eine Nacht im Winter draußen übernachten, um die Kleidung und den Schlafsack auszuprobieren, ob sie reichen und ggf. mehr Kleidung anlegen.